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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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sagt.«
    »Sie weiß sich einfach nicht zu benehmen. Es heißt, sie würde trinken.« Mollard zog eine buschige Braue fragend hoch.
    »Ein Glas Wein oder zwei«, meinte Christy. »Aber ich habe umso mehr getrunken. Es gibt nichts Besseres als einen schönen Weißwein nach einem schweren Essen.«
    Christy dachte an die beiden Flaschen Wein, die er und Harriet geleert hatten. Er hatte sich in ihrer Gesellschaft wunderbar amüsiert, da sie eine kluge, unterhaltsame Frau war. Bei diesem Essen zu zweit hatte er sie besser kennen lernen können. Auf keinen Fall hätte er Harriets Vertrauen durch einen Flirtversuch aufs Spiel gesetzt, obgleich sie in Folge des Alkoholgenusses sicher nicht abgeneigt gewesen wäre. Außerdem verlief der ganze Abend ja unter dem wachsamen Auge Tom Lings.
    Doch genug. Mollard hatte seinen Spaß gehabt, nun war es an der Zeit, die Schraube anzuziehen.
    »Ich bin praktisch auf die Straße getaumelt«, sagte er. »Müsste mich schämen, in Gesellschaft derart viel zu essen. Aber eins muss ich Ihnen sagen, Sir. Dieser Bursche kann vielleicht kochen. Wenn die Chinesen kochen können, machen sie es gut. Und dieser hier ist ein Genie. Jeder Gang war sorgfältig geplant und absolut delikat – Fisch, Schwein, Suppe, Gemüse, Rind und alles mit köstlichen Soßen. Die geröstete Ente in Gelee, dünn aufgeschnitten … wenn ich dort noch einmal eingeladen werde, stehe ich Gewehr bei Fuß.«
    »Tatsächlich?«, fragte Mollard gierig. Er liebte Essen und verschlang sogar den Fraß, den man ihm in der Residenz vorsetzte. »Wie heißt er denn?«
    »Billy Chinn.«
    »Wie viel sie ihm wohl bezahlen?«
    »Niemand bezahlt einem Chinesen viel.«
    »Dachte ich mir. Wenn wir einen Burschen hätten, der solche Bankette auffahren kann …«
    »Dann blieben Mrs. Mollard viele Sorgen erspart.«
    »Auf mein Wort, ja. Sie müssen mit ihm sprechen. Der Mann verschwendet in einem privaten Haushalt ganz offensichtlich sein Talent. Hier zu arbeiten wäre ein Aufstieg für ihn. Kümmern Sie sich darum, Christy.«
    »Gewiss, Sir.«
    Als er das Arbeitszimmer des Residenten verließ, lachte er bei sich. Von wegen. Beim Essen hatte er erfahren, dass Billy Chinn und Tom Ling bei den Oatleys praktisch zur Familie gehörten. Harriet hatte ihm sogar gestanden, dass sie die beiden zunächst entlassen hatte, da sie an männliche Dienstboten nicht gewöhnt war, sie aber bald zurückgeholt hatte. An diesem Abend hatte er ohnehin viel erfahren. Dass Oatley einen Sohn in ihrem Alter hatte, der aus Übersee zurückerwartet wurde. Dass sie und ihr Mann sich auf seine Heimkehr freuten.
    Christy fragte sich, ob der Sohn wohl ebenso begeistert sein würde. Immerhin hatte der alte Herr in seiner Abwesenheit ein junges Mädchen geheiratet, nicht gerade eine verlockende Vorstellung für den jungen Mann. Mal sehen, vielleicht brauchte Harriet in nächster Zeit einen Freund.
    Seit William heimgekehrt war, sah man Harriet nicht mehr im Tennisklub. Niemand wunderte sich darüber angesichts der kursierenden Klatschgeschichten.
    Christy hielt Ausschau nach Harriet und begegnete ihr bald auf der Straße.
    »Harriet, meine Liebe, wie geht es Ihnen?«
    »Vielen Dank, Christy, mir geht es gut«, antwortete sie nervös.
    »Wir vermissen Sie beim Tennis.«
    Sie nahm ihn beiseite. »Ich kann wirklich nicht mehr kommen. Jemand hat William einen schrecklichen anonymen Brief geschickt. Einfach skandalös.«
    »Worum ging es dabei?«
    Sie errötete. »Es tut mir Leid, Christy, es ist mir so peinlich, aber es ging darin um Sie und mich. Es ist natürlich alles aus der Luft gegriffen, aber er wurde nun einmal geschrieben. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Ich wollte Ihnen schreiben, wusste aber nicht, wie ich mich ausdrücken sollte.« Sie seufzte. »Ich hoffe, Sie verzeihen mir.«
    Er wurde blass. Klatsch war eine Sache, doch anonyme Briefe an den Ehemann standen auf einem anderen Blatt. Darauf konnte er gut verzichten.
    »Harriet, Sie brauchen sich doch nicht zu entschuldigen. In dieser Stadt geraten viele Leute in Schwierigkeiten, aber Sie doch nicht. Ich kann einfach nicht glauben, dass jemand so boshaft sein sollte. Mr. Oatley hat doch hoffentlich kein Wort davon geglaubt?«
    »Oh nein, William hat keine Sekunde daran geglaubt. Er hat mir den Wisch gezeigt und ihn sofort verbrannt, um mir sein Vertrauen zu beweisen. Aber ich halte es für besser, zurzeit nicht zum Tennis zu kommen. Wenigstens, bis sich dieses alberne Gerede gelegt hat. Ich bin so

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