Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
seiner Gegenwart rechnete, wies sie Tom Ling an, für zwei zu decken.
    »Nein, nein, Missy, Mr. Myles ausgegangen.« Er zwinkerte ihr zu. »Junger Mann, seine Stadt hier. Muss Leute treffen!«
    Seine Stiefmutter fühlte sich erleichtert und wütend zugleich.
    Myles wusste genau, wohin er wollte. Die Hamiltons müssten in der Stadt sein, auch Lucy. Er rannte die Straße hinunter bis Doctor’s Gully, wo einige Stationsbesitzer ihre Ferienhäuser errichtet hatten. Wieder errichtet, besser gesagt, nachdem ein Wirbelsturm die Stadt vor Jahren dem Erdboden gleichgemacht hatte.
    Der Anblick ihres Hauses heiterte ihn auf und vertrieb den Überdruss, der ihn gequält hatte. Vermutlich hatte ihn die Begegnung mit dieser Frau in diese schlechte Stimmung versetzt.
    Das Haus war eher ein hoch gelegenes Cottage mit angebauten Zimmern und breiten Veranden, von denen Leinwandrouleaus flatterten, aber es war ihr Strandhaus, und es gefiel ihnen so. Myles besaß wunderbare Erinnerungen an die Sommer in diesem Haus, als er mit nackten Füßen über bloße Dielen gelaufen war, mit Sand zwischen den Zehen. Er dachte zurück an den feuchten Geruch vom Meer, den Duft von Festmählern mit Fisch und Zigarren, den Anblick von Menschen, die zwanglos umherschlenderten, lachten und an besonders heißen Nachmittagen einfach faulenzten, und Lucy war immer dabei mit ihrem sonnigen Wesen, ihrem Lachen, wie sie Spiele organisierte und alle herumkommandierte. So war sie schon als kleines Mädchen gewesen … Er hielt inne. Das Haus lag ungewöhnlich ruhig da.
    Keulenlilien gaben den Blick auf einen sandigen Weg frei, doch Myles brauchte gar nicht erst bis zum Haus zu gehen. Alle Türen waren geschlossen, niemand war zu Hause. Verwirrt überlegte er, welcher Monat war. Oktober? Dann müssten die Hamiltons hier sein. Verdammt, wo waren sie? Was für eine Heimkehr!
    Er ging zu Sweeneys Stallungen und stieß auf einen jungen Burschen, der die Ställe reinigte.
    »Habt ihr in letzter Zeit die Hamiltons gesehen?«
    »Die sind noch nicht da.«
    »Ist aber spät, oder?«
    »Ja, die meisten Bushies sind schon in der Stadt.« Er stellte das Wasser ab und griff nach einem Gummischrubber. »Zack hatte Probleme.«
    »Womit?«
    »Wurde von einem Schwarzen mit dem Speer verletzt. Das muss ihn wohl aufgehalten haben.«
    »Geht es ihm wieder gut?«
    »Wird jedenfalls erzählt. Bleiben diesen Sommer aber wohl zu Hause.«
    Myles kehrte wütend und enttäuscht in die Stadt zurück, wobei er einen großen Bogen um die Esplanade schlug. Inzwischen waren mehr Leute unterwegs; manche erkannten ihn und wollten höflich plaudern. Er brauchte beinahe eine Stunde, um ihre freundlichen Fragen zu beantworten, bis er vor dem geschlossenen
Victoria Hotel
eintraf. Aber er wusste Bescheid, ging zur Hintertür und klopfte an. Man ließ ihn ein, denn jetzt, während der so genannten katholischen Stunde, versammelten sich einige Einheimische, darunter auch die Polizisten, in der geschlossenen Bar.
    Mit einem kalten Bier in der Hand machte es Myles nichts mehr aus, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Er lachte, als ihm einige alte Bekannte mit lakonischem Grinsen zunickten.
    »Du kommst spät, Oatley.«
    Um fünf Uhr saßen Myles und seine Freunde dann sturzbetrunken in Charlie Wongs Café.
    Endlich war er zu Hause, entspannt und glücklich.
     
    Sie hörte Myles zu unchristlicher Stunde heimkommen. Er polterte betrunken durchs Haus. Sie blieb im Bett und bemühte sich, wieder einzuschlafen, aber der Ärger hielt sie wach.
    Der nächste Tag schien endlos. Myles schlief, Harriet lief nervös umher, konnte sich auf nichts konzentrieren, da seine Gegenwart das ganze Haus auszufüllen schien.
    Als Myles endlich aufstand, aß er in der Küche, was immer Billy Chinn für den jungen Prinzen bereitet hatte. Später hörte Harriet ihn ins Arbeitszimmer seines Vaters gehen, und dort blieb er auch. Sie roch das Aroma von Williams Zigarren.
     
    Myles schlug die Zeit tot und kurierte seinen Kater. Billy Chinn hatte darauf bestanden, dass er als Heilmittel eine kräftige Mahlzeit aus Steak, Ei und Würstchen zu sich nahm, bevor er Leo in der Handelsagentur aufsuchte. Danach wollte er sich mit seinen Freunden zu einem Festessen im
Victoria
treffen.
    Er durchstöberte das Arbeitszimmer, schaute in Magazine und Sammelalben, las Berichte von der Millford Station und Pops Briefe aus Warrawee und öffnete Schubladen. Sein Vater hatte gewiss nichts dagegen. Er blätterte in einem Kasten mit

Weitere Kostenlose Bücher