Tal der Träume
Haus verhaftet und danach zusammengeschlagen hat. Ich kann mir gar nicht vorstellen, weshalb er so etwas tun sollte. Ich mag Syd nicht besonders, aber für Mrs. Walsh tut es mir Leid. Es ist schlimm, das Haus zu verlieren.«
»Hör zu, ich habe eine Überraschung für dich. Yorkeys voller Name lautet Yorkey Moon.«
»Wie bitte?«
»Du hast richtig gehört. Vielleicht warst du auf der richtigen Spur, als du gesagt hast, er sähe aus wie Jimmy Moon.«
»Du lieber Himmel, bist du sicher? Woher weißt du das?«
»Aus den Polizeiakten im Gefängnis. Es ist eine Tatsache.«
Sibell blieb stehen und schaute ihn an. »Meinst du, er ist mit ihm verwandt?«
»Ich weiß es nicht. Pass auf, dein Kleid wird nass.«
Sie zuckte die Achseln. »Egal, Baumwolle trocknet schnell. Aber Zack … warum hat er es uns nicht gesagt?«
»Keine Ahnung. Vielleicht wirft es Licht auf die Frage, weshalb er das Haus niedergebrannt hat.«
»Was meinst du? Aus Rache? Doch nicht nach all den Jahren.«
»Wir sollten darüber nachdenken.«
»Oder ihn fragen. Yorkey Moon, das ist ein wahrhaft ungewöhnlicher Name.«
»Ja. Vielleicht solltest du dich mit ihm unterhalten, wenn er sich erholt hat. Mag sein, dass er dir etwas verrät, weil du Jimmy Moon so gut kanntest.«
»Sicher, ich brenne vor Neugier.«
Sie gingen über den Strand und ließen sich unter einer Schraubenpalme im Gras nieder. Nun kam Zack zum eigentlichen Grund ihres Spaziergangs.
»Ich wollte dich etwas fragen, Sibell. Hast du noch immer vor, wegzugehen?«
»Ja, Zack«, antwortete sie leise. »Leider ja.«
»Sag mir eins. Haben dich die letzten Ereignisse, meine Speerverletzung und Yorkeys Tortur, in deinem Entschluss bestärkt? Ich meine, ist das die Gewalt, von der du gesprochen hast?«
Sie runzelte die Stirn. »Oh, Zack, ich wünschte, Lucy hätte es dir nicht gesagt. Ich habe es nicht so gemeint. Damals jedenfalls nicht, heute bin ich mir nicht mehr so sicher. Im Busch können so viele schlimme Dinge passieren.«
»Nicht nur im Busch. Ich könnte mitten in Darwin vom Pferd stürzen«, sagte er schroff. »Auf dem Friedhof erzählen viele Grabsteine solche Geschichten. Gegen Unfälle ist niemand gefeit, wo auch immer sie passieren mögen. Es ist keine Entschuldigung dafür, dein Heim zu verlassen.«
»Das stimmt, Zack. Wir beide betonen diese Seite des Stationslebens wohl zu sehr.«
»Ich nicht, ich möchte nur verstehen, worum es dir eigentlich geht. Davonlaufen löst keine Probleme. Du musst mir schon sagen, was dir nicht gefällt.«
»Bitte, ich habe es dir doch schon so oft gesagt. Ich möchte künftig in einer Stadt leben. Ich sehe nicht ein, weshalb das so schwer zu verstehen sein sollte. Es geht mir nicht gut, und ich bin ständig in dieser schwermütigen Verfassung. Ich halte es einfach nicht mehr aus, ich muss fort.«
»Und darum willst du mich verlassen? Falls unsere Beziehung zu Ende sein sollte, kann ich das akzeptieren, aber du musst mir die Wahrheit sagen. Sag es einfach, dann wäre dieser Punkt ein für alle Mal geklärt.«
»Ich kann es aber nicht sagen, weil ich dich liebe. Die Station ist dein Leben. Ich weiß, ich verhalte mich egoistisch, aber ich weiß nicht, was ich sonst tun soll.«
Er stand auf und sah wütend auf sie hinab. »Du bist wirklich egoistisch. Verdammt egoistisch. Und dumm dazu! Ach, mach doch, was du willst!«
Er stürmte über den Strand davon. Sibell hielt ihn nicht zurück. Sie war tief erschüttert; sein Zorn, den sie früher selten zu spüren bekommen hatte, ängstigte sie. Sie fragte sich, ob ihre Entscheidung den ganzen Kummer lohnte, aber sie war fest entschlossen. Sie musste gehen, bevor diese elende Schwermut noch schlimmer wurde.
Harriet führte Sibell zu Yorkey hinein. »Er ist ziemlich ungeduldig«, sagte sie. »Offensichtlich ist er es nicht gewöhnt, untätig zu sein.«
»Welcher Mann wäre das schon?«, fragte Sibell lächelnd. »Sie alle betrachten ein Krankenzimmer als Gefängnis. Wie geht es ihm?«
»Komm mit. Sein Arm ist eingegipst, er hat einen Schneidezahn verloren, und sein Gesicht ist noch angeschwollen, aber du solltest dir keine Sorgen machen. Der Arzt sagt, er sähe schlimmer aus, als es ist. Seine Nieren haben auch etwas abbekommen, deshalb soll er noch liegen. Ruhe scheint die beste Medizin zu sein.«
Sibell freute sich, dass jemand die Mühe unternommen hatte, Yorkeys Lagerraum nett herzurichten. Auf dem Boden lag eine große Matte, am Fenster war ein Rouleau angebracht, und neben
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