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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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seinem Bett standen unter einem Moskitonetz ein Wasserkrug und Medikamente. Was Yorkeys Aussehen betraf, hatte Harriet Recht gehabt: Sein Gesicht sah schlimm aus, wenn auch besser als auf dem Bahnhof.
    »Besuch für dich«, sagte Harriet fröhlich. Yorkey, der flach auf dem Bett gelegen hatte, wandte mühsam den Kopf und stöhnte. Dann erkannte er Sibell. »Tut mir Leid, Missus.«
    »Was tut dir Leid?«
    »Dass ich weggelaufen bin«, murmelte er mit geschwollenen Lippen.
    »Hier, Sibell, nimm den Stuhl. Ich lasse euch jetzt allein.«
    »Danke«, sagte Sibell und setzte sich. »Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen, Yorkey. Ich dachte, es täte dir Leid, dass du das Haus niedergebrannt hast.«
    Er presste die Lippen aufeinander. Zu diesem Thema hatte er nichts zu sagen.
    »Yorkey, ich interessiere mich für deinen Namen«, fuhr sie fort. »Hoffentlich hast du nichts dagegen, wenn ich dich frage, ob du mit einem Mann namens Jimmy Moon verwandt bist. Er war ein Freund von mir und ist vor langer Zeit gestorben.«
    »Sie haben ihn gehängt«, knurrte Yorkey.
    »Ja, es war furchtbar.«
    »Er war mein Vater.«
    Sibell sah den Schmerz in seinen Augen und nickte. »Das dachte ich mir. Du hättest es uns sagen sollen, damit hättest du dir viel Ärger erspart. Ich nehme an, du hast erfahren, dass Syd Walsh zu dem Suchtrupp gehörte?«
    »Ja.«
    »Verstehe. Aber du kannst nicht alt genug sein, um dich an deinen Vater zu erinnern, Yorkey. Wer hat dir von ihm erzählt? Deine Mutter?«
    »Ja.«
    Sibell wollte ihn nicht überanstrengen, doch eine wichtige Frage musste sie noch stellen. Ihres Wissens war Jimmy Moon nämlich als unverheirateter Mann gestorben.
    »Wo hat deine Mutter gelebt?«
    »Auf Black Wattle«, erwiderte er fest.
    Trotz ihrer guten Absichten musste Sibell ihm einfach widersprechen. »O nein, das kann nicht stimmen. Auf unserer Station? Ich hätte sie doch gekannt, Yorkey.«
    Er drehte sich auf die Seite und sah ihr ins Gesicht. »Haben Sie auch, Missus. Sie hat für Sie gearbeitet. Erinnern Sie sich an Netta?«
    Sibell lehnte sich überrascht nach hinten. »Netta, du lieber Himmel! Natürlich habe ich Netta gekannt, sie war damals bei uns. Und Netta ist deine Mutter?«
    »Sie lebt nicht mehr.«
    »Das tut mir Leid, Yorkey. Ich weiß noch, dass Netta zu dieser furchtbaren Zeit wegging. Sie zog mit einem Viehtreiber fort, hat ihn angeblich geheiratet.«
    Er schüttelte den Kopf. »Er hat sie sitzen lassen, Missus, als er erfuhr, dass sie ein Baby erwartete. Es war nicht seins, sondern Jimmy Moons Baby.«
    »O Gott, wie traurig. Aber ich sehe, dass sie einen prächtigen Sohn bekommen hat. Vielleicht sprechen wir demnächst noch einmal darüber.«
    Er nickte und lächelte dann. »Sie sagte, Jimmy Moon war ein guter Mann.«
    »Ja, das war er, ein wahrhaft guter Mann. Und nun ruh dich aus, Yorkey.«
     
    Sie kam noch öfter, und Yorkey freute sich auf ihre Besuche. Sie erzählten von den alten Zeiten, da Sibell alles über Netta und ihr Schicksal hören wollte. Zack kam ebenfalls und sah ihn, die Hände in die Hüften gestützt, grinsend an.
    »Du bist also Nettas Sohn, was? Jetzt muss ich mir noch mehr Mühe geben, dich gegen diese Anklage zu verteidigen. Denk daran, dass du die Stadt nicht verlassen darfst, du bist nur auf Kaution frei.«
    »Dazu dürfte er wohl kaum in der Lage sein«, meinte Sibell.
    »Ich weiß, ich wollte ihn ja nur warnen. Brauchst du irgendetwas, Yorkey?«
    Der junge Schwarze hatte lange darüber nachgedacht. »Mein Pferd und den Sattel. Die Kerle von Glenelg haben mir alles weggenommen.«
    Zack lachte. »Du machst wohl Witze. Die Sachen siehst du nie wieder.«
    »Aber sie gehören mir!«
    »Schon, aber Feuer legen ist auch nicht erlaubt. Und komm bloß nicht auf die Idee, dir Pferd und Sattel zurückzuholen. Glenelg wirst du Zeit deines Lebens nicht mehr betreten, klar?«
    Yorkey nickte unwillig. Doch das bedeutete, dass er kein Pferd, keinen Sattel und keine Arbeit mehr hatte, selbst wenn ihm eine Gefängnisstrafe erspart bleiben sollte. Ein Treiber ohne Pferd!
    Es kamen noch andere Besucher. Die Oatleys sahen oft nach ihm, doch am meisten unterhielten ihn die verrückten Chinesen, die in ihrer seltsamen Sprache miteinander stritten, vor allem, wenn es um seine Pflege ging. Tom Ling behandelte die Prellungen mit Tinkturen, die angeblich heilsam wirkten, doch Billy Chinn behauptete, die bessere Medizin zu besitzen. Manchmal rieben sie ihm das Gesicht gleichzeitig mit zwei

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