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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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eine Freude zu machen. Es hatte mit Gelächter begonnen, mit unschuldigem Gelächter, das ihre Entspannung widerspiegelte, die sie in der Gegenwart des anderen empfanden, und bald schon suchten sie das Zusammensein, wenn William im Büro war. Harriet fragte sich mittlerweile, wie sie die stürmischen Regentage überstanden hatte, bevor Myles in ihr Leben trat. Und dann kam der Abend, an dem sie dicht an ihm vorbei durch eine schmale Tür ging. Urplötzlich hatte sie es gespürt, wie einen elektrischen Schlag. Noch nie hatte sie etwas Derartiges empfunden. Auch Myles war es nicht entgangen, und sie hatten einander einen Moment lang angeschaut, angestarrt, besser gesagt, und dann war Harriet mit flammendem Gesicht davongelaufen.
    Danach mieden sie einander. Waren beschämt. Spürten sogar einen neuen Anflug von Feindseligkeit bis zu dem Ball der Telegrafengesellschaft, bei dem Myles endlich mit ihr getanzt hatte. Das aber auch nur, weil sie als Einzige am Tisch übrig geblieben waren. Sie hatten gegen die Neigung angekämpft, einen Flirt vermieden. Doch nun lag sie beim Walzer in seinen Armen, und er sagte: »Du weichst mir schon wieder aus.« Sie stritt es ab, und er sagte ihr, sie sei schön, und sie antwortete: »Sag so etwas nicht«, und dann wollte er mit ihr reden, und sie fragte: »Worüber?« Am Ende hatte sie zugestimmt, weil sie einander nicht länger ausweichen konnten.
    Sie trafen sich im Park unter dem dicken Affenbrotbaum. Harriet kam als Erste und schlenderte zwischen einer Reihe blühender Hibiskusbüsche hindurch, schaute zum ruhelosen grauen Himmel empor und betete um eine Sintflut, die sie aus dieser Lage befreite. Worüber mussten sie sprechen? Was tat sie eigentlich hier? Hoffentlich vergaß Myles die Verabredung, immerhin hatte er reichlich getrunken.
    Doch er kam. Und sie freute sich. Und sie umarmten einander, bevor auch nur ein Wort gesprochen wurde. So war es geschehen, dachte sie schuldbewusst. So war die Romantik in ihr Leben getreten. Eine bittersüße Romanze, dachte sie zärtlich, denn sie liebte William, und Myles liebte seinen Vater, doch die Gefühle, die von ihr Besitz ergriffen, waren stärker als alles andere. Dann begannen die verstohlenen Berührungen, Küsse in dunklen Ecken, geprägt von Schuldgefühlen. Die Schuld ließ sie niemals zur Ruhe kommen.
    Harriet erinnerte sich an den Morgen, als sie allein zu Hause gewesen war. Sie hatte sanft an seine Tür geklopft und ihm gesagt, es müsse aufhören.
    »Das geht nicht«, hatte er zu ihr gesagt, »meine Liebe zu dir ist grenzenlos. Wild! Ich will nicht, dass sie aufhört, und du willst es auch nicht. Unmöglich.«
    Sie liebten sich in seinem Bett, hungrig, vergaßen alles um sich herum in einer neuen, aufregenden Art der Liebe, die sie zusammenschmiedete und ihr Leben noch schwerer machte. Myles blieb so oft wie möglich zu Hause und schickte die Dienstboten los, um Besorgungen zu machen. Und so wurde Harriet ruhelos, lief wie eine Fremde durch ihr Haus und wusste nicht, was sie mit sich anfangen sollte, wenn sie einmal allein war.
    William gegenüber wahrte sie den Schein. Sie ließ zu, dass er mit ihr schlief, empfand aber keine Lust mehr, sondern betrachtete es als reine Pflichterfüllung. Zum Glück schien er den Unterschied nicht zu bemerken. Über diese Seite ihres Lebens sprach Myles nie mit ihr.
    Zudem hatte William eigene Probleme. Er sorgte sich wegen Sibell Hamiltons Drohung, Zack zu verlassen, und Yorkeys bevorstehender Gerichtsverhandlung.
    Der junge Schwarze hatte sich erholt, lebte aber noch im Dienstbotenquartier. Harriet fand es ein wenig lästig, dass Sibell ihn so oft besuchte, doch Zack bestand darauf, dass sie den Seiteneingang nahm und das Haupthaus nicht betrat. Daher konnte Harriet sich schlecht beschweren. Aber Sibell störte dennoch; die Nachmittage waren nicht länger sicher, und Harriet fühlte sich oft gezwungen, Sibell aus Gründen der Höflichkeit zum Tee zu bitten, auch wenn diese die Einladungen nur selten annahm.
    Myles sagte, sein Vater sei ein wenig verliebt in Sibell, was Harriet erstaunlicherweise ärgerte, hatte diese Bemerkung doch angedeutet, dass William ihr nicht seine ungeteilte Liebe schenkte.
    Was sollte nur werden? Sie legte Fächer und Buch beiseite und knöpfte ihre Bluse auf. William wurde immer ungeduldiger, weil Myles die Verlobung mit Lucy Hamilton hinauszögerte. Er war freundlich, aber bestimmt, erkundigte sich nach dem Stand der Dinge, und Myles brachte einen ganzen Katalog

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