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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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die Küche kam, um den Herd anzuzünden, stieß er einen Pfiff aus und legte zwei Shilling auf die Fensterbank. So kauften Schwarze Essenreste. Sie war gut gelaunt, weil es endlich regnete: die Rettung für ihren Gemüsegarten. Während sie mit ihm sprach, packte sie Tee, Brot, gekochtes Fleisch und trockenen Kuchen in einen Zuckersack.
    Yorkey bedankte sich und ging.
    Als er Boomi abgeholt hatte, standen die Pferde hinter einem Schuppen bereit. Er ritt davon, den Jungen vor sich im Sattel, und führte das Ersatztier für William am Zügel mit sich.
    Er mochte zwar einen Vorsprung haben, doch Zack würde ihn bald einholen, da ihn das zweite Pferd und der Junge am raschen Fortkommen hinderten. Sobald er die Stadt verlassen hatte, wandte er sich von der Straße weg in den Busch, hin zum Labyrinth der Viehwege, die zu den einzelnen Stationen führten.
    Sie kamen stetig voran, und Boomi genoss den Ritt, wollte aber wissen, wieso er nicht auf dem zweiten Pferd reiten könne.
    »Später«, erwiderte Yorkey lachend. »Halt dich gut fest und sei ein braver Junge, dann bekommst du gleich Kuchen.«
     
    Doch es war nicht Zack, sondern Myles Oatley, der die ausgetretene Straße in Richtung Westen entlangpreschte, erfüllt von der Überzeugung, er werde Yorkey im Nu eingeholt haben. Dann würde er dem Mistkerl eine Tracht Prügel verpassen. So ein verdammter dreister Abo, für wen hielt er sich eigentlich? Wer konnte sagen, ob der Schwarze nicht selbst in die ganze Sache verwickelt war? Nun, bald würde sich zeigen, wer hier das Sagen hatte.
    Er ritt eine Stunde im schnellen Galopp, ohne Yorkey zu entdecken. Allmählich beschlichen ihn Zweifel. Er musste sich auf dieser Straße befinden – oder wollte er ihn hinters Licht führen?
    Nun, das würde ihm nicht gelingen. Es gab nur zwei Straßen durch die Hügel: Eine verlief durch die Schlucht, die andere, die benutzt wurde, wenn die Schlucht unpassierbar war, bedeutete eine um zwei Tage längere Reise. Irgendwann würde Yorkey wohl auf die Straße zur Schlucht zurückkehren, und dort wollte Myles auf ihn warten.
    Da sie es mit Männern aus der Horde vom Victoria River zu tun hatten, war keiner von ihnen auf die Idee gekommen, sie könnten sich woanders als in der unmittelbaren Nähe ihres Territoriums aufhalten, das an Pops Station grenzte. Als Myles die einsame Straße entlangritt, fragte er sich, ob sie vielleicht näher an der Zivilisation auf der Lauer lagen und auf neue Opfer warteten. Sie könnten näher sein, als er ahnte. Yorkey war ohne Proviant aufgebrochen, obgleich er sich im Busch nicht auskannte.
    Als die Schatten länger wurden und immer noch keine Spur von Yorkey zu entdecken war, wusste Myles, dass er bald sein Lager aufschlagen musste. Nachtvögel schwirrten durch die Luft; ein Dingo lief lautlos über die Straße und erinnerte ihn daran, dass wilde Schwarze einen Mann völlig geräuschlos überfallen konnten. Bei dem Gedanken, vom Pferd zu steigen und sich einen Unterschlupf zu suchen, wurde er nervös, hatte aber keine andere Wahl.
    Mittlerweile wünschte er sich, Zack wäre statt seiner geritten. Wenn Yorkey nun mit den Wilden unter einer Decke steckte und er ebenfalls gefangen genommen wurde?
    Myles verbrachte die längste Nacht seines Lebens. Er traute sich nicht, Feuer zu machen, und aß seinen Proviant kalt. Er gab dem Pferd zu trinken, lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Baum, eingewickelt in seine Decke, und kämpfte gegen den Schlaf. Bei jedem Geräusch in der undurchdringlichen Finsternis fuhr er zusammen und griff nach dem geladenen Gewehr auf seinem Schoß. Ihm fiel ein, dass Zack auf dem Heimweg in der Nähe der Schlucht mit dem Speer überfallen worden war. Die Angst regte seine Fantasie an, er vermeinte, schwarze, bemalte Gestalten im Gebüsch zu entdecken. Er feuerte das Gewehr ab, lud nach, feuerte wieder und starrte wie blind in einen Wald von Geistereukalyptus.
    Dann setzte der Regen ein. Myles hätte sich ein Schutzdach aus Laub bauen sollen, doch sein Gespür für den Busch hatte ihn verlassen. Er saß im Schlamm und betete, die Dämmerung möge ihn von dieser Qual erlösen.
    Er erwachte vom Summen unzähliger Fliegen, und als er sie beiseite schlug, berührte er eine riesige Spinne, die gerade in seinen Kragen kriechen wollte. Er schleuderte sie weg und sprang hoch, wobei ihn die Morgenhitze wie ein Hammerschlag traf. Es war lange her, dass Myles auf dem harten Boden geschlafen hatte, und nun bezahlte er den Preis für die

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