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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Yorkey dort draußen gesehen. Er reitet nicht zur Schlucht, sondern davon weg. Jetzt rede, du Schwein, und diesmal will ich die Wahrheit hören.«
     
    Numinga spürte, dass seine Zeit gekommen war. Wie traurig. Er würde sterben wie der Junge damals, ohne Familie, die um ihn weinte. Nicht einmal ein Bekannter war in der Nähe, der ihn zu den Geistern singen konnte. Dann aber fiel ihm ein, dass dies der Ort war, an dem Dingos heulten, und seine Familie, die Familie seiner Mutter, die er auf seinen Reisen beinahe vergessen hatte, hatte den Dingo als Totem gewählt. Vielleicht hatte doch alles seine Ordnung. Aber zuerst musste er mit diesem Weißen fertig werden, diesem tapferen Krieger mit dem Gewehr.
    Er hatte die Wahrheit gesagt, sie warteten in der Schlucht auf Yorkey. Sie würden alle herunterkommen, um rasch zu fliehen. Mimimiadie hatte das Ende gut geplant. Er war sehr schlau.
    Yorkey hatte den Auftrag, den Jungen zur Schlucht zu bringen, wo man ihn gegen Oatley austauschen würde. Doch Mimimiadie traute den Weißen nicht, und er besaß zwei Schusswaffen samt Munition, die er Yorkey und Oatley abgenommen hatte. Seine Krieger würden vermutlich im Hintergrund bleiben, um sie zu bewachen.
    Alle waren von diesem Plan sehr beeindruckt gewesen, selbst der alte Garradji, der die Verantwortung für den Gefangenen trug.
    Natürlich hatte niemand Yorkey davon erzählt, so dass dieser ahnungslos in Richtung Plateau ritt.
    Dort oben befand sich nur noch Gopiny, der auf Numingas Signal wartete. Er würde hinuntersteigen und Yorkey in die Schlucht umlenken, falls nicht ein weiteres Rauchzeichen aufstieg, das Gefahr verhieß.
    Numinga umklammerte seine zerschmetterte Hüfte und versuchte, sie einzurenken. Er wusste, dass er diese Verletzung nicht überleben würde, er war wie ein hilfloses, verwundetes Tier. Schade, dass er den großen Regen nicht mehr erleben würde und die Farben, mit denen er das Land bemalte. Und das Donnern der Flüsse …
    Es war sinnlos, derartige Selbstgespräche zu führen und die brutalen Tritte wortlos zu ertragen. Sollte dieser boshafte Kerl doch erfahren, was er wissen wollte! Sein Vater war ein besserer Mensch als der Sohn, ein Gentleman. Hoffentlich würde Boomi eines Tages besser als sein Vater sein, weiser vor allem, denn Weisheit war dauerhafter als bloße Schläue.
    Auch ich hätte überleben können, wenn ich weiser gewesen wäre, sinnierte er, doch dafür ist es nun zu spät.
    Er schaute zu Oatleys Sohn empor und sagte mit krächzender Stimme: »Hab gelogen, Boss, nicht mehr wehtun. Sie sind nicht in der Schlucht. Haben Ihren Daddy aufs Plateau gebracht. Mimimiadie ist auch da. Oben auf dem Plateau. Kennen Sie es?«
    »Ja, bin schon dort gewesen. Also macht Yorkey keinen Umweg durch das Feuchtgebiet, sondern steigt hinauf. Liegt dort der vereinbarte Treffpunkt?«
    Numinga nickte. »Ja, oben. Ja, Boss. Guter Ausguck.«
    »Das stimmt«, entgegnete Myles, »ein idealer Platz. Wie viele Männer hat Mimimiadie dabei?« Er lachte. »Ohne dich alten Bock natürlich.«
    »Vier hat er. Gute alte Burschen«, keuchte Numinga beim Gedanken an Garradji.
    »Älter als du?«
    »Zauberer immer alt«, konnte er noch sagen, bevor der junge Mann ihn beiseite stieß.
    »Und du hast ihnen signalisiert, dass Yorkey unterwegs ist?«
    »Ja«, sagte Numinga. Sein Kiefer war steif von den Tritten, und er konnte kaum sprechen. »Ich sage, alles in Ordnung.«
    »Alles in Ordnung? Das werden wir noch sehen.«
    Doch Numinga war zusammengebrochen, das Gesicht im frischen Gras vergraben, das zwischen den Felsen spross. Sogar eine winzige weiße Blume blitzte aus dem Grün hervor. Er lag lächelnd da und erwartete den Todesschuss, da er nicht mehr von Nutzen war. Den Schuss, den die weißen Männer verwundeten und sterbenden Tieren verpassten, doch er kam nicht.
    Nach einer Weile begriff er, dass Oatleys Sohn gegangen war und ihn zum Sterben zurückgelassen hatte.
    Numinga kroch zu der erkaltenden Asche seines Feuers und sammelte Blätter und Zweige, die der Sturm der letzten Nacht zurückgelassen hatte. Er verdrängte dabei den Schmerz und konzentrierte sich ganz auf diese letzte Handlung.
    Seine Ellbogen waren wund gescheuert, er hinterließ eine Blutspur, die beißende Ameisen anlockte, doch er gab nicht auf. Er suchte nach Rinde, und als er keine fand, brach er einen belaubten Zweig von einem Busch. Es war zwar nicht das vorgeschriebene Ritual, würde aber reichen. Er hauchte der Asche neues Leben ein, legte Zweige

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