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Tallinn-Verschwörung

Tallinn-Verschwörung

Titel: Tallinn-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Marni
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doch dieser nahm die Geste nicht einmal wahr. Wie ein Hund, der verzweifelt nach einer Spur sucht, ging er zu der Stelle, an der Andrea gefunden worden war, und blickte nach oben.
    »Haben Sie sich die Wohnung angesehen?«, wandte er sich an Trieblinger.
    »Das hat mein Kollege getan. Schautzer, komm mal her!«
    Der zog ein langes Gesicht, trat aber näher. Da ihm die Sache ohnehin schon zu lange dauerte, fiel sein Bericht sehr knapp aus. »Keine Einbruchsspuren und nichts, was auf die Anwesenheit Fremder in der Wohnung hingewiesen hätte.«
    Torsten schüttelte unwillig den Kopf. »Wie steht es mit den Nachbarwohnungen?«
    »Stehen leer, wie die Hausverwaltung erklärt hat. Frau Kirschbaum hat ihre Wohnung auf Empfehlung eines Oberarztes der Klinik erhalten.«
    »Wer lässt in München denn Wohnungen leer stehen?«, fragte Torsten verwundert.
    Trieblinger zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich Spekulanten, die etwas zum Abschreiben brauchen, um Steuern zu sparen.«
    »Sie meinen also, dass die Einwirkung Fremder hundertprozentig ausgeschlossen werden kann?« Wagner hoffte auf ein Ja, auch wenn die Antwort seinen Untergebenen nicht befriedigen würde.
    Torsten beachtete den Polizeibeamten nicht weiter, sondern
wies nach oben. »Andrea kann nicht selbst gesprungen sein. Dafür ist sie zu weit vom Haus aufgekommen. Sehen Sie sich doch den Winkel an! Außerdem kenne ich sie gut genug, um sagen zu können, dass sie niemals Selbstmord begangen hätte.«
    Nun sah er Trieblinger herausfordernd an. »Was ist mit dem Wohnungsschlüssel? Wo haben Sie den gefunden?«
    »Unter dem Rucksack. Er ist wahrscheinlich herausgefallen, als das Ding kaputtging.« Trieblinger seufzte und sehnte sich nach seinem Feierabend, den der MAD-Mann mit seinen dämlichen Fragen immer weiter hinausschob.
    Torsten ging zu dem Polizeiwagen, in dem die in Plastikbeutel gehüllten Gegenstände aus dem Rucksack lagen, nahm aber nur diesen an sich. Sein Blick weitete sich, als er erkannte, dass das kleine Fach unversehrt geblieben war, in das Andrea stets ihre Geldbörse und ihren Schlüssel gesteckt hatte. Als er zu Trieblinger zurückkehrte und diese Tatsache erwähnte, winkte dieser müde ab.
    »Ihre Freundin muss den Schlüssel ja nicht mehr in den Rucksack zurückgesteckt haben. Sie kann ihn genauso gut in der Hand gehalten haben.« Hatte er vorhin noch Mitleid mit dem jungen Mann verspürt, der immerhin seine Freundin verloren hatte, wurde ihm diese Fragerei langsam zu dumm. Diese Geheimdienstleute schienen wirklich hinter jedem Stein ein Verbrechen oder gar eine Verschwörung zu vermuten. In seinen Augen hatte das mit sachlicher Ermittlungsarbeit nichts mehr zu tun.
    »Wissen Sie was? Meine Kollegen und ich haben uns die ganze Nacht um die Ohren geschlagen und damit jetzt ein Recht auf unseren Feierabend.« Trieblinger winkte seinen Kollegen mitzukommen und stieg in sein Auto. Der Fahrer des Leichenwagens schien das als Aufforderung anzusehen, denn auch er startete den Motor und rollte los.

    Trieblingers Wagen folgte. Zurück blieben nur der junge Polizist und seine Kollegin, mit denen Wagner und Torsten Renk gekommen waren.
    »Wir müssen ebenfalls weiter«, erklärte die junge Frau.
    Wagner nickte, doch Torsten blickte starr auf die Stelle, an der seine Freundin gestorben war, und bleckte unbewusst die Zähne.
    »Wer auch immer dahintersteckt, dem gnade Gott! Ich werde es herausfinden!«
    »Sie haben doch die Beamten gehört, Renk. In ihren Augen ist es Selbstmord. Überlegen Sie doch mal: Andrea war verdammt wütend, weil Sie länger in Afghanistan geblieben sind als erwartet, und ihr habt euch in diesem Jahr doch ziemlich auseinandergelebt. Sie können nicht wissen, was in ihrem Kopf vorgegangen ist.«
    Torsten strich mit der Rechten unbewusst über eine Stelle seines Lederblousons, die sich leicht ausbeulte. »Ich kenne Andrea gut genug, um zu wissen, dass sie niemals selbst ihrem Leben ein Ende gesetzt hätte. Es muss jemand dahinterstecken – und ich habe auch schon einen Verdacht.«
    »Hoikens?« Wagner schoss diesen Pfeil ins Blaue ab und bekam seine Vermutung bestätigt, als der Leutnant nickte.
    »Genau das glaube ich. Hoikens weiß, dass ich ihn enttarnt habe, und er hat recht archaische Ansichten. Rache ist für ihn kein Fremdwort.«
    Wagner blieb für einen Augenblick stehen und schloss die Augen. Seiner Ansicht nach verbiss Renk sich zu sehr in diese Sache, und das schreckliche Ende seiner Freundin steigerte dessen Haltung noch

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