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talon018

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Titel: talon018 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesprengte Ketten
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nicht geben, auch wenn er jetzt alleine war.
    Immer wieder spähte er nach draußen und suchte nach seinen beiden Begleitern, die ihn hier zurück gelassen hatten. Doch von ihnen war nichts mehr zu erkennen. Sie waren bereits in den Schatten der niedrig wachsenden Bäume verschwunden. Über seinen Ausguck am Dach hätte er sich eine bessere Übersicht verschaffen können, doch er wagte es nicht, die schützende Deckung des Wagens zu verlassen. Jetzt erst nahm Al-Hamidi die noch immer geöffneten Türen bewusst war. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Mühsam schob er sich zwischen den beiden vorderen Sitzen hindurch und streckte sich, um den Griff der Tür auf der rechten Seite zu erreichen. Er zerdrückte mehrere Flüche auf seinen Lippen und schwor sich innerlich, „endlich etwas abzunehmen“.
    Gerade als er den Griff zu fassen bekam, zerschnitt das Aufbellen eines Schusses die Stille. Der Kuwaiti erstarrte. Sofort danach folgte ein weiterer Schuss. Dann war es wieder ruhig. Augenblicke lang wagte er nicht zu atmen. Seine Augen wanderten umher, doch in der nach vorne gebeugten Haltung, in der er halb über dem Sitz des Beifahrers lag, konnten sie kaum mehr erkennen als die staubbedeckten Armaturen des Wagens.
    Hastig umschlossen seine Finger den Griff und zogen die Tür zu. Sie schloss sich mit einem lauten Schnappen. Atemlos ließ der Kuwaiti seinen Kopf nach vorne sinken. Der Schweiß lief ihm in breiten Bahnen über das Gesicht. Sein Hemd klebte inzwischen wie eine zweite Haut an seinem Körper. Stoßweise entfuhr der Atem seinen Lippen. Al-Hamidi stützte sich auf seine Hände und schob sich zurück, um nun die andere Tür zu schließen.
    Eine Garbe von Schüssen erfolgte.
    „Nein, verdammt, nein!“, flüsterte der Geschäftsmann aus dem kleinen Golfstaat und warf sich herum. Hastig schob er sich vor und bekam den Griff der Fahrertür zu packen. Mit beiden Händen zog er sie ins Schloss und hielt sich verkrampft an dem kühlen Metall fest, als könne es ihn beruhigen.
    Er hatte die Augen geschlossen und wagte es nicht, wieder aufzusehen. Minuten lang blieb er in der verkrümmten Haltung auf dem Sitz liegen und lauschte. Hoffte auf ein Geräusch, das ihm mitteilte, es sei vorbei. Doch außer seinem eigenen Herzschlag und dem Blut, das in seinen Ohren rauschte, war nichts zu hören.
    Endlich richtete sich Al-Hamidi auf und stützte sich auf das große Lenkrad. Er hob den Kopf an und sah zu dem Feuer herüber und erstarrte. Im Licht der Flammen zeichnete sich eine schlanke, hochgewachsene Silhouette ab, die mit sicheren Schritten direkt auf den Geländewagen zuhielt. Es war keiner der Männer, die ihn begleitet hatten. Der Kuwaiti hatte diesen halbnackten Mann nur einmal kurz gesehen, als ihn Ibn Said als ‚Beute’ vorstellte, die es zu jagen galt.
    Die Gedanken im Kopf des untersetzten Mannes überschlugen sich. Keine fünfzig Meter trennten den Weißen von dem Fahrzeug. Al-Hamidi fragte sich nicht, was mit den Männern geschehen war, die ihn hier zurück gelassen hatten. Der ruhige Gang, mit dem sein Gegner die Distanz überbrückte, offenbarte, dass er nicht auf der Flucht war.
    Unwillkürlich tastete seine rechte Hand nach hinten und suchte nach seinem Jagdgewehr, das er auf der Rückbank hatte liegen lassen. Als seine Finger das Metall nicht zu fassen bekamen, warf er immer wieder kurze Blicke nach hinten, um die Waffe im Halbschatten des Wageninneren zu finden. Er wagte es nicht, den Weißen aus den Augen zu lassen, der bereits die Hälfte der Strecke überwunden hatte.
    Plötzlich riss seine ‚Beute’ den rechten Arm hoch und brachte ein Gewehr zum Vorschein, das im hohen Gras bisher nicht zu sehen gewesen war. Noch im Lauf feuerte der Mann einen Schuss ab. Al-Hamidi zuckte zusammen, als die Windschutzscheibe auf der linken Seite zerbarst. Splitter sirrten durch die Luft. Schützend riss der Kuwaiti seinen rechten Arm hoch. Er hatte es aufgegeben, nach seiner Waffe zu suchen. Der nächste Schuss schlug ein Loch in die Mitte der Scheibe.
    Kamal al-Hamidi schrie auf, als er spürte, wie die Splitter sein dunkles Haar bedeckten. Verzweifelt tastete er nach dem Griff der Fahrertür und drückte ihn durch. Noch während die Tür aufschwang, ließ der Kuwaiti seinen kräftig gebauten Körper nach außen kippen und rollte ins hohe Gras. Im gleichen Moment durchschlug eine weitere Kugel die Scheibe an der Stelle, an der er gerade noch gesessen hatte.
    „Allah, nein …“ keuchte der kleine Mann rau auf.

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