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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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gebunden ist. Der tote Knabe hätte die lebende Schwester und all jene rings um sie töten können, wenn ich ihn nicht gebannt hätte. Bis sein Fleisch von derjenigen losgeschnitten wird, die ihr Tobin nennt, muss er so gebunden sein, und ich muss bleiben, denn nur ich kann beide Entbindungen vornehmen, wenn die Zeit dafür kommt.
    Arkoniel staunte, als er sah, wie eine Träne über die Wange der Hexe rollte. Sie fiel herab und landete auf seinem Gesicht.
    All die Jahre habe ich alleine gewartet, abgeschnitten von meinem Volk, ein Geist unter dem deinen. Für mich gab es keine Vollmondpriester, keinen Erntedank, keine Frühlingsriten. Ich sterbe innerlich, Zauberer – für das Kind und für die Göttin, die euch zu mir geschickt hat. Mein Haar wird weiß, und mein Mutterleib ist immer noch leer. Iya hat mir Gold in die Hände gedrückt, weil sie nicht begreift, dass für eine mächtige Magie mit dem Leib bezahlt werden muss. Als sie mir zum ersten Mal in meinen Visionen erschien, dachte ich, du wärst für mich, meine Bezahlung. Aber Iya sandte mich mit leeren Händen fort. Wirst du mich jetzt entlohnen?
    »Ich … ich kann nicht.« Arkoniel grub die Finger in die Erde, als ihm die Bedeutung ihrer Worte ins Bewusstsein sickerte. »Es … ein solcher Akt … er würde uns unserer Macht berauben.«
    Sie beugte sich über ihn und strich ihm mit den üppigen Brüsten über die Lippen. Ihr Haut fühlte sich heiß an. Ein harter, brauner Nippel berührte seinen Mundwinkel, und er drehte den Kopf weg.
    Du irrst dich, Orëska, flüsterte sie in seinem Geist. Er nährt die Macht. Vereine dich mit meinem Fleisch, und ich lehre dich meine Magie. Dann verdoppelt sich deine Kraft.
    Arkoniel schauderte. »Ich kann dir kein Kind schenken. Orëska-Zauberer sind unfruchtbar.«
    Aber keine Eunuchen. In langsamen Wellenbewegungen glitt sie zurück, bis sie rittlings über seiner Hüfte kauerte. Arkoniel schwieg, aber sein Körper antwortete für ihn. Ich brauche kein Kind von dir, Zauberer. Nur deine Leidenschaft und deinen Samen. Das ist mir Bezahlung genug.
    Sie presste sich gegen ihn; an Schmerz grenzende Wolllust erblühte in seinen Lenden, als ihre Wärme sein Gewand durchdrang. Arkoniel schloss die Augen in dem Wissen, dass sie sich ohnehin nehmen würde, was sie wollte. Er hatte keine Möglichkeit, es zu verhindern.
    Dann jedoch verpufften der Druck und die Hitze. Arkoniel öffnete die Augen und stellte fest, dass er alleine war.
    Allerdings war es keine Vision gewesen; er konnte noch ihr Salz auf den Lippen schmecken und ihren Duft an seinen Kleidern riechen. Im Schlamm beiderseits von ihm prangten die Abdrücke kleiner, nackter, Füße, die sich langsam mit Wasser füllten.
    Er setzte sich auf und lehnte den Kopf auf die Knie, sog den Moschusduft ein, der noch an ihm haftete. Frierend, sich verzehrend und sonderbar beschämt stöhnte er laut, als er sich an ihre gegen ihn pressende Wärme erinnerte.
    Ich dachte, du wärst für mich.
    Die Worte ließen ihm den Atem in der Kehle stocken und seinen Schritt pochen. Er zwang sich aufzustehen. Schlamm und Tümpelschleim troffen aus seinem Haar und krochen die Innenseite seines Kittels hinab – wie kalte Finger, die nach seinem Herzen suchten.
    Trugbilder und Lügen, dachte er verzweifelt, doch als er sich den Weg zurück zu der verderbten Feste bahnte, konnte er weder vergessen, was sie ihm gezeigt hatte, noch ihre geflüsterte Einladung: Vereine dich mit mir, Zauberer – deine Kraft wird sich verdoppeln.

K APITEL 23
     
    Während der Schwertübungen begann Tobins Kopf zu schmerzen – so schlimm, dass ihm übel wurde und Tharin ihn mitten am Tag zu Bett schicken musste.
    Bruder kam ungerufen herbei und kauerte sich ans Ende von Tobins Bett, eine Hand auf die Brust gedrückt. Tobin lag zusammengerollt auf der Seite mit der Wange auf der weichen, neuen Decke, die Vater aus Ero geschickt hatte, starrte sein unheilvolles Spiegelbild an und wartete darauf, dass Bruder ihn berühren oder weinen würde wie in den Träumen. Doch Bruder tat nichts dergleichen, sondern harrte einfach dort aus und scharte Dunkelheit um sich. Von den Kopfschmerzen benommen, glitt Tobin in einen leichten Schlummer.
     
    Er ritt mit Gosi die Waldstraße hinauf auf die Berge zu. Rote und goldene Blätter wirbelten rings um ihn und schillerten im Sonnenschein. Er vermeinte, einen anderen Reiter hinter sich zu hören, konnte jedoch nicht erkennen, wer es war. Nach einer Weile wurde ihm klar, dass Bruder hinter

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