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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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auszutauschen. Auf dem Weg zurück ins Haus hörte er, wie Tharin abermals kicherte und Nari zuflüsterte: »Du weilst schon zu lange im Exil, Mädchen, wenn du Jux und Tollerei nicht mehr erkennst!«
     
    Erst, als sie Tobins Tür erreichten, wurde ihm klar, dass Ki sowohl das Zimmer als auch das Bett mit ihm teilen sollte. Kis kleines Reisebündel lag auf der unbenutzten Truhe, in der Tobin die Puppe versteckt hatte, und ein ihm fremder Bogen samt Köcher lehnte in der Ecke neben seinem eigenen.
    »Aber er kann nicht hier schlafen!«, flüsterte Tobin und zog Nari zurück hinaus auf den Flur. Was würde Bruder tun? Und was, wenn Ki die Puppe fände oder Tobin damit sähe?
    »Aber, aber. Du bist zu alt für eine Amme«, murmelte Nari. »Ein Junge deines Alters sollte schon seit geraumer Zeit das Zimmer mit einem Gefährten geteilt haben.« Sie rieb sich die Augen, und Tobin erkannte, dass sie versuchte, nicht zu weinen. »Ich weiß, mein Schatz, ich hätte es dir sagen sollen, aber ich dachte nicht, dass er so bald eintreffen würde … Na ja, jedenfalls muss es so sein.« Sie setzte ihre feste Stimme ein, die keinen Widerspruch duldete. »Ich schlafe ab jetzt bei den anderen in der Halle. Ruf mich einfach, wenn du etwas brauchst, wie du es immer tust, wenn du vor mir im Bett bist.«
    Ki musste sie gehört haben. Als Tobin und Nari zurück ins Zimmer gingen, stand er mitten darin und wirkte wieder verunsichert. Nari eilte zum Bett hinüber und setzte dazu an, sein Bündel in der Truhe zu verstauen. »Wir geben deine Sachen einfach hier hinein. Tobin verwendet …«
    »Nein!«, schrie Tobin. »Nein, du kannst das nicht da hineingehen.«
    »Tobin, schäm dich!«
    Mittlerweile hatte Ki den Kopf gesenkt und sah aus, als würde er am liebsten im Boden versinken.
    »Nein, es ist nur – ich habe Tintenfässer da drin«, erklärte er hastig. Die Worte fielen ihm leicht, zumal sie der Wahrheit entsprachen. Die Puppe lag in dem Mehlsack unter einem Haufen Pergament und Zeichenwerkzeug verborgen. »Da drin sind Tinte, Federn, Wachs und dergleichen. Die würden seine Kleider besudeln. Aber im Schrank ist noch jede Menge Platz. Leg deine Sachen neben meine, Ki. Wir können doch teilen. Wie – wie Brüder!«
    Er spürte, wie er errötete. Woher waren diese letzten Worte gekommen? Aber Ki lächelte wieder, und Nari sah erfreut aus.
    Die Amme verstaute Kis Habseligkeiten im Schrank und schickte die beiden zum Zähneputzen und Gesichtwaschen. Tobin zog sich bis auf das Hemd aus und kletterte ins Bett, aber Ki wirkte wieder zögerlich.
    »Mach schon, Junge«, drängte ihn Nari. »Zieh dich aus und hüpf rein. Ich lege einen warmen Ziegel ans Fußende, um die Kälte zu vertreiben.«
    »Ich ziehe mich zum Schlafen nicht aus«, sagte Ki.
    »Das ist schön und gut für Landvolk, aber du bist jetzt in einem Adelshaus. Je früher du unsere Sitten und Gebräuche lernst, desto besser für dich.«
    Ki brummelte etwas; gleichzeitig zog flammende Röte über seine Wangen auf.
    »Was ist denn los, Junge?«
    »Ich habe kein Hemd«, gestand Ki.
    »Kein Hemd?« Nari schnalzte mit der Zunge. »Na ja, dann gehe ich los und suche dir eines. Aber sieh zu, dass du aus diesen staubigen Sachen schlüpfst, ehe ich zurück bin. Ich will deinen Straßendreck nicht in den sauberen Leinen.«
    Sie zündete die Nachttischlampe an und blies die anderen Kerzen aus. Dann küsste sie Tobin geräuschvoll auf die Wange – ebenso Ki, wodurch sie ihn neuerlich erröten ließ.
    Er wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann zog er den Kittel und die Hose aus und eilte unter die Decke, um warm zu bleiben. Als er hereinschlüpfte, sah Tobin, dass Kis schlanker Körper beinah so braun wie sein Gesicht war, abgesehen von einem Band blasser Haut um die Hüften und den Schritt.
    »Wieso bist du nur da unten rum weiß?«, fragte Tobin, dessen eigener Körper im Sommer und im Winter rundum hell wie frische Butter war.
    Zitternd schmiegte sich Ki enger an ihn. »Beim Schwimmen tragen wir Lappen. Im Fluss gibt es Schnappschildkröten, und man will schließlich nicht, dass sie einem den Lümmel abbeißen!«
    Tobin kicherte, wenngleich mehr wegen des seltsamen Gefühls, jemand anders neben sich zu haben als Nari, als über Kis Worte. Nari kehrte mit einem von Tharins alten Hemden zurück, und Ki mühte sich unter der Decke hinein.
    Nari küsste sie beide abermals, dann ging sie hinaus und schloss leise die Tür hinter sich.
    Eine Weile lagen die beiden Jungen

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