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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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von Königin Klie verheiratet und besaß eigenes Land. Aber seither hat es so viele von uns gegeben, dass niemand mehr Anspruch darauf hat. Das ist das Problem in meiner Familie, sagt mein Vater: Wir sind in unserer Leidenschaft zu hitzig. Diejenigen von uns, die nicht im Kampf getötet werden, vermehren sich wie die Karnickel. In unserem Haus schlafen die Jüngeren wie Welpen in einem großen Rudel auf dem Boden, so zahlreich sind wir.«
    Etwas derartiges hatte Tobin noch nie gehört. »Wie viele seid ihr denn?«
    »Zählt man all die Bastarde mit, vierzehn Brüder und zwölf Schwestern, die noch leben.«
    Tobin wollte wissen, was Bastarde waren und weshalb sie anders gezählt werden sollten, doch Ki sprach bereits weiter. »Ich gehöre zu den jüngeren und bin vom dritten Weib meines Vaters. Unsere neue Mama ist auch schon wieder in anderen Umständen. Die fünf Ältesten kämpfen mittlerweile mit unserem Vater in der Armee deines Onkels«, fügte er stolz hinzu.
    »Ich werde auch einst ein Krieger sein«, verriet Tobin. »Ich werde ein großer Fürst wie mein Vater und werde zu Lande und zur See gegen die Plenimarer kämpfen.«
    »Na ja, sicher! Schließlich bist du ein Prinz.«
    »Ich schätze, du könntest mich begleiten und mein Knappe sein. Dann würdest du ein Ritter wie Tharin.«
    Der ältere Junge steckte die Hände unter den Gürtel wie ein Erwachsener und nickte. »Sir Ki? Hört sich gut an. Bei mir daheim bestünde darauf wenig Aussicht.«
    Wieder blitzte jenes Lächeln auf, das Tobin innerlich ein merkwürdiges Gefühl verursachte. »Warum wirst du lieber Ki genannt?«, fragte er.
    »So nennen mich zu Hause alle. Kirothius ist zu verdammt lang …« Jäh verstummte er und blickte verlegen drein. »Ich bitte um Verzeihung, Tobin! Ich meine, Prinz – nein, ich meine, mein Prinz. O verflucht!«
    Tobin kicherte voll schuldbewusstem Verzücken. Ihm war nicht gestattet zu fluchen; Nari sagte, das sei gewöhnlich. Aber Tharins Männer taten es, wenn sie glauben, Tobin könnte sie nicht hören. »Du kannst mich ruhig Tobin nennen. Das machen die anderen auch die meiste Zeit.«
    »Na ja …« Beunruhigt sah sich Ki um. »Wenn jemand dabei ist, sollte ich dich besser mit Prinz Tobin anreden. Vater hat gesagt, er würde dafür sorgen, dass ich eine Tracht Prügel bekomme, wenn er erfährt, dass ich respektlos war.«
    »Das würde ich nicht zulassen!«, rief Tobin aus. Tobin selbst war noch nicht von jemandem geschlagen worden, außer von Bruder. »Wir sagen ihm einfach, dass du meine Erlaubnis dafür hast. Da ich ein Prinz bin, muss er mir gehorchen. Glaube ich zumindest.«
    »Dann ist es ja gut«, meinte Ki erleichtert.
    »Willst du mein Pferd sehen?«
    Im Stall kletterte Ki auf die Seite von Gosis Abteil und stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Er ist wahrlich eine Schönheit. Bei der Pferdemesse in Ero habe ich jede Menge dieser Aurënfaie-Tiere gesehen. Von welchen Aurënfaie hast du ihn bekommen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, es gibt verschiedene Arten von ihnen, je nachdem, aus welchem Teil von Aurënen sie stammen. Von den Leuten, meine ich, nicht von den Pferden. Man kann sie an den Farben ihrer Sen’gai unterscheiden.«
    »Ihrer was?«
    »Dieser bunten Kopftücher, die sie tragen.«
    »Ach, die. Ich habe mal Aurënfaie-Zauberer gesehen«, erwiderte Tobin und war froh darüber, zumindest ein wenig welterfahren zu wirken. Ki war nur der Sohn eines armen Ritters, trotzdem war er bereits in Ero gewesen und wusste über Pferde Bescheid. »Sie haben Magie gewirkt und Musik gespielt. Und sie hatten Male in den Gesichtern. Muster.«
    »Ich wette, die waren vom Khatme- oder Ky’arin-Klan. Soweit ich weiß, sind das die Einzigen, die so etwas machen.«
    Sie schlenderten hinaus auf den Kasernenhof, wo Tobin die Holzschwerter erblickte, die Tharin und er zuvor an diesem Tag verwendet hatten. »Ich glaube, du sollst mit mir üben. Möchtest du es gleich versuchen?«
    Nachdem sie endlich etwas Gemeinsames gefunden hatten, salutierten sie voreinander und fingen an. Allerdings kämpfte Ki nicht in sorgsamen Abläufen wie Tharin. Vielmehr schwang er das Schwert wild und stieß angriffslustig vor, als wäre es ein echter Kampf. Tobin wehrte sich, so gut er konnte, bis Ki ihm einen scharfen Hieb auf die Hand verpasste. Tobin schrie auf, steckte die Finger in den Mund und vergaß, ›Halt!‹ zu rufen.
    Ki sprang vor und piekte ihm in den Bauch. »Getötet!«
    Tobin grunzte, fasste sich mit der verletzten Hand an

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