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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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bemühte sich, sie im Blickfeld zu behalten, als seine Fähigkeit, die Gedanken zu bündeln, allmählich nachließ.
    Lhel blieb auf der Straße und beobachtete, wie sie davonritten. Arkoniel würde den Zauber bald abbrechen müssen, aber er wollte unbedingt sehen, wohin sie ging. Kurz bevor er es aufgab, hob sie leicht den Kopf, vermutlich, um zum aufgehenden Mond zu schauen. Einen Lidschlag lang schien sie ihn unvermittelt anzusehen.
    Arkoniel wusste, dass er die Vision zu lange aufrechterhalten hatte. Plötzlich fand er sich mit pochendem Schädel unter dem Fenster auf den Knien wieder, und vor seinen Augen tanzten bunte Funken. Als die ärgste Benommenheit von ihm wich, rappelte er sich auf und rannte hinunter zu den Stallungen, um sein Pferd zu holen. Ohne den Fuchs zu satteln, stieg er auf und galoppierte die Straße hinauf.
    Während er ritt, hatte er Zeit, über das Hämmern seines Herzens und das unbestreitbare Gefühl der Dringlichkeit nachzudenken, die ihn antrieben. Er wusste zweifelsfrei, dass Lhel den Kindern nichts antun würde. Außerdem hatte er noch gesehen, wie sie sich voneinander getrennt hatten. Dennoch hetzte er sein Pferd geradezu verzweifelt, um …
    … sie zu finden.
    Und warum auch nicht?, fragte er sich. Sie kannte Geheimnisse der Magie, von denen er nur träumte. Iya wollte, dass er von ihr lernte, und wie konnte er das tun, ohne sich der Hexe zu stellen?
    Und warum sollte sie überhaupt noch dort sein und auf der kalten Straße stehen, während die Nacht hereinbricht?
    Tobin und Ki kamen um eine Biegung und zügelten die Pferde, um ihn zu begrüßen. Arkoniel bremste seinen Wallach so jäh, dass er sich an der Mähne festklammern musste, um nicht hinunter geschleudert zu werden.
    »Ihr seid auf der Straße einer Frau begegnet. Was hat sie zu euch gesagt?« Ihn überraschte selbst, wie harsch die Worte aus ihm herausplatzten. Ki verlagerte unbehaglich das Gewicht im Sattel, ohne ihn anzusehen. Tobin begegnete seinem Blick unverwandt und zuckte mit den Schultern.
    »Lhel sagt, sie wird es allmählich leid, auf dich zu warten«, erwiderte er, und einen Lidschlag lang war er wieder das düstere, seltsame Kind, das Arkoniel an jenem Sommertag kennen gelernt hatte. Mehr als das; im schwindenden Licht, in dem die Schatten seine Augen fast schwarz erscheinen ließen, wirkte er auf schaurige Weise wie sein dämonischer Zwillingsbruder. Der Anblick jagte Arkoniel einen Schauder über den Rücken. Tobin deutete die Straße entlang. »Sie sagt, du sollst dich beeilen. Viel länger wird sie nicht mehr warten.«
    Lhel. Sie. Tobin sprach von jemandem, den er kannte, nicht von einer Fremden, der er zufällig auf der Straße begegnet war.
    Lhel wartete auf ihn, aber nicht mehr lange.
    »Ihr reitet am besten nach Hause«, sagte er zu den Jungen und galoppierte weiter. Unterwegs kramte er nach Worten, um sie zu begrüßen, und fand nur Fragen. Wo hatte sie all die Monate gesteckt? Was hatte sie zu dem Kind gesagt? Und wichtiger noch, was für eine Magie hatte sie verwendet, als sie das erste Mal gekommen war, um Arkoniel im Wald zu treffen?
    Er verfluchte sich dafür, sich während seiner Vision keine Merkmale der Umgebung gemerkt zu haben, aber letztlich spielte es keine Rolle. Nach einer weiteren Meile stieß er auf sie. Lhel stand immer noch auf der Straße, wie er sie zuletzt gesehen hatte; ihr Schatten zeichnete sich blau auf dem Schnee ab. Das schwindende Licht ließ ihre Züge weicher erscheinen und sie wie ein junges Mädchen aussehen, das sich im Wald verirrt hatte.
    Der Anblick vertrieb jegliche Fragen aus seinem Geist. Er zügelte das Pferd und glitt aus dem Sattel, um sich ihr zu stellen. Ihr Geruch drang zu ihm; in der kalten Luft fühlte er sich heiß an. Er verschlug ihm die Sprache und entfachte ein durchdringendes, quälendes Verlangen in ihm. Sie streckte die Hand aus, um seine Wange zu berühren, wie sie es bei Tobin getan hatte, und die Berührung ließ Verlangen in Begierde umschlagen, so heftig, dass ihn sogar das Atmen schmerzte. Alles, woran er denken konnte, war, sie zu packen, an sich zu ziehen und ihren warmen Leib gegen den seinen zu pressen. Sie stöhnte leise, als sie sich an ihn schmiegte und mit einem straffen Oberschenkel über die erwachende Lust zwischen seinen Beinen rieb.
    Alles Denken verflog, ließ nur Empfinden und Instinkte zurück. Später wurde ihm klar, dass sie ihn geführt haben musste, doch in jenem Augenblick schien er sich in einem Traum zu bewegen, in dem

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