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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Geheimnis zu enträtseln, das er brauchte. Aber dann hatte ihn wieder das Bild der nackten Hexe abgelenkt, und er war mit einer vollen Blase und schmerzendem Schritt erwacht.
    Während er dasaß und über all das nachgrübelte, ereilte ihn eine andere vergessene und scheinbar zusammenhanglose Erinnerung. Iya und er hatten einst widerhallende Tunnel am Fuße eines uralten Gipfels in den nördlichen Gebieten erkundet. Die Tunnel hatten wie gewaltige Maulwurfbaue gewirkt, allerdings hatten sie glasglatte Wände besessen und keinerlei Anzeichen von Grabungsarbeiten erkennen lassen. Iya behauptete, der Berg hätte sie selbst irgendwie erschaffen, und zeigte ihm Obsidianbrocken, die winzige Löcher enthielten, verkleinerte Ausgaben der Tunnel selbst, aber fein wie Ameisenlöcher in lockerer Erde.
    Sein Glied rührte sich erneut, als er sich auf einen Schemel an seinem Arbeitstisch setzte und versuchte, sich die Einzelheiten des Traumes genauer ins Gedächtnis zu rufen. Mit großer Willensanstrengung zwang er seinen Körper, sich zu beruhigen, und bündelte die Aufmerksamkeit auf das Bild: ein Loch in der Luft – nein, ein Tunnel! Einfach vorzustellen, aber wie erschuf man so etwas, wenn er nicht einmal verstand, wie der Berg es geschafft hatte? Bei all ihren Reisen hatten Iya und er nie einen Bann entdeckt, der etwas ähnelte, wie er es sich gerade ausmalte. In seiner neuen Einsamkeit arbeitete er nun alleine daran, einen Gedankenvorgang zu schmieden, der seine Vision zu erfassen vermochte.
    Wie so oft in den vergangenen Wochen griff er in eine nahe Schale und holte eine getrocknete Bohne daraus hervor. Sie war halb so groß wie sein Daumennagel und dunkelrot mit weißen Sprenkeln, die Art, die der Koch seines Vaters ›rote Hennen‹ genannt hatte. Arkoniel rieb sie zwischen Daumen und Zeigefinger und prägte sich ihr Gewicht und ihre glatte Beschaffenheit ein.
    Mit dem Bild der Bohne fest im Kopf verankert, legte er sie auf den Eichentisch vor sich neben eine Salzdose mit Deckel, die Köchin ihm widerwillig überlassen hatte. Er bündelte alle Gedankenkraft und schob die Bohne ein paar Mal mit den Fingern vor und zurück, dann nahm er die Hand davon weg und hob die Bohne mit seinem Geist an, bis sie einen Fuß über dem Tisch schwebte. Als Nächstes richtete er seinen geballten Willen darauf, stellte sich den Tunnel vor, von dem er geträumt hatte und zwang der Bohne auf, einen solchen Weg in die geschlossene Dose zu finden.
    Die Bohne bewegte sich zwar, allerdings nur auf die übliche, ernüchternde Weise. Sie flog wie von einer Schleuder abgeschossen gegen die Dose und prallte so heftig gegen den Deckel, dass sie in zwei Teile zerbrach, die in entgegengesetzte Richtungen davonspritzten. Arkoniel hörte, wie sie über den kahlen Steinboden davonschlitterten und sich zweifellos zu ihren Vorgängern gesellten, die bereits im Raum verstreut lagen.
    »Bei Bilairys Hintern!«, brummte er und stützte das Gesicht auf die Hände. In den letzten Wochen hatte er genug Bohnen verbraucht, um einen Topf Suppe damit zu kochen, und immer mit demselben entmutigenden Ergebnis.
    Er verbrachte eine weitere Stunde mit dem Versuch, seinem Verstand das Gedankengebilde einer Öffnung in der Luft zu entlocken, endete jedoch nur mit pochenden Kopfschmerzen.
    Schließlich gab er es auf und wandte sich für den Rest des Nachmittags sichererer Magie zu. Er schüttelte einen frisch gefertigten Feuerspan aus einem gedeckelten Tiegel, legte ihn auf einen Teller und murmelte: »Brenne.« Der rötlichbraune Span flackerte auf seinen Befehl hin und entfesselte eine kleine, hellgelbe Flammenzunge, die brennen würde, bis Arkoniel sie aufforderte, damit aufzuhören.
    Er setzte einen Tiegel voll Regenwasser auf einem Eisengestell zum Kochen darüber auf und begab sich zu seinem Kräuterschrank, um die verschiedenen Zutaten zu holen, die er brauchte, um einen Schlaftrunk für Mynir zusammenzubrauen.
    Die anfängliche Mischung stank durchdringend, was Arkoniel jedoch nicht störte. Ein Gefühl der Befriedigung durchströmte ihn, während er beobachtete, wie die ersten Blasen aufstiegen.
    Er hatte die Zutaten selbst im Wald und auf der Weide gesammelt und die Banne aus dem Gedächtnis gewoben. Ein solches Zusammenspiel von Magie und weltlichen Dingen beruhigte seine Nerven; es fühlte sich angenehm an, am Ende der Beschwörungen ein fertiges, nützliches Ergebnis zu erhalten. Auch der Feuerspan war sein Werk. Die Überreste des letzten Ziegels, den er

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