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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Flickenteppich.
    Tobin musterte Lhel, während er ihr folgte. Sie war kaum größer als er, ihr Haar so schwarz wie das seiner Mutter, aber struppig, kraus, mit dichten, silbrigen Strähnen darin.
    Sie gingen eine lange Weile. Tobin wollte nicht so tief in den Wald, nicht mit ihr, aber sie hatte die Puppe und schaute nicht zurück, um zu sehen, ob er ihr folgte. Er blinzelte frische Tränen zurück und gelobte sich, nie mehr alleine die Feste zu verlassen.
    Schließlich hielt sie an der größten Eiche an, die Tobin je gesehen hatte. Hoch wie der Turm der Feste ragte sie über ihnen auf, und der Stamm schien fast ebenso dick. Tierschädel, Geweihe und zum Trocknen aufgehängte Felle zierten den Baum. Ein paar kleine Fische hingen an Trockengestellen daneben, und Tobin erblickte aus Gras und Weidenruten geflochtene Körbe. Unmittelbar dahinter bildete eine Quelle einen klaren, runden Teich, der einen gurgelnden Bach den Hügel hinabentsandte. Sie tranken mit den Händen das Wasser, dann führte Lhel ihn zurück zu dem mächtigen Baum.
    »Mein Haus«, verkündete sie und verschwand im Stamm.
    Tobin sog scharf die Luft ein und fragte sich, ob der Baum sie verschluckt hatte, doch sie spähte seitlich daraus hervor und bedeutete ihm, ihr zu folgen.
    Als er näher trat, erkannte er, dass im Stamm eine Ritze klaffte, groß genug, um sie zu durchschreiten, ohne sich zu bücken. Im Inneren des uralten Baumes befand sich ein hohler Raum, fast so groß wie Tobins Schlafzimmer, mit einem Boden aus festgetretener, trockener Erde. Das glatte, silbrige Holz der Wände erstreckte sich hoch hinauf in Dunkelheit. Durch eine zweite Ritze ein paar Ellen über der Tür fiel genug Licht ein, dass Tobin eine mit Fellen bedeckte Pritsche, eine Feuergrube und einen kleinen Eisenkessel daneben erkennen konnte. Der Kessel sah genau wie einer jener aus, die Köchin verwendete.
    »Hast du diesen Ort gemacht?«, fragte er und vergaß seine Furcht, während er sich umsah. Das hier war noch besser als ein Raum unter der Erde.
    »Nein. Alte Großmamabäume öffnen Herzen, machen guten Platz drinnen.« Sie küsste sich auf die Handfläche und drückte sie gegen das Holz, als bedankte sie sich bei dem Baum.
    Lhel ließ Tobin auf der Pritsche Platz nehmen und entfachte ein kleines Feuer in der Grube. Er legte das Kaninchen neben sich, wo es sich niederließ und begann, sich mit den Pfötchen die Schnurrhaare zu putzen. Lhel griff in die Schatten nahe der Tür und holte einen Korb mit wilden Erdbeeren und einen geflochtenen Laib Brot hervor.
    »Das sieht aus wie das Brot, das Köchin unlängst gebacken hat«, bemerkte Tobin.
    »Sie gute Bäcker«, erwiderte Lhel und stellte das Essen vor ihm ab. »Ich gesagt, gehen zu deine Heim.«
    »Du hast das Brot gestohlen?«
    »Ich es verdienen, warten auf dich.«
    »Wie kommt es dann, dass ich dich noch nie gesehen habe?«, fragte Tobin erneut. »Warum habe ich noch nie von dir gehört, wenn du so nahe der Feste lebst?«
    Die Frau steckte sich eine Handvoll Beeren in den Mund und zuckte mit den Schultern. »Ich nicht will, mich Leute sehen, Leute mich nicht sehen. Jetzt wir machen gut diese Bekka , ja?«
    Bevor Tobin Einwände erheben konnte, zog Lhel ihr Messer und schnitt das glänzende, schwarze Garn vom Hals der Puppe. Kaum hatte es sich durchtrennt, wickelte es sich zu einem dünnen Strang schwarzer Haare auf.
    »Mamas.« Lhel kitzelte Tobins Wange damit, dann warf sie den Strang ins Feuer. Sie verwendete neuerlich das Messer, öffnete damit eine Naht am Rücken der Puppe und schüttelte in die Flammen einige braune, bröcklige Flocken, die sie anschließend durch Kräuterzweige aus einem Korb ersetzte. Darunter erkannte Tobin die dornigen Spitzen von Rosmarin und Raute.
    Sie holte eine silberne Nadel und etwas Faden aus dem Beutel an ihrem Gürtel hervor und streckte Tobin die Hand entgegen. »Brauchen bisschen von deine Rot, Keesa, bannen den Zauber. Machen das deine Hekka .«
    »Sie gehört bereits mir«, begehrte Tobin auf und schrak zurück.
    Lhel schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Da Tobin nicht wusste, was er sonst tun sollte, ließ er sich von ihr in den Finger stechen und sie einen Tropfen seines Blutes in den Körper der Puppe pressen. Danach vernähte sie den Rücken wieder, setzte die Puppe aufrecht auf ihr Knie und rümpfte die Nase zu einer komischen Grimasse. »Braucht Gesicht, aber du machen das. Ich getan letzte Sache jetzt. Kleine Sache.«
    Vor sich hin summend schnitt Lhel eine Locke von

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