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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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sagte sie: »Ich lange auf dich warten, Keesa .«
    »Mein Name ist nicht Keesa. Ich bin Prinz Tobin. Dich kenne ich nicht, oder?«
    »Aber ich dich kenne, Keesa mit Namen Tobin. Auch deine arme Mama ich gekannt. Du etwas hast, was von ihr.«
    Also hatte sie die Puppe gesehen. Errötend holte Tobin sie langsam unter dem Mantel hervor. Sie nahm sie an sich und gab ihm dafür das Kaninchen zum Halten.
    »Ich Lhel. Du nicht Angst vor mir.« Sie legte sich die Puppe auf den Schoß und strich sie mit ihren fleckigen Fingern glatt. »Ich dich von Geburt kenne. Über dich gewacht.«
    Lhel ? Irgendwo hatte er den Namen schon einmal gehört. »Wieso kommst du nie in die Feste?«
    »Ich kommen.« Sie zwinkerte ihm zu. »Ich nicht gesehen.«
    »Warum redest du nicht richtig?«
    Spielerisch berührte Lhel ihn mit einem Finger an der Nase. »Vielleicht du mich lehren? Ich auch lehren. Ich darauf warten, dich lehren, alle Zeit draußen in den Bäumen. Einsame Zeit, aber ich warten. Du bereit, Dinge lernen?«
    »Nein. Ich war auf der Suche nach … nach …«
    »Mama?«
    Tobin nickte. »Ich habe sie in einem Traum gesehen. In einem Zimmer unter der Erde.«
    Lhel schüttelte traurig den Kopf. »Nicht sie. Das ich. Du diese Mama jetzt nicht mehr brauchen.«
    Gram überwältigte Tobin. »Ich will nach Hause!«
    Lhel tätschelte ihm die Wange. »Nicht so weit. Aber du nicht kommen zu verirren, oder?« Sie klopfte auf die Puppe. »Das dir Ärger machen.«
    »Na ja …«
    »Ich wissen. Du kommen, Keesa .«
    Damit stand sie auf und stapfte mit der Puppe durch die Bäume davon. Tobin hatte keine andere Wahl, als ihr zu folgen.
     
    Wenn Rhius und die Männer fort waren, dauerte das Waschen nicht so lange. Da Regen drohte, beeilten sich Nari und Köchin mit den Kleidern und Laken, während Mynir in der Halle Wäscheleinen zum Trocknen aufhängte.
    Sie wurden rechtzeitig fertig, um ein ordentliches Abendmahl zuzubereiten.
    »Ich mache das Brot«, verkündete Nari, während sie zufrieden die Schnüre voll tropfender Wäsche betrachtete. »Ich sehe nur rasch nach, ob Tobin dabei helfen möchte.«
    In Wahrheit fühlte sie sich nicht wohl dabei, das Kind so viel alleine zu lassen, erst recht nicht seit dem Vorfall im Spielzeugzimmer. Es konnte der Geist gewesen sein, der den Raum verwüstet hatte – die Vorstellung, dass Tobin jenen schweren Kleiderschrank umgekippt haben könnte, jagte ihr einen Heidenangst ein. Aber es war Tobin gewesen, den sie gesehen hatte, wie er Spielzeug und zerrissene Wandbehänge umherwarf, und er hatte sie an gegriffen, ihr die Nase blutig geschlagen, bevor sie ihn festhalten konnte. Es wurde zunehmend schwieriger zu unterscheiden, wann dem Dämon die Schuld zu geben war und wann Tobin einen seiner Anfälle erlitt. Seit dem Tod seiner Mutter gebarte er sich so seltsam, kapselte sich ab und verhielt sich ständig, als hütete er ein großes Geheimnis.
    Nari seufzte, als sie die Treppe erklomm. Ariani hatte als Mutter nie viel getaugt, außer vielleicht während jener letzten, ruhigen Monate. Und Rhius? Nari schüttelte den Kopf. Aus ihm war sie nie richtig klug geworden, umso weniger nach dem Tod seiner Gemahlin. Wenn sich Tobin ein wenig eigenartig entwickelte – nun, wer konnte ihm daraus einen Vorwurf machen?
    Sie fand Tobin kniend neben seiner Spielzeugstadt vor. Das schwarze Haar hing ihm als verworrene Masse um das Gesicht, während er an einem zerbrochenen Schiff arbeitete.
    »Möchtest du mir beim Backen helfen, mein Schatz?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf und versuchte, den winzigen Mast wieder anzubringen.
    »Soll ich dir dabei helfen?«
    Abermals schüttelte er den Kopf und wandte sich ab, griff nach etwas neben ihm.
    »Wie du willst, Meister Schweigen.« Nari bedachte ihn mit einem letzten liebevollen Blick, dann begab sie sich zurück in die Küche und überlegte bereits, welches Brot sie für das Abendmahl backen sollte.
    Sie hörte nicht, wie das kleine Schiff auf den Boden des leeren Zimmers hinter ihr fiel.
     
    Tobin wiegte das Kaninchen in den Armen, während er Lhel tiefer in den Wald folgte. Er konnte keinen Pfad erkennen, dennoch bahnte sie sich so flink einen Weg durch die Bäume, als könnte sie einen sehen. Der Wald wurde dunkler, und die Bäume wuchsen höher als alle, die Tobin bisher kannte. Bald marschierten sie zwischen riesigen Eichen und Tannen. Breite Streifen mit gelbem Frauenschuh, Wintergrün und übel riechenden, purpurnen Waldlilien bedeckten den Boden wie ein bunter

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