Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling
Euch dieses nicht zusagt.«
Iya bahnte sich einen Weg über die Hunde, Beine und Kleinkinder zu den Dreien am Eingang. »Wirst du Ki genannt?«, sprach sie den Jungen an.
Da sie ihn mitten im Kauen überrascht hatte, schluckte er hastig und verneigte sich. »Ja, werte Dame. Zu Euren Diensten.«
Wenngleich er sich auf keine augenscheinliche Weise auszeichnete, erkannte Iya sofort, dass er keine Steckrübe war. Aus seinen Augen der Farbe von Kastanienschalen sprachen ein sanftes Gemüt und ein wacher Verstand.
Iyas Herz setzte einen Schlag aus; konnte er mit den Gaben eines Zauberers geboren sein? Sie ergriff zur Begrüßung seine schmutzige Hand, berührte aus Gewohnheit seinen Geist und stellte mit einem Anflug von Enttäuschung fest, dass dem nicht so war.
»Ist das dein ganzer Name?«, fragte sie.
Er zuckte mit den Schultern. »So werde ich gerufen.«
»Du heißt Kirothius «, erinnerte ihn einer der älteren Jungen und knuffte ihn in den Rücken. »Er mag den Namen nicht, weil er ihn nicht aussprechen kann.«
»Kann ich wohl!«, beteuerte Ki gegenüber Iya und errötete unter dem Dreck, der seine Wangen verschmierte. So wie er roch, hatte er den Tag damit verbracht, Schweine zu hüten. »Mir gefällt Ki bloß besser. Und Vater merkt ihn sich leichter, weil er über so viele von uns den Überblick behalten muss.«
Alle in Hörweite lachten, und Ki mit dem abgekürzten Namen ließ ein Grinsen mit vorstehenden Zähnen aufblitzen, das Iya das Strahlendste an dieser erbärmlichen Hütte oder an diesem ganzen erbärmlichen Tag zu sein schien.
»Nun denn, Ki, wie alt bist du?«
»Elf Sommer, Herrin.«
»Und bist du im Umgang mit dem Schwert ausgebildet?«
Der Junge reckte stolz das Kinn vor. »Ja, Herrin. Und im Bogenschießen.«
»Eher im Umgang mit der Schweinerute«, warf der Bruder ein, der ihn zuvor geknufft hatte.
Wütend drehte sich Ki zu ihm um. »Du hältst die Klappe, Amin. Wer hat dir letzten Monat den Finger gebrochen?«
Ah, also besitzt der Welpe auch Zähne, dachte Iya anerkennend. »Bist du je am Hof gewesen?«
»Ja, Herrin. In den meisten Jahren nimmt uns Vater zum Sakor-Fest nach Ero mit. Ich habe den König und seinen Sohn mit ihren goldenen Kronen gesehen, wie sie mit den Priestern zum Tempel ritten. Eines Tages werde ich selbst am Hof dienen.«
»Um die Schweine des Königs zu hüten!«, meldete sich Amin hänselnd zu Wort.
Wutentbrannt stürzte sich Ki auf seinen Bruder und stieß ihn auf einen Ring von Kindern, die hinter ihm auf dem Boden kauerten. Iya wich hastig zurück, als der Streit in ein lautes Massengerangel ausartete, an dem sich eine wachsende Zahl von Kindern, Hunden und brüllenden Säuglingen beteiligten. Ein paar Minuten später erblickte sie Ki und den Bruder, der die Beleidigung ausgesprochen hatte, auf den Dachsparren kauernd, wo sie auf das Chaos hinabgrinsten, das sie ausgelöst hatten. Die anwesende Mutter watete, einen Schöpflöffel schwingend, mitten hinein in das Getümmel.
Iya wusste, dass sie den richtigen Jungen gefunden hatte, stellte jedoch überrascht fest, dass sie ein Anflug von Gewissensbissen überkam. Im schlimmsten Fall durfte es kein Zögern, keine Gnade geben. Dennoch war es das Wagnis bestimmt wert. Welche Zukunft hatte das arme Kind hier? Kein Land, kein Titel; bestenfalls würde der Knabe als Fußsoldat oder Söldner enden und durch die Spitze einer plenimarischen Lanze sterben. Auf diese Weise erhielt er zumindest die Möglichkeit, seinen Traum vom Hof und von einem eigenen Titel zu verwirklichen.
Nachdem die Kinder in jener Nacht in verstreuten Häufen auf dem Boden eingeschlafen waren, überantwortete ihr Sir Larenth den Jungen für eine Gunstgebühr von fünf Goldsesters und einem Bündel Zaubern, um seinen Brunnen süß und sein Dach dicht zu halten.
Niemand dachte daran, Ki zu fragen, was er von der Angelegenheit hielt.
Bei Tageslicht fürchtete Iya, sie könnte vorschnell gehandelt haben. Ki hatte sich recht anständig gewaschen und trug sogar saubere, wenngleich ausgebleichte, von seinen Geschwistern weitergereichte Kleider. Sein Haar, das er an diesem Tag mit einem Riemen zurückgebunden hatte, besaß denselben warmen Braunton wie seine Augen. Außerdem kam er bewaffnet, mit einem Messer im Gürtel und einem brauchbaren Bogen samt Pfeilen über der Schulter.
Allerdings mangelte es ihm völlig an dem Funkeln des vergangenen Abends, als er sich von seiner Familie verabschiedete und zu Fuß neben Iyas Pferd aufbrach.
»Geht
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