Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
und die anderen untereinander. Als die letzten Honigkuchen verzehrt waren, erhoben sie sich und umkreisten ihn.
»Ich habe ein besonderes Namenstagsgeschenk für dich, Vetter«, sagte Korin. »Jetzt, wo du alt genug dafür bist.«
»Alt genug wofür?«, fragte Tobin unbehaglich.
»Das ist einfacher zu zeigen, als zu beschreiben.« Korin und Zusthra ergriffen Tobin und hoben ihn sich auf die Schultern. Erschrocken schaute er zurück, als sie ihn forttrugen, und sah, dass die Knappen Ki davon abhielten, ihm zu folgen. Allerdings schien er darüber nicht erbost. Weit gefehlt.
»Alles Gute zum Namenstag, Tob!«, rief er stattdessen lachend hinter ihm her und winkte mit den anderen.
Tobins schlimmste Befürchtungen wurden wahr, als sie ihn auf den knalligen Pavillon zutrugen. Natürlich handelte es sich um ein Freudenhaus, betrieben von einer der Lieblingsmätressen des Königs in Ero. Im Inneren teilten schwere Vorhänge das Zelt in verschiedene Räume um einen mittigen Empfangsbereich. Kohlenbecken und polierte Messingleuchter brannten dort, und die Einrichtung entsprach mit dicken Teppichen und geschmackvollen Weintischen der eines feinen Herrenhauses. Mädchen in hauchdünnen Seidenblusen begrüßten die Gäste und geleiteten sie zu Samtsofas.
»Ich habe die Wahl für dich getroffen«, verkündete Korin stolz. »Hier kommt dein Geschenk!«
Eine hübsche blonde Frau trat hinter einer der Vorhangwände hervor und gesellte sich zu Tobin auf dessen Sofa. Die anderen Gefährten hatten eigene Mädchen, und so, wie es aussah, fühlten sie sich mit all dem weit wohler als Tobin. Sogar Nikides und Lutha schienen erfreut über diese Entwicklung.
»Du bist jetzt ein Mann und ein Krieger«, sprach Korin und erhob einen goldenen Kelch auf ihn. »Es ist an der Zeit, dass du die Freuden eines Mannes kostest.«
Gefangen in einem Albtraum, bemühte sich Tobin redlich, seine Bestürzung zu verbergen. Alben grinste bereits mit Urmanis und Zusthra.
»Ich fühle mich geehrt, mein Prinz«, sagte das Mädchen, rückte näher und bot ihm Leckereien von einem vergoldeten Teller an. Sie war vielleicht achtzehn, doch ihre Augen wirkten so alt wie jene Lhels, als sie ihn musterte. Ihr Gebaren schien unterwürfig, aber hinter dem Lächeln lauerte eine Härte, bei der Tobin das Abendessen im Magen gerann.
Er ließ sie seinen Kelch auffüllen, trank einen ausgiebigen Schluck und wünschte, er könnte sich einfach in Luft auflösen oder im Erdboden versinken. Leider blieb ihm beides verwehrt, und schließlich erhoben sich die Mädchen, um ihre auserkorenen Buhlen in die Räume im hinteren Bereich des Pavillons zu führen.
Tobins Beine trugen ihn kaum, als das Mädchen einen Vorhang teilte und ihn mit sich in eine mit Wandbehängen ausgekleidete innere Kammer zog. Von einer Kette hing eine silberne Lampe herab, und in einem Rauchfass auf einem geschnitzten Ständer brannte Weihrauch. Seine Stiefel versanken in gemusterten Teppichen, als sie ihn zu einem Himmelbett führte. Nach wie vor mit jenem falschen Lächeln auf den Lippen begann sie, seinen Wappenrock aufzuschnüren.
Hin- und hergerissen zwischen Todesangst und Verzweiflung, ließ Tobin das Haupt gesenkt und betete, sie würde nicht bemerken, dass er errötete. Wegzurennen, würde ihn zum Gespött der Gefährten machen, aber die andere Möglichkeit war undenkbar.
Tobins Herz hämmerte so heftig bis in die Ohren, dass er es kaum hörte, als sie sich bückte und flüsterte: »Möchtet Ihr Euch lieber nicht ausziehen, mein Prinz?«
Sie wartete auf eine Erwiderung, doch ihm wollten keine Worte über die Lippen dringen. Stattdessen starrte er elend zu Boden und schüttelte den Kopf.
»Dann eben nur das«, murmelte sie und griff nach den Schnüren seiner Hose. Er zuckte zurück, und sie hielt inne.
So verharrten sie eine Weile, bis er plötzlich die sanfte Berührung ihrer Lippen am Hals spürte.
»Ihr wollt das nicht, stimmt's?«, flüsterte sie dicht an seinem Ohr. »Ich habe es in dem Augenblick erkannt, als die anderen euch hereingeschleift haben.«
Tobin schauderte beim Gedanken daran, was sie Korin später erzählen würde. Quirion hatte er wegen Feigheit im Kampf verstoßen; würde dies auf dasselbe hinauslaufen?
Zu seinem Erstaunen umarmte sie ihn. »Aber das ist schon in Ordnung. Ihr müsst es nicht tun.«
»Ich … ich muss nicht?«, stammelte er, schaute auf und stellte fest, dass sie lächelte – diesmal ein echtes Lächeln. Die Härte war aus ihren Zügen
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