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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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fertig war, wischte sie sich den Mund am Laken ab und drückte ihm einen abschließenden Kuss auf die Stirn. »So, jetzt seht Ihr aus wie ein richtiger Wüstling. Falls Eure Freunde nach Einzelheiten fragen, lächelt Ihr einfach. Das sollte ihnen Antwort genug sein. Falls Sie darauf bestehen, Euch noch einmal herzuschleifen, sagt Ihr, dass Ihr nur mich wollt.«
    »Glaubt Ihr, das könnten Sie tun?«, flüsterte Tobin erschrocken.
    Leise lachend küsste Yrena ihn noch einmal und schickte ihn los.
     
    Yrenas List ging auf. Die Gefährten trugen ihn jubelnd zur Feste, und die Knappen lauschten neidisch, als die anderen Jungen mit ihren Eroberungen des Abends prahlten. Tobin spürte jedes Mal Kis Augen auf sich, wenn er es mied, Fragen zu beantworten.
    Als sie später alleine in ihrem Zimmer waren, konnte Tobin ihm kaum ins Gesicht blicken.
    Ki schwang sich auf den Fenstersims und grinste erwartungsvoll. »Nun?«
    Nach kurzem Zögern erzählte Tobin ihm die Wahrheit. Ki würde vielleicht über ihn lachen, aber zumindest könnten sie es gemeinsam.
    Allerdings verhielt sich sein Freund nicht ganz so, wie er gehofft hatte. »Du meinst, du … konntest nicht?«, fragte er stattdessen stirnrunzelnd. »Du hast doch gesagt, sie war hübsch.«
    Jedes Mal, wenn er Ki belogen hatte, war der Grund dasselbe Geheimnis gewesen, und jedes Mal fühlte es sich wie Verrat an.
    Tobin rang noch einen Augenblick mit sich, dann zuckte er mit den Schultern. »Ich wollte einfach nicht.«
    »Du hättest etwas sagen sollen. Korin hätte dich eine andere auswählen lassen …«
    »Nein! Ich wollte keine von ihnen.«
    Eine Weile starrte Ki auf seine baumelnden Füße hin ab, dann seufzte er. »Also stimmt es.«
    »Was stimmt?«
    »Dass du …« Nun war es Ki, der errötete und Tobin nicht ansehen wollte. »Dass du nicht … du weißt schon … dass du keine Mädchen magst. Ich meine, ich dachte, wenn du älter würdest und so, dann …«
    Die Panik, die Tobin im Freudenzelt verspürt hatte, kehrte zurück. »Ich mag überhaupt niemanden!«, schoss er zurück. Angst und Schuld ließen die Worte zornig klingen.
    »Tut mir leid! Ich wollte nicht …« Ki glitt vom Sims und fasste ihn an den Schultern. »Das ist … Ach, vergiss es. Ich habe gar nichts damit gemeint, in Ordnung?«
    »Doch, hast du!«
    »Es spielt keine Rolle, Tob. Nicht für mich.«
    Tobin wusste, dass es nicht stimmte, aber dass sich Ki wünschte, es wäre so.
    Wenn ich es ihm nur sagen könnte, dachte Tobin. Wenn er die Wahrheit wüsste. Wie würde er mich dann ansehen? Der Drang, alles hervorzusprudeln, war so stark, dass er sich abwenden und die Lippen aufeinanderpressen musste, um die Worte aufzuhalten.
    Irgendwo in der Nähe hörte er Bruder lachen.
    Sie sprachen beide nicht mehr davon, aber Ki beteiligte sich nicht an den gutwilligen Hänseleien der anderen, als Tobin Ausreden erfand, um nicht erneut in das bunte Zelt zu gehen.
    Danach ritt Tobin öfter alleine los und suchte nach Lhel und Arkoniel, konnte sie jedoch immer noch nirgends finden.

 
K APITEL 45
     
    Der König hielt sein Versprechen, und Mitte Kemmin ritten die Gefährten los, um Banditen im Hügelland nördlich von Ero zu jagen. Korin schwang seine üblichen kühnen Reden, doch Tobin durchschaute, dass er darauf brannte, sich in ihren Augen reinzuwaschen. Laut Tharin hatte sich am Palatin bereits Gemunkel über sein Zaudern bei ihrem ersten Einsatz ausgebreitet.
    In der Nacht vor dem Aufbruch der Gefährten gab der König ein Fest zu ihren Ehren. Prinzessin Aliya saß zur Rechten ihres Schwiegervaters und spielte die Gastgeberin. Trotz anfänglicher Befürchtungen war diese Schwangerschaft gut verlaufen. Die Geburt wurde kurz nach dem Sakor-Fest erwartet, und ihr Bauch füllte die Vorderseite ihres Kleids wie ein großer, runder Brotlaib.
    Der König vergötterte sie nach wie vor, und sie verhielt sich ihm und öffentlich allen gegenüber herzallerliebst. Abseits der Öffentlichkeit jedoch hatte sich Kis Vorhersage bewahrheitet. Sie war dieselbe Schreckschraube wie immer, und das Ungemach ihres Zustands hatte ihr Gemüt nicht gebessert. Tobin entging ihrer spitzen Zunge an den meisten Tagen, allerdings nur, weil er zur Verwandtschaft zählte. Korin hatte weniger Glück; da er bereits seit Monaten aus dem Bett seiner Gemahlin verbannt war, hatte er sich still und heimlich wieder seinem alten Lebenswandel zugewandt. Aliya hatte natürlich davon erfahren, und die daraus entstandenen Streitigkeiten wurden

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