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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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wäre, bevor Bruder befreit wurde.«
    »Nein, ich bin sicher, das hätte sie nicht getan.«
    »Vielleicht kommt sie aber auch nach Ero«, meinte er ohne große Hoffnung.
    »Vielleicht. Was ist mit Bruder? Hast du ihn gesehen?«
    »Nicht, seit Tobin die Bindung aufgehoben hat. Dabei ist er für kurze Zeit erschienen. Du?«
    »Flüchtig. Er ist noch nicht mit uns fertig, Arkoniel.« Ihre Finger fühlten sich kalt an, als sie seine Hand ergriff. »Sei auf der Hut.«

 
K APITEL 57
     
    Tobins Angriff hatte die Plenimarer vorübergehend von ihrem Sturm auf die Zitadelle abgelenkt.
    Lutha und Nikides lehnten erschöpft an den Zinnen und beobachteten mit wachsender Hoffnung, wie Tobins kleine Armee der plenimarischen Streitkraft herbe Verluste bescherte und sie hinter die Mauern zurückdrängte. Tobins Banner wehte bei jedem Vorstoß an vorderster Front.
    Trotz dieser ersten Niederlage hielten die verbliebenen plenimarischen Truppen die Stadt und die Zitadelle. Die noch übrigen Verteidiger des Palatins waren völlig erschöpft davon, Leitern umzustoßen und Feuer zu löschen.
    Vor zwei Tagen hatten die Plenimarer ihre Katapulte den Hügel heraufbewegt und einen steten Beschuss mit Steinen und Feuergeschossen begonnen. Viele der äußeren Herrenhäuser und Tempel waren zerstört worden. Die einstigen Unterkünfte der Gefährten im Alten Palast hatte man in Krankenzimmer umgewandelt, die vor Verwundeten und Obdachlosen überquollen.
    Der plenimarische Befehlshaber, Obergeneral Harkol, hatte am Vortag zweimal ihre Aufgabe verlangt, und zweimal hatte sich Korin geweigert. Sie besaßen zwar reichlich Wasser und Lebensmittel, um einer längeren Belagerung standzuhalten, allerdings hatten sie ihre Vorräte an Pfeilen längst erschöpft. Mittlerweile konnten sie nur noch alles, was sie in die Finger bekamen, auf die Köpfe der Feinde hinabwerfen – Möbel, Pflastersteine, Nachttöpfe und Holzbrocken, die sie aus den Palatingärten und dem Hain Dalnas schnitten. Sogar die Steinbildnisse aus den königlichen Gruften hatten sie als Geschosse verwendet.
    »Ich glaube, die Königinnen würden es gutheißen«, hatte Kanzler Hylus nüchtern gemeint, als er es vorschlug. »Sie haben ihre Leben für Skala gegeben. Ich bin sicher, ein wenig Stein würden sie nicht übel nehmen.«
    Der alte Bursche muss wohl Recht gehabt haben, dachte Lutha. Mit Königin Markira hatten sie auf einen Schlag mehrere plenimarische Totenbeschwörer zerschmettert.
    Als Lutha an jenem Nachmittag beobachtete, wie sich Tobins Streitkräfte neu formierten, schüttelte er den Kopf. »Du glaubst Niryns Unsinn doch nicht etwa, oder, Nik?«
    »Dass Tobin behauptet, ein Mädchen zu sein?« Nikides verdrehte die Augen.
    »Nein, ich meine, dass er zum Verräter geworden sein soll und versucht, den Thron an sich zu reißen.«
    »Das denke ich noch weniger, aber Korin scheint es zu glauben. Du hast ihn ja unlängst gesehen. Und mir gefällt nicht, dass Niryn ihn jeden Abend abriegelt, um ihm Wein in die Kehle zu gießen und Gift ins Ohr zu flüstern. Das jagt mir mehr Angst ein als diese Armee dort unten.«
     
    Vor dem Einbruch der Nacht griff Tobin zwei weitere Male an, stürmte gegen die Mauern und Barrikaden. Die Linie der Plenimarer hielt zwar, aber danach war das Gelände mit ihren Toten übersät. Kurz nach Sonnenuntergang wehte der Wind Regen vom Meer herein, und dichte Wolken verhüllten den Himmel.
    Als das letzte Licht schwand, marschierte eine weitere Streitkraft aus der Düsternis im Süden heran. Es war unmöglich, die Banner zu erkennen, doch Nikides meinte, die Truppen sähen nach Rittern und Freisassen aus, vermutlich aus Ylani und den Ortschaften der mittleren Küste. Es waren mindestens zweitausend Mann, und plötzlich fanden sich die Plenimarer in der verbrannten Öde belagert wieder, die sie zwischen dem Hafen und der Zitadelle geschaffen hatten. Die Ränge der Soldaten rings um die Festung begannen sich zu lichten, und die flackernden Bewegungen von Fackeln im Verlauf der Nacht verrieten, dass sie sich aufteilten, um an drei Fronten gleichzeitig zu kämpfen.
     
    »Ich werde es nicht tun«, sagte Korin, während er in seinem persönlichen Wohnzimmer zornig auf- und ablief. Im Raum stank es nach Wein und Angst.
    Niryn spähte zu Kanzler Hylus. Der greise Mann saß am Feuer, hegte Gedanken an Verrat und schwieg. Niryns Herrschaft über Korin war nahezu vollständig, und sie beide wussten es.
    Niryn hatten den Prinzen überzeugt, seine verbliebenen

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