Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
schwerer Fehltritt unterlaufen war. Tharin erbleichte, und Fürst Niryn gab einen dumpfen, erstickten Laut von sich. Einige andere sogen hörbar die Luft ein.
Das Lächeln des Königs verschwand. »Cirna?« Er ließ Tobin los und trat zurück. »Das ist eine merkwürdige Wahl für ein Geschenk. Hat dein Knappe dich darum ersucht?«
Der schwarze Blick, den der König Ki zuschleuderte, sandte einen Schauder nackter Angst durch Tobin. »Nein, Onkel! Das war bloß der erste Ort, der mir in den Sinn gekommen ist. Es – es kann jeder Besitz sein, solange er mit einem Titel verbunden ist.«
Doch Erius' durchdringender Blick wanderte immer noch zwischen Tobin und Ki hin und her, und etwas Unangenehmes hatte sich in seine Augen geschlichen. Tobin wusste, dass er einen schweren Fehler begangen hatte, nicht jedoch, weshalb.
Zu seiner Überraschung war es Niryn, der ihm zu Hilfe kam. »Der Prinz besitzt die edle Seele seiner Mutter, mein König; er ist allzu großzügig. Zudem kennt er seinen Landbesitz noch nicht und konnte daher nicht wissen, was er anbot.« Etwas an der Art, wie der Zauberer den König dabei ansah, beunruhigte Tobin noch mehr, obwohl Niryn anscheinend versuchte, ihm zu helfen.
»Wahrscheinlich nicht«, räumte Erius zögerlich ein.
»Ich glaube, Prinz Tobin besitzt einen durchaus geeigneten Landstrich nördlich von Colath«, schlug Niryn vor. »Dort gibt es eine Festung in Rilmar.«
Erius' Züge hellten sich erkennbar auf. »Rilmar? Ja, das ist eine vortreffliche Wahl. Sir Larenth soll dort Straßenmarschall sein. Was denkst du, Knappe Kirothius? Wird dein Vater dies annehmen?«
Es kam selten vor, dass Ki sprachlos war, doch darob brachte er nur ein zuckendes Nicken zustande, als er auf ein Knie sank. Erius zog das Schwert und legte es auf Kis rechte Schulter. »Gelobst du im Namen deines Vaters und all seiner Nachkommen dem Thron von Skala und Prinz Tobin als deinem Lehnsherr die Gefolgstreue?«
»Das tue ich, mein König«, flüsterte Ki.
Erius hielt die Spitze der Klinge vor Kis Gesicht, der sie küsste.
»Dann erheb dich, Kirothius, Sohn des Larenth, Marschall von Rilmar. Gib deinem Wohltäter vor den hier versammelten Zeugen den Treuekuss.«
Alle klatschten, aber Tobin spürte, dass Kis Finger zitterten, als er seine Hand ergriff und sie küsste. So wie Tobins eigene Finger.
Nachdem sie dem König eine gute Nacht gewünscht hatten, folgte Tharin den beiden Jungen in ihr Zimmer. Er schickte den Pagen um heißes Wasser los, dann sank er auf einen Stuhl, stützte den Kopf in die Hände und schwieg. Ki trat sich die Stiefel von den Füßen und setzte sich mit untergeschlagenen Beinen aufs Bett. Tobin ließ sich auf dem Läufer am Kamin nieder und stocherte in der Glut herum, wartete.
»Also, das kam unerwartet!«, meinte Tharin schließlich, als er sich wieder gefasst hatte. »Und als du Cirna verschenken wolltest … Beim Licht, hattest du überhaupt eine Ahnung, was du da getan hast?«
»Nein. Wie ich schon sagte, es war der erste Ort, der mir eingefallen ist. Aber es ist doch nur ein kleiner Besitz, oder?«
Tharin schüttelte den Kopf. »Flächenmäßig vielleicht, aber jemand, der über Cirna gebietet, gebietet über das Bollwerk Skalas, ganz zu schweigen vom Schutzherrenanteil der Erlöse, die in deinem Namen eingehoben werden. Und derzeit ist Fürst Niryn dieser jemand.«
»Niryn?«, rief Ki aus. »Was macht der Fuchsbart mit einem solchen Amt? Er ist kein Krieger?«
»Mach dich nie über ihn lustig, Ki, nicht einmal insgeheim. Und was immer der Grund sein mag, es ist eine Sache zwischen ihm und dem König.« Tharin rieb sich nachdenklich den Bart. »Ich würde sagen, wohl auch zwischen dir und Niryn, Tobin, denn immerhin gehört Cirna dir.«
»Ist Niryn dadurch mein Gefolgsmann?« Tobin schauderte bei dem Gedanken.
»Nein, ebenso wenig wie Solari. Sie sind Männer des Königs. Aber mach dir keine Sorgen. Du wirst beide kaum je zu Gesicht bekommen, und du stehst unter dem Schutz des Königs. Er hat vor allen anderen das Sagen über dich.«
»Das ist gut«, meinte Ki. »Für Korin geht die Sonne mit Tobin auf und unter, und jetzt mag ihn auch der König, oder?«
Tharin stand auf und zerzauste Tobin die Haare. »Das würde ich schon sagen, ja.«
»Aber ich habe etwas falsch gemacht, nicht wahr? Ich konnte es im Gesicht des Königs sehen.«
»Wärst du ein paar Jahre älter …« Tharin schüttelte den Kopf, um einen düsteren Gedanken zu vertreiben. »Nein, er hat erkannt, dass
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