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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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genügte, um den Arm freizuwinden, das Schwert hochzureißen und es vor das Gesicht seines Gegners zu bringen. Die Spitze schwebte nur wenige Zoll vor Albens linkem Auge. Alben ruderte in dem Versuch mit den Armen, nicht vorwärts zu kippen, und Tobin trat ihm mit einem Fuß die Beine unter dem Leib weg. Sein Gegner stürzte rückwärts, und Tobin rappelte sich auf, kauerte sich rittlings auf ihn und riss ihm die Kettenhaube hoch, um ihm die Schneide seiner Klinge an die Kehle anzusetzen.
    Alben funkelte zornig zu ihm empor. In seinen Augen loderte pure Böswilligkeit.
    Warum hasst du mich?, fragte sich Tobin. Dann zogen ihn Ki und die anderen Gefährten auf die Beine und klopften ihm auf den Rücken. Urmanis und Mago wollten Alben aufhelfen, aber er schüttelte sie ab. Nach einem höhnischen Salut in Tobins Richtung stapfte er zurück zum Ehrentisch.
    »Gut gemacht!«, rief der König aus. »Bei der Flamme, ihr seid beide so gut, wie Porion behauptet!« Damit löste Erius die goldene Brosche vom Kragen seines Wappenrocks und warf sie Ki zu. Der fing sie auf, drückte sie sich ans Herz und sank auf ein Knie. Tobin bedachte der König mit seinem Dolch mit goldenem Heft.
    »Nun denn, lasst uns den Rest von euch sehen. Korin und Caliel, ihr zuerst – und zeigt mir, dass ihr nicht vergessen habt, was ich euch beigebracht habe!«
    Natürlich gewann Korin seinen Kampf. Tobin war überzeugt davon, mindestens einmal gesehen zu haben, wie Caliel die Verteidigung sinken ließ, damit Korin einen Treffer landen konnte. Der Rest der Jungen kämpfte verbissen, und Lutha erntete für seinen Sieg besonderes Lob, zumal ihm sein Gegner Quirion bereits beim ersten Angriff den kleinen Finger gebrochen hatte. Tobin trat zu einem zweiten Kampf gegen Nikides an und achtete darauf, seinem Freund ein paar Treffer zu gestatten, ehe er ihn überwältigte.
    Als sie fertig waren, prostete Erius ihnen mit seinem Weinkelch zu. »Gut gemacht, ihr alle! Vorerst gestehen uns die Plenimarer etwas Ruhe zu, aber es gibt immer noch Beutefahrer und Seeräuber.« Er zwinkerte seinem Sohn zu.
    Korin sprang auf und küsste seines Vaters Hand. »Gebiete über uns!«
    »Gemach, gemach, ich gebe keine Versprechen ab. Wir werden sehen.«
    Als Abschlussgang wurden Weichkäse und goldbraune Nüsse auf bemalten Porzellantellern aufgetischt, und die Spielleute trugen alte Balladen vor, während gegessen wurde.
    »Wir haben hier einen neuen Einfall der Ylani-Töpfer«, erklärte Solari, nachdem die Leckereien verspeist waren. Er drehte seinen Teller um und zeigte dem König einen auf die Unterseite gemalten Vers. »Auf jedem ist ein Rätsel oder ein Lied, das der Besitzer des Tellers auf seinem Stuhl stehend der Gesellschaft vortragen muss. Ich werde es vorzeigen.«
    Unter allerlei Gelächter und Klopfen auf den Tischen erklomm Solari seinen Stuhl und ereiferte sich mit weinerlichem Tonfall in einer äußerst albernen Hohnrede.
    Erius zeigte sich entzückt, kam als Nächster an die Reihe und trug mit der Fistelstimme eines blassen Hofdichters einen zutiefst anzüglichen Reim vor.
    Das Spiel erwies sich als großer Erfolg und setzte sich über eine Stunde lang fort. Die meisten Texte erwiesen sich als ähnlich schlüpfrig, manche waren sogar noch schlimmer. Tobin errötete heiß, als Tharin auf den Tisch stieg und mit ungerührter Miene ein Gedicht über eine junge Ehefrau zum Besten gab, die ihren Geliebten in einem Birnbaum erfreute, während ihr greiser, kurzsichtiger Gemahl unten stand und sie drängte, die reifste Frucht zu pflücken, die sie finden könnte.
    Zu Tobins Erleichterung befand sich auf seinem Teller lediglich ein Rätsel. »Welche Festung vermag Feuer, Blitz und Belagerung standzuhalten und kann doch mit einem zärtlichen Wort eingenommen werden?«
    »Das Herz einer Geliebten!«, rief Korin aus und erntete als Lohn eine Runde gutwilliger Pfiffe.
    »Zeig Tobin das große Schwert, Vater«, bettelte Korin, nachdem das Tellerspiel zu Ende war.
    Der königliche Schwertgurtträger trat vor und reichte Erius die Waffe kniend dar. Der König zog die lange Klinge aus ihrer genieteten Scheide und hob sie an, damit Tobin sie bewundern konnte. Gelbes Fackellicht ergoss sich über den polierten Stahl und funkelte warm auf den abgewetzten Golddrachen, die erhaben die Seiten der gekrümmten Parierstange zierten.
    Erius hielt Tobin das Heft hin, und der Junge musste den Arm versteifen, um das Schwert zu halten; es war wesentlich länger und schwerer als seine

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