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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Meile an.
    Nach einer Weile streckte sich Tamír nach ihm. Er verschränkte die Finger mit den ihren, war froh über die Berührung. Ihre Hände waren warm und von den Tagen im Sattel sonnengebräunt, nicht weich und blass wie die der Mädchen, mit denen Ki bislang das Bett geteilt hatte. Außerdem hatten deren Hände gezittert oder ihn gestreichelt. Tamír hielt seine Hand mit festem und sicherem Griff, genau wie immer. Innerlich fühlte sich Ki dadurch ungemein seltsam, während er beobachtete, wie ihr allmählich die Augen zufielen und sich ihre Züge vor Schlaf entspannten. Mit dem Gesicht halb in das Kissen gedrückt und dem Haar über der Wange sah sie wieder wie Tobin aus.
    Ki wartete, bis er sicher war, dass sie richtig schlief, dann ließ er ihre Hand los, rollte sich auf den Rücken, rutschte zum äußersten Rand der Matratze und sehnte sich nach den Nächten, als sie einander so unschuldig wärmend in den Armen gelegen hatten.

Kapitel 5
     
    In dem Traum war sie noch Tobin, der in der Feste gelebt hatte, und die Turmtür war nie verschlossen.
    Er erklomm die Treppe zum verwüsteten Zimmer seiner Mutter oben und fand dort Bruder vor, der ihn erwartete. Hand in Hand stiegen die Zwillinge auf den Sims des Fensters, das westwärts zu den Bergen wies. Zwischen seinen Stiefelspitzen hindurch erblickte Tobin unten den Fluss, der unter dem Eis schwarz vor sich hinfloss – wie eine mächtige Schlange, die sich zu befreien versuchte.
    Der Griff um seine Hand verstärkte sich; plötzlich war es seine Mutter, die bei ihm stand, nicht Bruder. Ariani war bleich und blutig, doch sie lächelte, als sie vom Sims trat und Tobin mit sich zog.
    Aber Tobin fiel nicht. Stattdessen flog er in den Himmel empor und weit über die Berge zu einer Klippe über dem dunklen Osiat-Meer. Als er über die Schulter zurückschaute, erblickte er die mittlerweile vertrauten Hügel und jenseits davon die verschneiten Gipfel. Wie immer in seinen Träumen stand in der Ferne jener in Roben gekleidete Mann, der ihm zuwinkte. Würde er je das Gesicht des Mannes zu sehen bekommen?
    Dann tauchte Ki an Tobins Seite auf und ergriff seine Hand, zog ihn zum Rand der Klippe, um ihm die herrliche Bucht zu zeigen, die sich unten befand. Tobin konnte dort unten ihre Gesichter widergespiegelt sehen, Seite an Seite.
    Tamír hatte dies mittlerweile so oft erlebt, dass sie wusste, sie träumte, und sie drehte sich Ki umso sehnsüchtiger zu. Vielleicht dieses Mal …
     
    Aber wie immer erwachte sie, bevor sich ihre Lippen berührten konnten.
    Ki lag eingerollt auf der gegenüberliegenden Seite des Bettes und schlug die Augen auf, sobald sie sich regte. »Du warst unruhig. Hast du überhaupt geschlafen?«
    »Ja. Und jetzt bin ich am Verhungern.« Tamír lag da und beobachtete voll bittersüßer Zuneigung, wie Ki gähnte, sich streckte und die Augen rieb. Er hatte das Hemd unverschnürt gelassen, sodass sie den kleinen Pferdeanhänger erkennen konnte, den sie kurz nach ihrem Kennenlernen für ihn angefertigt hatte und der immer noch von der Kette um seinen Hals hing. Ki hatte ihn noch nie abgenommen, seit sie ihn ihm geschenkt hatte, nicht einmal zum Baden. Einen flüchtigen Lidschlag lang hätte es jeder beliebige Morgen in den alten Zeiten sein können, an dem sie beide zusammen erwachten, um sich einem neuen Tag zu stellen.
    Die Trugvorstellung zerbarst so jäh, wie ihr Traum geendet hatte, als er hastig aufstand und barfuß zur Tür lief.
    »Ich besorge uns etwas zu essen«, verkündete er, ohne zurückzuschauen. »Ich werde anklopfen, bevor ich zurückkomme.«
    Tamír seufzte und vermutete, dass er ihr Zeit lassen wollte, sich anzukleiden.
    Bald darauf klopfte es an der Tür, und Una trat ein. Sie trug immer noch ihr schlammbespritztes Gewand und die dreckigen Stiefel.
    Schließlich erwachte auch Baldus und rieb sich die Augen.
    »Geh, such dir Frühstück«, forderte Tamír den Jungen auf.
    »Ja, Hoheit.« Baldus gähnte und bedachte Una mit einem neugierigen Blick, wobei seine Augen bewundernd auf ihrem Schwert verharrten. Dann erkannte er sie und verneigte sich hastig. »Fürstin Una!«
    Una schaute zu dem Jungen hinab, und ein Laut der Überraschung entfuhr ihr. Sie kniete sich hin und ergriff seine Hand. »Du bist doch Fürstin Erylins Sohn, oder? Ich wette, du kennst meinen Bruder Atmir. Er ist Herzogin Malias Page am Hof.«
    »Ja, Herrin! Wir haben zusammen Unterricht, und manchmal spielen wir …« Baldus ließ den Satz unvollendet, und seine Züge

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