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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Erinnerung schloss er die Augen. »Ich habe den Bogenschützen erst gesehen, als es zu spät war.«
    »Du hattest Glück. Der Pfeil hat deine Lunge verfehlt.«
    Nikides verlagerte erneut das Gewicht und erblickte dabei die zusammengekauerte Gestalt in der Ecke. »Wer ist das?«
    »Tanil.«
    »Den Vieren sei Dank, wir dachten, du wärst tot. Tanil? Ki, was stimmt nicht mit ihm?«
    »Er wurde gefangen.« Ki beugte sich dichter zu Nikides und senkte die Stimme. »Die Plenimarer haben ihn gefoltert und … na ja, geschändet, wie es eben ihre Art ist. Wir haben ihn nördlich der Stadt an die Wand einer Scheune genagelt gefunden.«
    Nikides’ Augen weiteten sich. »Erschaffer, erbarm dich!«
    »Er ist in übler Verfassung. Tamír wollte, dass er dicht in deiner Nähe bleibt.«
    »Tamír?«
    Ki seufzte. »Tobin, meine ich. Du hast sie im Palast gesehen, erinnerst du dich? Du hast mit ihr gesprochen.«
    »Ah. Ich dachte, das hätte ich auch nur geträumt.«
    »Kein Traum. Eine erfüllte Prophezeiung, zumindest wird das behauptet.«
    »Dann hat Skala also wieder eine Königin?«, flüsterte Nikides aufgeregt. »Wenn Großvater das nur hätte erleben dürfen!« Kurz verstummte er. »Wie geht es Tobin? Prinzessin Tamír, meine ich.«
    »Es geht ihr gut.«
    »Ihr«, murmelte Nikides. »Daran muss man sich erst gewöhnen, was? Erzähl, wie ist es geschehen?«
    Ki fasste es für seinen Freund zusammen. »Es war Magie, glich aber nichts, von dem ich je gehört hatte. Aber ich habe sie selbst gesehen, nackt wie ein Ei, und es ist keine Täuschung. Sie ist jetzt Tamír – Tamír Ariani Ghërilain.«
    »Ein guter Name.«
    Nikides nahm es sehr gut auf, befand Ki mürrisch.
    »Schon erstaunlich, dass sich die Königin, über die Illiors Anhänger all die Jahre gemunkelt haben, für alle sichtbar im Palast versteckt hat, oder?«
    »Erstaunlich, o ja.« Die Verbitterung in Kis Stimme ließ Nikides eine Weile schweigen.
    »Und Ero?«, fragte er schließlich.
    »Wir haben den Feind vertrieben, aber die Stadt ist beinahe vollständig verwüstet.« Ki legte ihm die Hand auf die Schulter. »Es tut mir leid wegen deines Großvaters. Ich habe gehört, er starb, während er den Palast verteidigte.«
    »Ja. Er fehlt mir, aber zumindest war es ein ehrenvoller Tod.«
    »Was kannst du mir über Korin sagen? Weißt du, wohin er mit seinem Gefolge gegangen ist?«
    »Sie sind nicht zurückgekehrt?«
    »Nein. Was ist geschehen?«
    »Der Feind hatte unsere letzte Verteidigung durchbrochen. Die Plenimarer waren überall, haben gemetzelt und gebrandschatzt. Meister Porion und Hauptmann Melnoth haben mit den wenigen Soldaten, die sie noch übrig hatten, um die Flucht zu decken, den Rückzug angeführt. Ich hatte Pech und wurde von ihnen getrennt, das war alles.«
    »Und sie haben dich einfach zurückgelassen?«
    »Lutha kannst du daraus keinen Vorwurf machen, falls du das gerade denkst.« Er setzte ab, und Ki erkannte einen Ausdruck des Schmerzes in seinen Augen. »Ich habe gesehen, wie er zu mir zurückgeschaut und etwas gebrüllt hat. Natürlich wollte er zurückkommen, um mich zu holen, doch das konnte er nicht. Seine Pflicht galt Korin.«
    »Ich hätte es getan, Nik. Und Tamír auch.«
    Nikides schüttelte den Kopf. »Das hätte ich gar nicht gewollt. An oberster Stelle muss bei allem die Pflicht stehen. Und Meister Porion würde dir dasselbe sagen.«
    Ki behielt seine Begründungen vorerst für sich. Nikides war noch zu krank, um das volle Ausmaß der Lage zu begreifen. »Weißt du, wohin Korin wollte?«
    »Nein. Niryn sagte nur, wir sollten ihn aus der Stadt schaffen. Wir wollten uns gerade zum Westtor durchschlagen, als ich die anderen verlor.«
    »Der Zauberer hat den Befehl erteilt?«
    »Korin wollte zu dem Zeitpunkt auf niemand anderen mehr hören, nicht einmal auf Caliel.«
    Die Drysierin, die Ki zuvor angesprochen hatte, kam zurück und legte ein Ohr auf Nikides’ Brust. Sie schien zufrieden mit dem, was sie hörte. »Ihr seid vom Glück gesegnet, Herr. Noch ein paar Tage, dann solltet Ihr wieder auf den Beinen sein, wenngleich es noch einige Zeit dauern wird, bis ihr vollständig genest. Ich schicke jemanden mit Suppe zu Euch. Sorgt dafür, dass er isst, Fürst Kirothius, ja?«
    »Mach ich.« Ki grinste seinen Freund an. »War nie schwierig, dich zum Essen zu bewegen.«
    Nikides bedachte ihn mit einer unflätigen Geste, dann schaute er wieder zu Tanil hinüber. Als die Drysierin gekommen war, hatte er sich gerührt und schien wach zu sein.

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