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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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»Hallo, Tanil. Ich bin froh, dass du hier bist. Hast du Hunger?«
    Tanil schüttelte den Kopf. Dabei fiel die Decke von seinem Gesicht zurück.
    »Bei Bilairys Hintern!«, stieß Nikides leise hervor.
    Das Gesicht des jungen Knappen war von der Folterung immer noch grauenhaft angeschwollen und verfärbt, und das dunkle Haar hing ihm strähnig um die Schultern. Die Zöpfe waren ihm abgeschnitten worden. Doch am schlimmsten war seine hohläugige, verängstigte Miene. Er krümmte sich zusammen und schlang die Arme fest um die Brust. Schillernde Blutergüsse überzogen seine nackten Schultern. Um seine Handgelenke prangten blutbefleckte Leinenverbände. Kurz bedachte er sie mit einem verwirrten Blick, dann verbarg er das Gesicht an den Knien.
    »Armer Bursche«, flüsterte Nikides traurig.
    »Und dabei war er einer der Glücklicheren«, erwiderte Ki mit gedämpfter Stimme und ließ unausgesprochen, dass seine Peiniger im Begriff gewesen waren, ihn auszuweiden, als Tamír und ihre Streitkräfte eintrafen. »Die Verletzungen an seinen Handgelenken sind nicht so schlimm. Die Heiler sagen, er kann seine Hände wahrscheinlich wieder benutzen, wenn sie genesen sind.«
    Er redete zwar mit unbeschwertem Tonfall, doch Nikides und er tauschten einen wissenden Blick. Wunden am Körper bedeuteten einem Krieger nichts, aber dermaßen entehrt und verkrüppelt zu werden … Es wäre gnadenvoller gewesen, wenn die Mistkerle ihn getötet hätten.
    Die Drysierin kehrte mit zwei Schalen streng riechender Suppe zurück. Nikides trank aus der seinen und rümpfte die Nase. »Pferdefleisch!«
    »Davon gibt es reichlich«, sagte Ki, bewegte sich langsam, vorsichtig auf Tanil zu und setzte sich neben ihn. »Es stinkt, aber es gibt dir wieder Kraft. Komm, versuch ein wenig. Ich bin’s, siehst du? Niemand wird dir etwas tun. Nik ist auch hier.«
    Tanil betrachtete sie beide mit leeren Augen, ehe ein Ansatz von Erkennen in ihnen zu dämmern schien. Er ließ sich von Ki die Schale an die Lippen setzen und nahm ein paar Schlucke zu sich, bevor er würgte und das Gesicht wieder abwandte.
    Nikides leerte seine Schale wacker und stellte sie mit angewiderter Miene beiseite. »Du hast noch gar nicht erzählt, wie es euch ergangen ist, nachdem ihr Ero verlassen hattet.«
    Rasch umriss Ki die Wirren der vergangenen Tage. »Tharin hat aus den Überresten der alten Garde von Alestun zusammen mit Luchs und einigen der Krieger aus Atyion eine neue Garde für Tamír gebildet«, erklärte er, während er Tanil unablässig gut zuredete, mehr von der Suppe zu trinken. »Fürst Jorvai und Fürst Kyman von Ilear haben wir bereits auf unserer Seite, außerdem Illardi und einige andere, die Tamír nach der Schlacht Gefolgstreue geschworen haben. Aber nicht jeder unterstützt sie.«
    »Das war zu erwarten«, meinte Nikides und blickte nachdenklich drein. »Nun, auf mich könnt ihr jedenfalls zählen, auch wenn es nicht viel wert sein mag.«
    »Trotz deines Eids als Gefährte? Sie wird dich zu Korin zurückschicken, wenn du das möchtest.«
    »Nein. Ich kann nicht behaupten, dass es nicht schmerzt, aber tief im Herzen spüre ich, dass es das Richtige ist. Erius hat mit der Prophezeiung gebrochen, und was hat uns das beschert? Wenn Illior aus Tobin eine Königin gemacht hat, steht es mir wohl kaum zu, das in Frage zu stellen. Also, wie kann ich helfen?«
    Ki ergriff die Hand seines Freundes und lächelte. »Komm wieder zu Kräften und behalt Tanil für mich im Auge. Ich sollte jetzt besser zu ihr zurückgehen. Pass auf dich auf und tu, was die Heiler dir sagen.«
     
    Dadurch, dass er seinen Freund bei Bewusstsein angetroffen hatte, fühlte sich Ki ein wenig besser, doch während er ins Haus zurückkehrte, beschlich ihn Unsicherheit darüber, wie er dort empfangen werden würde. Ihm missfiel, wie sich die Dinge zuvor entfaltet hatten, und er sehnte sich danach, die Wogen zu glätten.
    Tamír saß auf dem Bett und las einen Brief. Sie trug ein langes Leinenhemd unter dem Morgenrock, und das feuchte Haar hing ihr offen über die Schultern. Baldus schlief eingerollt auf einer Pritsche an der Tür.
    Als Ki eintrat, schaute sie auf, und er stellte fest, dass auch sie versuchte, seine Stimmung abzuwägen.
    »Ich habe gerade Nik und Tanil besucht.«
    »Wie geht es ihnen?«
    »Nik erholt sich bereits. Tanil geht es weniger gut. Sein Geist ist gebrochen.«
    »Das wundert mich nicht. Ich werde ihn morgen besuchen.« Beiläufig deutete sie auf die Wanne. »Ich habe weiteres warmes

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