Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
sieht ja der Schweif meines Pferdes besser aus.«
Zappelig saß Tamír da, während Una ihr das Haar kämmte. »Mach bloß nichts zu Aufwendiges. Ich will mich nicht ständig damit herumplagen müssen – wie ein Mädchen!«
Darüber kicherten sowohl Una als auch Iya.
»Es spricht nichts dagegen, es so zu tragen, wie du es immer getan hast«, meinte Una zu ihr und flocht ihr geschickt neue Kriegerzöpfe. »Alle Soldatinnen, die ich kenne, tragen die Haare offen oder in einem langen Zopf auf dem Rücken, damit sie ihnen nicht ins Gesicht hängen. Lass uns mal probieren, wie das aussieht.« Sie flocht die restlichen Haare zu einem dicken Zopf, dann holte sie aus ihrer Gürteltasche einen roten Lederriemen hervor. »Siehst du, keine Bänder. Und ich verspreche dir, auch keine Schleife zu machen. So. Schau es dir mal an.«
Tamír drehte sich wieder dem Spiegel zu und zeigte sich ziemlich überrascht über den Anblick, der sich ihr bot. »Reich mir meinen Schwertgurt.«
Sie brachte ihn über dem geprägten Gürtel an und begutachtete ihr Spiegelbild erneut. Tatsächlich schmeichelte ihr das Kleid – es ließ sie schlank statt dürr und knochig wirken. Die kleinen Zöpfchen seitlich und das Schwert kennzeichneten sie nach wie vor als Kriegerin, doch sie sah weniger knabenhaft aus als zuvor. Sie gab sich Mühe, nicht finster dreinzuschauen. Als Schönheit würde sie niemand bezeichnen, soviel stand fest, aber durch das Kleid wurde das Blau ihrer Augen betont.
»Ich habe etwas für dich aufbewahrt. Dein Vater hat es mir vor vielen Jahren anvertraut.« Iya förderte aus den Falten ihrer Robe einen zierlichen Goldreif zutage und reichte ihn Tamír dar. Er war wunderschön und äußerst schlicht, nur ein Band aus Gold, in das ein Wellenmuster graviert war. »Das ist Aurënfaie-Arbeit und hat deiner Mutter gehört.«
Tamír wollte ihn aufsetzen, aber Una hielt sie zurück. »Nein, warte, mit den Haaren nach hinten wird das nicht gut aussehen. Lass mich mal.«
Sie löste den großen Zopf und kämmte die Haare mit den Fingern auseinander. Dann teilte sie die oberste Schicht ab und zog sie durch den Reif, bevor sie diesen auf Tamírs Stirn senkte. Sie ließ das Haar hinten darüber fallen, sodass nur der Teil des Bands um Tamírs Stirn zu sehen blieb. Zuletzt schob sie die kleinen Zöpfchen an den Seiten zurecht.
»So! Jetzt werden die Leute wissen, dass du eine Prinzessin bist.«
Tamír zog die Goldkette um ihren Hals hervor, zerriss sie und löste die beiden Ringe davon. Den schweren, schwarzen Siegelring ihres Vaters schob sie sich auf den rechten Zeigefinger, jenen mit dem Amethystbildnis auf den linken Ringfinger, auf den er tadellos passte. Als sie sich abermals im Spiegel betrachtete, wirkte ihre Miene weicher, fast bewundernd. Diesmal blickte ihr ein Mädchen entgegen, wenngleich sie sich immer noch wie ein Junge in einem Kleid fühlte.
Iya stand unmittelbar hinter ihr, bedeckte mit einer Hand den Mund und hatte ein verdächtiges Funkeln in den Augen. »Oh, mein liebes Mädchen, sieh dich nur an – endlich ist eine wahre Kriegerkönigin zurückgekehrt. Una, ruf Ki und Tharin herein, und Arkoniel auch, falls er da draußen ist.«
Tamír stand unruhig neben dem Spiegel, als die Männer mit Baldus im Schlepptau eintraten.
»Ihr seht hübsch aus!«, rief der kleine Junge.
»Danke.« Sie blickte so finster zu Tharin und Ki, als wollte sie die beiden davor warnen zu lachen.
»Der Junge hat Recht«, meinte Tharin, trat zu ihr und drehte sie bald in die eine, bald in die andere Richtung. »Bei der Flamme! Was meinst du, Ki? Unser Mädchen hat sich aber rausgeputzt, was?«
Ki hatte sie die ganze Zeit angestarrt, ohne ein Wort zu sagen. Schließlich nickte er ihr zweifelnd zu. »Besser.«
»Besser?« Tamírs Herz sank ein wenig, und sie hasste sich dafür. Sie steckte noch keine Stunde in einem Kleid, und schon gebärdete sie sich wie eines der Mädchen am Hof!
»Nein, wirklich«, beteuerte Ki rasch. »Mit hergerichtetem Haar bist du viel hübscher. Und das Kleid steht dir auch. Ich wette, du könntest sogar darin kämpfen, wenn es sein müsste.«
Tamír zog das Schwert und vollführte eine rasche Abfolge von Ausfällen und Finten. Die Röcke wirbelten um ihre Beine, und ein paar Mal verfing sie sich mit dem Stiefelabsatz am Saum. »Es müsste kürzer sein.«
»Du wirst noch eine neue Mode vorgeben«, meinte Tharin grinsend.
Una lachte. »Oder für Aufsehen sorgen!«
»Ja, es wäre wohl besser, wenn du zum
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