Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
auf die Berge richtete.
Am folgenden Tag gelangten sie in die Hügel, und an jenem darauf in die Wälder, die den Fuß des Gebirges bedeckten.
Spät an jenem Nachmittag deutete Mahti auf einen Wildpfad, der durch ein dichtes Gewirr wilder Johannisbeersträucher führte.
»Ist das der Anfang deiner geheimen Straße?«, fragte Tamír.
»Bald kommen«, gab Mahti zurück. Dann wandte er sich in seiner Sprache an Arkoniel.
»Wir folgen erst einem Tag lang diesem Pfad, dann einem Bach zu einem Wasserfall«, klärte Arkoniel sie auf. »Der verborgene Pfad beginnt unmittelbar dahinter. Er sagt, danach wird der Weg einfacher. Binnen zwei Tagen werden wir das erste Dorf des Hügelvolks erreichen.«
»Ich wusste nicht, dass sie so nah leben.«
»Ich nicht kennen diese Retha'noi , aber sie sehen meine Oo’lu und werden wissen, ich Hexer.« Erneut wandte er sich an Arkoniel, offenbar um sicherzustellen, dass Tamír verstand, was er gesagt hatte.
Während Arkoniel lauschte, wurden seine Züge ernst. »Sobald wir Hügelmenschen erblicken, musst du den Tross unverzüglich anhalten lassen, und alle müssen sich ruhig verhalten. Er wird vorausgehen und für uns mit ihnen reden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sie angreifen.«
Mahti verschwand eine Weile im Unterholz. Als er zurückkehrte, trug er seine eigene Kleidung sowie die Kette und die Armreife mit den Tierzähnen. Er kletterte wieder auf sein Pferd und nickte Tamír zu. »Jetzt wir gehen.«
Der Wald umfing sie ringsum mit hohen Tannen, die das Unterholz verdrängten und die Luft mit ihrem Geruch erfüllten. An jenem Tage und am nächsten begegneten sie niemandem. Das Gelände wurde steiler, und große Felsbrocken übersäten die Hänge. Mahti führte sie zu dem Bach, von dem er gesprochen hatte, und am Nachmittag erreichten sie den Wasserfall. An dem See darunter schien der kaum erkennbare Wildpfad, dem sie gefolgt waren, jäh zu enden.
»Gutes Wasser.«
Tamír ließ die Kolonne anhalten und stieg mit den anderen ab, um die Wasserschläuche aufzufüllen.
Mahti trank, dann ergriff er sein Oo’lu aus dessen Schlinge und begann zu spielen. Es war ein kurzes, johlendes Lied, doch als er fertig war, erblickte Tamír einen ausgetretenen Pfad, der vom Rand des Sees wegführte und der zuvor nicht zu sehen gewesen war. An den Bäumen zu beiden Seiten prangten verblasste Handabdrücke wie jene, die sie rings um Lhels verlassenes Lager entdeckt hatten.
»Kommt!« Mit forschen Schritten brach Mahti den neuen Pfad entlang auf. »Ihr bald an Retha'noi -Ort. Halten Versprechen.«
Als sie an jenem Abend das Lager aufschlugen, gesellte sich Arkoniel zu Tamír und den anderen um das Feuer.
»Ich habe gerade mit Lyan gesprochen. Korins Flotte hat versucht, in Ero zu landen. Tharin hatte von den Zauberern und den Ausgucken entlang der Küste erfahren, dass die Schiffe auf den Hafen zuhalten, und Illardi erwartete sie bereits mit den Zauberern. Er hat die wenigen Schiffe, die du dort hattest, in Brand gesteckt, um Korins Flotte in eine Falle zu locken. Die Flammen breiteten sich aus, und unsere Zauberer haben die Dinge mit ihren Kräften beschleunigt. Sämtliche Feindschiffe wurden zerstört oder erbeutet.«
»Das sind hervorragende Neuigkeiten!«, rief Tamír. »Aber kein Wort von einem Angriff über Land?«
»Nevus führt eine beträchtliche Streitkraft nach Süden. Tharin marschiert ihr bereits entgegen.«
»Möge Sakor ihm Glück bescheren«, sagte Ki und warf einen Zweig ins Feuer.
Als Tamír in jener Nacht in ihre Decken eingehüllt lag und beobachtete, wie sich die Äste vor den Sternen wiegten, entsandte sie ebenfalls ein stummes Gebet für Tharin und hoffte, dass nicht auch noch er von ihr genommen würde.
Am nächsten Tag wurde der Weg steiler. Immer noch gab es keinerlei Anzeichen auf ein Dorf. Kurz vor Mittag jedoch hob Mahti die Hand, um dem Tross Einhalt zu gebieten.
»Da.« Er deutete über ein Gewirr herabgekullerter Steine zur Rechten hinauf.
Tamír ließ die Kolonne anhalten. Es dauerte kurz, bis sie den auf dem höchsten Felsbrocken kauernden Mann erspähte. Er starrte sie geradewegs an und hielt ein Oo’lu an die Lippen gepresst.
»Ihr bleiben«, sagte Mahti zu ihr, ehe er behände die Felsbrocken zu dem Fremden erklomm.
»Wir sind nicht allein«, flüsterte Ki.
»Ich sehe sie.« Mindestens ein Dutzend weiterer Retha'noi war sichtbar und beobachtete sie von beiden Seiten der Schlucht aus. Einige hatten Bogen, andere lange Hörner wie
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