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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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selbst damit, warmherzig zu sein. Sieh dir nur an, wie er dein kleines Nest hier oben geschmückt hat. Allerdings tat er es mehr für sein Gewissen als für dein Behagen, das versichere ich dir. Er und ich waren uns einig, dass du genug Feuer besitzt, um zu flüchten zu versuchen, sollte sich dir die Gelegenheit bieten. Deshalb hielten wir es für besser, dich hier oben einzusperren wie deine hübschen Vögel. Wenngleich er dich nie als hübsch bezeichnet hat.«
    »Hör auf!«, schrie Nalia. Tränen brannten in ihren Augen und ließen Niryn zu einem dunklen, bedrohlichen Schemen vor dem Himmel verschwimmen. »Warum bist du so grausam? Ihm liegt sehr wohl etwas an mir. Er hat mich lieb gewonnen.«
    »Du meinst wohl, du hast ihn lieb gewonnen. Tja, es sollte mich nicht überraschen. Du bist jung und romantisch, und Korin ist auf seine Weise kein übler Bursche. Dennoch bedauere ich, dass du dich für ihn erwärmt hast. Letztlich wird es die Dinge nur schwieriger gestalten.«
    Nalia wurde noch kälter. »Was willst du damit sagen?«
    Sie hörte, wie Korin seine Männer begrüßte und Befehle erteilte. Er klang so glücklich.
    »Du solltest ihn dir jetzt noch einmal gut ansehen, solange du kannst, meine Liebe.«
    »Er wird also tatsächlich nicht zurückkehren.« Dunkelheit drohte, sie zu umfangen.
    »Er hat seine Aufgabe erfüllt, wenngleich widerwillig«, gab Niryn zurück. »Stell dir nur vor, wie heimelig es werden wird; du, die Mutter der unmündigen Herrscherin, und ich, ihr Regent.«
    Ungläubig starrte Nalia ihn an. Niryn winkte jemandem unten zu. Vermutlich hatte Korin heraufgeschaut und ihn erblickt.
    Nalia stellte sich vor, wie Korin dem Zauberer so vertraute, wie sie es getan hatte.
    Sie malte sich ihr Leben als stumme Figur in Niryns Spiel aus, durch seine Magie zum Schweigen verdammt. Und sie stellte sich ihr Kind vor, ihre kleine, ungeborene Tochter, wie sie in jenes verlogene Antlitz aufschaute. Würde er eines Tages auch sie verführen?
    Niryn lehnte immer noch auf der Zinne. Mit einem Oberschenkel berührte er die Kante, während er winkte und dieses falsche, hohle Lächeln zur Schau stellte.
    Zu lange aufgestaute Wut flammte in Nalias verwundetem Herz auf und breitete sich wie ein Lauffeuer über den Zunder ihres Schmerzes und des Verrats an ihr aus. Das lodernde Empfinden versengte ihre Angst und trieb sie vorwärts. Ihre Hände schienen sich aus eigenem Willen zu bewegen, als sie auf Niryn zustürzte und mit aller Kraft schob.
    Einen Lidschlag lang gerieten sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber, fast nah genug, um sich zu küssen. Das falsche Lächeln war verschwunden, ersetzt durch geweitete Augen und einen ungläubigen Blick. Seine Hände fuchtelten durch die Luft und packten sie am Ärmel, als er vergeblich versuchte, sich zurück über den Punkt des Kippens zu ziehen. Doch er war zu schwer für sie und zog sie stattdessen mit sich über die Kante.
    Zumindest beinah. Einen scheinbar endlosen Augenblick hing sie über dem Rand und sah unten Korin und seine Reiter mit blassen Gesichtern und offenen Mündern. Sie würde zu Füßen ihres Gemahls landen. Sie und ihr Kind würden vor ihm sterben.
    Stattdessen wurde sie von etwas gepackt und zurückgezogen. Sie erhaschte einen letzten Blick auf Niryns ungläubige Miene, als er fiel, dann stürzte sie zurück auf den Balkon und blieb als bibberndes Häufchen liegen, während sie Niryns kurzem, abgehacktem Schrei und dem Gebrüll jener lauschte, die ihn fallen sahen.
    Ich habe dich mit einer Reihe von Zaubern umgeben, meine Liebe, alles, um für deine Sicherheit zu sorgen.
    Nalia stieß ein fassungsloses Lachen aus. Zitternd und unstet rappelte sie sich auf, um über die Brüstung zu spähen.
    Niryn lag ausgestreckt wie die Lumpenpuppe eines Kindes auf den Pflastersteinen. Er war mit dem Gesicht nach unten aufgeschlagen, sodass sie nicht erkennen konnte, ob der Ausdruck des Entsetzens noch darauf prangte.
    Korin schaute auf und erblickte sie, dann rannte er in die Festung.
    Nalia taumelte zurück in ihr Zimmer und brach auf dem Bett zusammen. Sie würde ihm die Wahrheit sagen, ihm jede Einzelheit des Verrats des Zauberers gegen ihn preisgeben. Er würde es verstehen. Und sie würde wieder dieses innige Lächeln zu sehen bekommen.
    Wenig später stürmte Korin herein und fand sie auf dem Bett liegend vor. »Bei den Vieren, Nalia, was hast du getan?«
    Nalia versuchte, es ihm zu erklären, doch die Worte blieben ihr wie zuvor in der Kehle stecken.

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