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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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die Narbe auf seiner Brust eine immer noch offene Wunde. Sie spürte, wie kaltes Blut auf ihren Bauch tropfte, durch ihr Hemd sickerte und frostig ihre Haut benetzte.
    Er fuhr mit einem Finger über die Narbe auf ihrer Brust.
    Ich werde heute bei dir sein. Das lasse ich mir nicht verweigern. Damit verschwand er, und sie rappelte sich nach Atem ringend, am ganzen Leib zitternd auf. »Nein!«, krächzte sie und rieb sich die Kehle. »Ich schlage meine Schlachten selbst, verdammt!«
    Ein Schatten huschte vor die Zeltklappe, und Ki duckte sich herein. »Hast du gerufen?«
    »Nein, es war nur … nur ein böser Traum«, flüsterte sie.
    Er kniete sich neben sie und strich ihr das Haar aus der Stirn. »Wirst du etwa krank? Im Lager geht ein Fieber um.«
    »Nein, es ist bloß dieser verfluchte Nebel. Ich hoffe, er lichtet sich morgen.« Kurz zögerte sie, dann gestand sie: »Bruder war hier.«
    »Was wollte er?«
    »Dasselbe wie zuvor. Und er sagte, er würde heute bei mir sein.«
    »Er hat dir schon früher geholfen.«
    Sie bedachte ihn mit einem verdrossenen Blick. »Nur, wenn es ihm passte. Ich will seine Hilfe nicht. Das ist meine Schlacht.«
    »Glaubst du, er könnte es auf Korin abgesehen haben wie damals auf Fürst Orun?«
    Tamír suchte in den Schatten nach dem Dämon. Die Erinnerung an Oruns Tod bereitete ihr immer noch Übelkeit.
    »Immerhin ist Korin Erius’ Sohn, und er beansprucht deinen Platz.«
    »Er hatte nichts mit dem zu tun, was Bruder und mir widerfahren ist.« Sie warf die Decken zurück und griff nach ihrem schweißfleckigen Wappenrock. »Eigentlich kann ich gleich aufstehen. Möchtest du eine Weile schlafen?«
    »Selbst wenn ich es versuchte, könnte ich nicht. Aber ich habe das hier aufgetrieben.« Er zog einen recht schlaffen Weinbeutel vom Gürtel und schüttelte ihn. Der spärliche Inhalt schwappte darin hin und her. »Ein heimtückisches Gesöff, aber es wird dich wärmen.«
    Sie trank einen ausgiebigen Schluck und verzog das Gesicht. Der Wein hatte sich zu lange in dem Beutel befunden, aber zumindest dämpfte er die Hungergefühle ein wenig.
    Tamír ging zur offenen Zeltklappe und schaute hinaus auf das Meer der Wachfeuer. »Wir müssen gewinnen, Ki. Ich habe sie durch den Marsch über die Berge erschöpft, und jetzt haben sie alle leere Bäuche. Bei der Flamme, ich hoffe, ich habe keinen Fehler begangen, indem ich sie hierher geschleift habe.«
    Ki stand hinter ihr und blickte über ihre Schulter. »Korin mag mehr Männer haben, aber wir haben mehr zu verlieren. Jeder Mann und jede Frau da draußen weiß, dass wir gewinnen oder beim Versuch sterben müssen.« Er grinste. »Und ich für meinen Teil weiß, was davon mir lieber ist.«
    Tamír drehte sich um, schob ihn einen Schritt zurück ins Zelt und küsste ihn stürmisch auf die unrasierte Wange. Seine Haut fühlte sich rau an und hinterließ den Geschmack von Salz auf ihren Lippen. »Stirb nicht. Das ist mein Befehl für dich.«
    Sie schlang die Arme um seine Mitte, als sich ihre Lippen erneut begegneten. Eine angenehme Wärme, die nichts mit dem Wein zu tun hatte, umfing sie. Mittlerweile fühlte es sich fast natürlich an, ihn zu küssen.
    »Ich höre und gehorche, Majestät«, erwiderte er leise, »solange Ihr versprecht, dasselbe zu tun.« Damit trat er zurück und schob sie auf den Ausgang zu. »Komm, setz dich ans Feuer. Hier drin grübelst du zu viel.«
    Die meisten Gefährten teilten zum Wärmen ihre Mäntel mit ihren Knappen. Tamír sehnte sich danach, es ihnen gleichzutun. In vergangenen Zeiten hätte sie nicht zweimal darüber nachgedacht. Nun jedoch war es ihr vor den anderen zu peinlich.
    Hain, Fürst Malkanus und Eyoli befanden sich bei ihnen.
    »Wo sind die anderen?«, fragte sie.
    »Kaulin arbeitet bei den Heilern«, antwortete Eyoli. »Arkoniel und Saruel halten immer noch Ausschau nach den Aurënfaie-Schiff en.«
    Barieus döste an Luthas Schulter. Er rührte sich, hustete heiser, setzte sich auf und blinzelte wie eine Eule.
    »Hast du Fieber?«, fragte ihn Tamír.
    »Nein«, gab Barieus etwas überhastet zurück, ehe er abermals hustete.
    »Unter den Rängen geht die Grippe um«, sagte Nikides.
    »Die wenigen Drysier, über die wir verfügen, haben alle Hände voll zu tun.«
    »Ich habe Gemunkel gehört, es sei eine Krankheit, mit der uns das Hügelvolk belegt hat«, meldete sich Una zu Wort.
    »Na, sicher!«, höhnte Ki.
    Tamír ließ erneut den Blick über die Wachfeuer wandern. Zu viele Nächte im Regen und zu wenig

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