Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
durch die dicht gedrängte Aufstellung gestaltete es sich schwierig, doch es war eine größere Streitmacht, als er erwartet hatte.
»Aber nicht viele Pferde«, stellte Porion fest. »Wenn ihr das hohe Gelände hier in Anspruch nehmt, habt Ihr den Vorteil.«
»Tamír, sieh nur, da«, sagte Arkoniel und deutete den Hügel hinauf.
Selbst durch den Regen erkannte sie Korin ebenso sehr daran, wie er auf dem Pferd saß, wie an dem Banner, das hinter ihm in der Brise wehte. Neben ihm erspähte sie Caliel. Ohne nachzudenken, hob sie die Hand, um ihnen zuzuwinken. Sie wusste, dass Korin sie nicht sehen würde, zumal sie sich zu Fuß unter den anderen befand, dennoch verspürte sie einen Stich, als er das Pferd herumwirbelte und über die Hügelkuppe verschwand. Sie schloss die Augen, als ein Ansturm widerstreitender Gefühle sie zu überwältigen drohte. Kummer und Schuld trafen sie tief, als die Erinnerungen an all die glücklichen Jahre über sie hinwegfluteten. Dass es soweit kommen musste!
Eine warme Hand suchte die ihre, und als sie aufschaute, erblickte sie dicht neben sich Arkoniel, der sie vor den Augen der anderen abschirmte.
»Sachte, Majestät«, flüsterte er und schenkte ihr ein verständnisvolles Lächeln. Sie spürte, wie ihre Stärke zurückkehrte, wenngleich sie nicht sicher war, ob es an seiner Magie oder seiner Freundschaft lag.
»Ja. Danke.« Sie straffte die Schultern und winkte einen Herold zu sich. »Mein Vetter, der Prinz, ist eingetroffen. Überbring ihm diese Botschaft und komm mit seiner Antwort zurück.«
Korin und seine Generäle saßen am Waldrand auf den Pferden. Der junge König ließ den Blick über seine Reiterei wandern, die sich über die grasbewachsene Ebene über dem Meer verteilt hatte. Dahinter zuckten Blitze aus den tief über dem Wasser hängenden Wolken herab. Kurz darauf setzte fernes Donnergrollen ein.
»Das ist kein Wetter zum Kämpfen, schon gar nicht, wenn die Nacht anbricht«, riet Porion.
»Ihr habt Recht. Erteilt den Befehl zum Aufschlagen des Lagers.«
Aus der zunehmenden Dunkelheit tauchte ein einsamer Reiter auf, gekleidet in den blauen und weißen Mantel eines Herolds. Er hielt einen weißen Stab emporgereckt. Alben und Moriel ritten ihm entgegen und geleiteten ihn zu Korin.
Der Herold stieg ab und verneigte sich tief vor ihm. »Ich überbringe einen Brief von Königin Tamír von Skala, an ihren geliebten Vetter, König Korin von Ero.«
Korin starrte mit finsterer Miene auf ihn hinab. »Was hat die falsche Königin zu sagen?«
Der Herold zog das Schriftstück aus seinem Mantel hervor. »An meinen Vetter Korin von Tamír, Tochter der Ariani der wahren Linie Skalas. Vetter, ich bin bereit, gegen dich zu kämpfen, doch wisse, dass ich dir ein letztes Begnadigungsangebot unterbreite. Lass deinen Zorn beiseite und leg die Waffen nieder. Gib deinen Anspruch auf den Thron auf und lass uns wieder Freunde sein. Ich schwöre dir bei Sakor, Illior und allen Vieren meinen heiligsten Eid, dass dir, deiner Gemahlin und den Kindern, die sie gebären mag, an meinem Hof sämtliche Ehren des königlichen Geschlechts zuteil werden. Den Adeligen, die dir folgen, wird Nachsicht gewährt, und sie dürfen sowohl ihre Ländereien als auch Titel behalten. Ich rufe dich, Vetter, dazu auf, deinem unrechtmäßigen Anspruch zu entsagen und zwischen uns Frieden walten zu lassen.«
Der Herold reichte ihm den Brief dar. Korin riss ihn an sich und hielt einen Zipfel seines Mantels darüber, um ihn vor dem Regen zu schützen. Das Schreiben wies Tobins Handschrift und Siegel auf. Korin sah Caliel an und erwartete eine Äußerung von ihm, doch sein Freund wandte nur den Blick ab und schwieg.
Korin schüttelte den Kopf und ließ das Pergament fallen. »Überbring diese Antwort, Herold: Sag meinem Vetter, ich werde ihm beim ersten Tageslicht mit dem Schwert begegnen. Alle, die in seinem Namen kämpfen, gelten als Verräter und haben sämtlichen Landbesitz, sämtliche Titel und ihr Leben verwirkt. Es wird keine Gnade gewährt. Bestell ihm außerdem, dass ich ohne Zauberer komme. Wenn er Ehre besitzt, wird er die seinen nicht gegen mich einsetzen. Und überbring ihm letztlich meinen Dank dafür, dass er Fürst Caliel und meinen Knappen zu mir zurückkehren ließ. Sie kämpfen an meiner Seite. Sag ihm, diese Botschaft stammt von König Korin von Skala, Sohn des Erius, Enkel der Agnalain.«
Der Herold wiederholte die Nachricht und brach auf.
Korin zog den Mantel enger um sich und wandte
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