Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
will ihm an den Kragen«, flüsterte Ki. Wenn Bruder Korin tötete, wäre alles vorbei.
»Bruder, halt!«, brüllte Tamír. »Rühr ihn nicht an. Ich verbiete es dir!«
Zu Kis Erstaunen hielt Bruder inne und durchbohrte sie mit einem finsteren Blick.
»Das ist mein Kampf. Verschwinde«, befahl Tamír, wie sie es zu tun pflegte, als sie alle noch Kinder waren.
Bruder zeigte ihr eine knurrende Miene, doch er verblasste.
»Was für eine Arglist ist das?«, verlangte Korin zu erfahren.
»Ich bin es, Korin«, rief Tamír zurück. »Das war mein Bruder, oder zumindest wäre er so geworden. Er wurde getötet, um mich vor deinem Vater zu schützen.«
»Nein!«
»Es ist eine List, wie Fürst Niryn sagte«, meldete Moriel sich in verächtlichem Tonfall zu Wort.
»Du irrst dich, Kröte«, brüllte Lutha zurück.
»Du?« Moriels entsetzter Gesichtsausdruck mutete nachgerade komisch an.
»Nachdem du Niryns Schoßhündchen warst, solltest du mehr über Totenbeschwörerei wissen als jeder andere. Wo steckt dein Meister überhaupt? Mich überrascht, dass er dich von der Leine gelassen hat, du Stiefellecker!«
Moriel bedachte ihn einem giftigen Blick. »Jedenfalls hat er sich nicht geirrt, was dich anging, du Verräter, was?«
Ki richtete die Aufmerksamkeit auf Caliel, der ihm kaum merklich zunickte. »Verflucht«, murmelte Ki und winkte ihm zu.
»Wer bist du wirklich?«, fragte Korin. »Zeig dein Gesicht, wenn du es wagst!«
Tamír nahm den Helm ab und zog sich die Bundhaube vom Kopf. »Ich bin es, Kor, so wie ich sein sollte. Caliel kann sich für mich verbürgen. Frag ihn. Wir müssen nicht mehr kämpfen. Rede mit mir. Lass mich dir den Beweis zeigen …«
»Lügner!«, schnitt Korin ihr das Wort ab, doch Ki fand, dass er sich verunsichert anhörte.
»Ich muss Königin sein, Korin, aber du bist immer noch mein Verwandter. Gegen dich zu kämpfen, ist so, als kämpfe ich gegen einen Bruder. Bitte, wir können hier und jetzt Frieden schließen, ein für alle Mal. Ich schwöre bei meiner Ehre, dass dir dein rechtmäßiger Platz an meiner Seite sicher ist. All jenen, die dich unterstützt haben, gewähre ich Straffreiheit.«
»Ehre?«, höhnte Alben. »Was ist das Wort eines Eidbrechers schon wert?«
Ki umklammerte den Schwertgriff fester, als weitere Soldaten zwischen den Bäumen hinter Korin hervortraten. »Was um alles in der Welt denkst du dir dabei, Tamír, einfach so herumzustehen? Wir sind mindestens drei zu eins in der Unterzahl!«
»Jetzt, da er die Wahrheit gesehen hat, wird er mir zuhören«, gab sie leise zurück. »Er muss einfach!«
Nach wie vor erschüttert vom Anblick des Dämons starrte Korin das Mädchen an, das behauptete, sein Vetter zu sein. »Tobin?«, flüsterte er und kämpfte gegen den Beweis, dem ihm seine eigenen Augen vorhielten.
Ihr plötzliches, unerwartetes Lächeln – Tobins Lächeln – hätte ihn beinah umgestimmt. »Ich bin Tamír, wie ich dir geschrieben habe. Lutha sagte, du hast meinen Brief erhalten.«
»Lügen!«
»Nein, Korin. Tobin war die Lüge. Ich bin Arianis Tochter, das schwöre ich bei der Flamme und den Vieren.«
Korin konnte kaum atmen.
Nur ein Junge in einem Kleid, flüsterte Niryns Stimme in seinem Geist. Korin wollte sich daran klammern, als ein übelkeiterregendes Gefühl der Gewissheit über ihm zusammenschwappte.
Wenn Tobin – wenn sie – die Wahrheit sagte, hatte Caliel von Anfang an Recht gehabt. Niryn hatte ihn belogen und benutzt. Caliel war bereit gewesen, sich hängen zu lassen, um Korin zur Vernunft zu bringen, und er hätte seinen Freund um ein Haar dafür hinrichten lassen.
»Wir können wieder Freunde sein«, sagte Tobin.
»Es ist eine Arglist!«, beharrte Moriel.
Eine Arglist! Eine Arglist! Eine Arglist!, flüsterte Niryns kalte Stimme in Kor ins Gedächtnis.
»Majestät, wo seid Ihr?«
Tamír hörte Nyanis in der Ferne hinter ihnen brüllen und die Kampfgeräusche übertönen, die nach wie vor vom Schlachtfeld drangen.
»Hier!«, rief Una zurück.
Auch nach Korin riefen Stimmen, und Tamír vernahm, dass sich weitere Verstärkung für ihn näherte. Wenn es ihr nicht gelänge, Korin zu überzeugen, würde es ein blutiges Gefecht geben.
Sie ließ die Augen auf ihn gerichtet wie auf einen Falken, den sie zu zähmen versuchte. Tamír kannte ihn so gut; sie konnte förmlich sehen, wie er mit sich rang. Hoffnung ließ ihr den Atem stocken.
Durch Blut und Prüfungen musst du den Thron halten. Das Schwert wirst du aus der Hand des
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