Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
schaute erneut hin, doch Tobin war verschwunden. Seine Standarte befand sich in einiger Entfernung und schwankte über dem Getümmel in der Nähe des Banners von Fürst Nyanis. In der Ferne dahinter kräuselte sich weißer Rauch zum Himmel empor, durchsetzt mit roten Funken.
»Sie haben den Wald in Brand gesteckt!«, schrie Porion.
»Korin, pass auf!«, gellte Caliel.
Korin drehte sich um und erblickte eine Frau mit einem Speer, die durch die Riege seiner Garde brach und von links auf ihn zukam. Er versuchte, das Pferd herumzulenken, um sich ihr zuzuwenden, doch das verfluchte Tier suchte sich ausgerechnet diesen Augenblick aus, um ihn ein Loch zu treten. Es taumelte unter ihm, ging zu Boden und schleuderte Korin vor die Füße der Frau. Sie holte aus, um auf ihn einzustechen, aber Caliel erwischte sie mit einem Abwärtsstreich seines Schwertes im Nacken und tötete sie mit einem Hieb, der sie halb enthauptete. Blut schoss aus der Wunde und spritzte Korin ins Gesicht.
Caliel stieg ab und zog ihn auf die Beine, wirbelte herum und wehrte die nächsten Feinde ab. »Bist du verletzt, Kor?«
»Nein!« Hastig wischte sich Korin das Blut aus den Augen. In der Ferne sah er Ursaris, der noch auf dem Pferd saß und ihn zu erreichen versuchte, jedoch durch das dichte Kampfgetümmel nicht vorankam. Während Korin hinschaute, traf ein Lanzenstreiter den Mann in die Brust, und er verschwand außer Sicht.
Seltsamerweise hatte sich Korins Angst nun, da er sich im dichtesten Kampfgeschehen befand, völlig verflüchtigt. Während des Anstürmens musste er sie noch mit Willenskraft bannen, im Angesicht des tatsächlichen Gefechts jedoch kamen die langen Jahre der Ausbildung hervor, und er stellte fest, dass er sich mühelos eines Feinds nach dem anderen entledigte.
Eine weitere Frau in den Farben Atyions stürmte ein Schwert schwingend und einen Schlachtruf brüllend auf ihn zu. Er sprang vor und traf sie mit der Spitze seiner Klinge unter dem Kinn. Als sie fiel, nahm er unmittelbar hinter ihr eine flüchtige Bewegung wahr und sah erneut Tobin, diesmal nur wenige Schritte entfernt. Finster starrte er Korin an, ehe er verschwand.
»Da!«, rief Korin und versuchte, ihm zu folgen.
»Wovon redest du?«, gab Caliel zurück.
Plötzlich prasselte zischend ein weiterer Pfeilhagel auf sie herab. Mago schrie auf, fiel und fingerte an einem gefiederten Schaft, der aus seiner Brust ragte. Alben packte ihn am Arm und versuchte, ihnen beiden unter seinem erhobenen Schild Schutz zu bieten. Ein Pfeil traf ihn am Oberschenkel, durchdrang seinen Kettenpanzer und brachte ihn zum Wanken. Korin griff hinab und brach das Ende des Pfeils ab. Er war dreifach statt vierfach gefiedert.
»Aurënfaie. Das muss die Verstärkung sein, die wir gesehen haben. Alben, kannst du aufstehen?«
»Ja. Die Wunde ist nicht tief.« Dennoch blieb er kniend neben Mago und hielt dessen Hand, während sich der junge Mann vor Schmerzen krümmte und die Schlacht rings um sie weitertobte. Blutiger Schaum stand Mago auf den Lippen, und sein Atem ging angestrengt, verzweifelt. Luft und Blut blubberten aus der schmatzenden Wunde in seiner Brust.
Ihn vom Feld zu schaffen, war aussichtslos, und ließen sie ihn zurück, würde er zweifellos zertrampelt. Schluchzend rappelte sich Alben auf und versetzte seinem Knappen mit dem Schwert den Gnadenstoß. Korin wandte das Gesicht ab und fragte sich, ob ihm dasselbe blühte, ehe der Tag vorüber wäre. Tanil war immer noch bei ihm, blutig und mit wildem Blick. Sein Verstand mochte schwach sein, doch sein Arm war es nicht. Er hatte wacker gekämpft.
Das Gefecht wütete weiter, während der Nachmittag auf den Abend zukroch. Es war unmöglich zu sagen, wo sich Korins Generäle aufhielten, zumal er nur vereinzelt flüchtige Blicke auf ihre Farben erhaschte.
Tobins Standarte tauchte abwechselnd auf und verschwand wie eine gespenstische Erscheinung. Dasselbe galt für den jungen Prinzen. Jedes Mal hielt Korin auf ihn zu und musste beim nächsten Blick über die Schulter feststellen, dass es Tobin im Getümmel irgendwie gelungen war, hinter ihn zu gelangen. Es war zum Verrücktwerden, wie schnell er sich bewegte.
»Ich will seinen Kopf!«, brüllte Korin, als er ihn erneut erblickte, diesmal in der Nähe der entfernten Baumreihe. »Los, hinter ihm her! Er will in den Wald.«
Tamír versuchte, Korin zu erreichen, doch so sehr sie es versuchte, sie fand durch das Gedränge keinen Weg zu seiner Standarte.
»Korin ist hinter uns
Weitere Kostenlose Bücher