Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
und auf Ki einhieb, der sich noch am Boden wand. Es war ein schändlicher Akt.
»Du Feigling!«, brüllte Tamír. Sie musste zu Ki, um ihm zu helfen, doch es war, als weilte sie in einem Albtraum. Über das Geröll rutschend und schlitternd eilte sie geradewegs auf die beiden zu, schien sich aber nicht schnell genug bewegen zu können.
Korin ließ das Schwert auf Kis Arm niedersausen, als dieser versuchte, die Klinge anzuheben, um seinen Gegner abzuwehren. Tamír hörte zuerst das übelkeiterregende Brechen von Knochen, dann ein gequältes Knurren von Ki. Er wollte sich unter Korin wegrollen, aber der sprang hinter ihm her und schlug mit dem Schwert seitlich gegen Kis Helm. Ki brach im Schlamm zusammen; Korin umfasste seine Waffe mit beiden Händen und rammte sie Ki durch den Spalt des Brustpanzers in die Seite.
»Du Mistkerl!«, kreischte Tamír. Kummer und blanke Wut beschleunigten ihre letzten Schritte zu Korin. Sie schlug ihm gewaltvoll quer über die Schultern und drängte ihn von Ki zurück. Korin sprang weg und wirbelte zu ihr herum. Auf seiner Klinge prangte frisches Blut, das sich mit dem Regen vermischte.
Kis Blut.
Mit einem Aufschrei rasender Wut fiel sie Korin an und drängte ihn mit ungestümen Hieben zurück, weiter weg von Kis reglosem Körper.
Platschend bewegten sie sich durch den Bach und gelangten auf höheres Gelände. Korin kämpfte verbissen und fluchte bei jedem Streich, den er abwehrte. Unablässig prallten ihre Schwerter mit lautem Klirren aufeinander, das in der Rinne widerhallte. Tamír traf ihn an der Seite und dellte seine Stahlpanzerung ein. Er antwortete mit einem abprallenden Treffer, der ihr den Helm vom Kopf fegte. Sie hatte keine Zeit gehabt, den Riemen zu befestigen.
Tamír wich in der Hoffnung zurück, ihn aufheben zu können. Korin lachte, nutzte den Vorteil und drängte sie wieder in den Bach, wo sich Ki matt auf dem Boden wand.
Tamír drehte sich um, sprang zurück und hoffte, Korin wieder weiter von Ki wegzulocken. »Steh auf, Ki! Nimm dein Schwert!«
Korin brach seinen Angriff knurrend ab, wandte sich Ki zu und holte mit der Klinge zum Todesstoß aus.
Tamír sprang ihn mit einem Aufschrei der Verzweiflung an und spürte, wie Bruders tödliche Kälte sie umfing.
Es fühlte sich an, als kröche der Dämon in ihre Haut und erfülle sie mit der Kraft seines unvorstellbaren Hasses. Wie von selbst bleckte sie die Zähne, und ein überweltlicher Schrei entrang sich ihrer Kehle. Mit der Klarheit der Wut des Dämons erblickte sie eine Lücke im Kettenhemd unter Korins erhobenen Arm und stieß mit unfehlbarer Entschlossenheit zu.
Die Spitze der Klinge fand ihr Ziel. Sofort durchtränkte Korins Blut sein Hemd wie eine erblühende, rote Blume.
Bevor sie tief genug nachdrücken konnte, entwand er sich ihr und setzte sogleich zu einem Gegenangriff an. Dabei stolperten sie beide über Ki. Korin hustete Blut, als er nach ihr schlug, und seine Streiche wurden zunehmend ungeschickter, je länger er seinen taumelnden Kampf aufrechterhielt.
Das Schwert wirst du aus der Hand des Thronräubers winden.
»Ergib dich!«, schrie Tamír, fing seine Klinge mit der ihren ab und hielt ihn Griff an Griff fest.
»Niemals!«, stieß Korin keuchend hervor und spuckte dabei Blut.
Sie lösten sich voneinander, und Tamír spürte, wie ein weiterer Anflug von Bruders kaltem Hass sie durchströmte, als ihr Blick erneut auf Ki fiel. Mittlerweile lag er völlig still, und der Schlamm rings um ihn hatte sich rot verfärbt.
Diesmal begrüßte sie Bruders Kraft. Sie vermengte sich mit ihrer eigenen aufgestauten Wut über alles, was sie beide verloren hatten oder was ihnen verweigert worden war: Ki, die Liebe ihrer Mutter, ein lebendiger Bruder, die Freundlichkeit ihres Vaters, sogar ihre ureigensten Persönlichkeiten – alles war geopfert worden, um sie zu diesem Augenblick zu führen.
»Verdammt sollst du sein!«, kreischte sie, stürzte sich erneut auf Korin, drosch auf ihn ein und trieb ihn zurück.
Ein roter Schleier legte sich vor ihre Augen. »Alle sollt ihr verdammt dafür sein, dass ihr uns unser Leben gestohlen habt!«
Korin traf sie an der linken Schulter; seine Klinge verfing sich am Lederriemen ihres Harnischs. Tamír spürte es kaum und nutzte die Wucht des Streichs, um sich zu ducken, herumzuwirbeln und Korin mit dem Fuß in die Kniekehle zu treten.
Ihr Gegner taumelte und ließ die Deckung sinken, als er darum kämpfte, das Gleichgewicht zu halten. Nach wie vor gebückt, schwang
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