Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
ich nicht.« Tamír stapfte weiter.
»Lass mich zumindest umkehren und mehr Leute holen«, meldete sich Una zu Wort, die sich die Seite hielt.
»Vielleicht hast du …« Tamír verstummte und starrte auf etwas tiefer im Wald.
»Was ist?« Ki versuchte zu erkennen, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.
»Ich sehe ihn«, flüsterte sie.
»Korin?«
»Nein. Bruder.«
Der Dämon zeichnete sich kaum sichtbar zwischen den Bäumen ab und winkte ihr zu. In der Hitze des Gefechts hatte sie ihn völlig vergessen, aber er war hier, und es bestand kein Zweifel daran, was er beabsichtigte. Er wollte, dass sie ihm folgte.
Ki ergriff ihren Arm, als sie sich in Bewegung setzte. »Ich sehe nichts.«
»Er ist da«, bekräftigte sie.
»Es könnte eine seiner Gemeinheiten sein!«
»Ich weiß.« Sie folgte ihm trotzdem. Du bist Skala, und Skala ist du, genau wie du dein Bruder bist, und er ist du.
Mit dem Schwert in der Hand verfiel sie in Laufschritt. Ki fluchte lauthals, als er und die anderen hinter ihr herhetzten.
Korin gelangte auf eine Lichtung und hielt jäh inne. Tobin wartete auf ihn. Er hockte auf einem großen Stein, das Gesicht teilweise vom Wangenschutz seines Helms verborgen. Das ergab keinen Sinn. Er war allein; von einer Garde fehlte jede Spur. Irgendwie musste sie ihn aus den Augen verloren haben. Hinter den nahen Bäumen hervor vernahm Korin das Knacken von Zweigen und gedämpfte Stimmen.
Hastig duckte er sich hinter einen breiten Baum, falls Bogenschützen lauerten. »Vetter, wartest du auf mich, um dich zu ergeben?«, rief er.
Tobin hob die Hände und zeigte ihm, dass sie leer waren.
Zu einfach.
»Er sieht einem Mädchen nicht ähnlicher als du«, höhnte Alben.
»Korin, hier stimmt etwas nicht«, warnte Caliel, der die stumme Gestalt stirnrunzelnd musterte.
Langsam erhob sich Tobin und trat einen Schritt auf Korin zu. »Hallo, Vetter.«
Die pure Böswilligkeit, die in der Stimme mitschwang, erschreckte Korin. Und sie klang überhaupt nicht wie Tobins, sondern war tiefer und heiser. Er hörte das Knarren und Schaben von Rüstungsteilen, als Tobin den Kinnriemen seines Helms löste und ihn abnahm. Korin hatte im Antlitz seines Vetters noch nie so blanken Hass gesehen, außerdem war er widernatürlich ausgezehrt und blass. Die Augen waren eingesunken und dunkel, fast schwarz. Dies war der Tobin, der ihn in seinen Träumen heimgesucht hatte.
Caliel packte ihn am Arm. »Korin, das ist nicht …«
Weiter kam er nicht, ehe aus den Bäumen auf der anderen Seite der Lichtung jemand hervorstürzte. Korin hörte eine vertraute Stimme rufen: »Tamír, komm zurück!«
Ki und Lutha gerieten dicht hinter jemandem in Sicht, der Tobins Wappenrock und Helm trug.
»Wer im Namen Bilairys ist das?« Porion schnappte nach Luft, als er das Gesicht unter dem Helm erblickte.
Es war Caliel, der ihm antwortete. » Das ist Tamír.«
»Seht nur, da ist Tobin. Und Ki auch!« Tanil setzte sich in Bewegung und winkte ihnen fröhlich zu. »Wo seid ihr gewesen?«
Korin hielt ihn am Arm zurück. »Nein, sie sind jetzt unsere Feinde.«
Verwirrung trat in Tanils Augen. »Aber nein, sie sind deine Gefährten.«
»Oh, ihr Götter«, stieß Korin stöhnend hervor. »Cal, wie kann ich ihm …«
»Tanil, sieh mich an«, schnitt Caliel ihm das Wort ab und ließ sein Schwert fallen. Als sich der Knappe umdrehte, schlug Caliel ihm heftig gegen das Kinn. Der Junge sank wortlos zu seinen Füßen zusammen.
»Verdammt!«, rief Ki aus und preschte los, um sich vor Tamír zu stellen. Lutha und Luchs taten es ihm gleich, um sie vor einem Angriff abzuschirmen. Korin stand ungeschützt mit Porion und Caliel am gegenüberliegenden Rand der Lichtung in einfacher Bogenreichweite. Ki nahm durch die Bäume überall auf jener Seite Bewegung wahr.
Tamír schenkte all dem keine Beachtung und starrte stattdessen Bruder an, der ihre Kleider und Rüstung trug. »Du!«
Der Dämon drehte sich leicht zu ihr und grinste sie an. Wie immer erfasste ihn das Licht nicht richtig, nicht so wie Lebende. Sein schwarzes Haar warf keinerlei Schimmer. Ki schluckte heftig, als ihm einfiel, was das Orakel in Afra zu Tamír gesagt hatte, nämlich etwas darüber, dass Tamír er und er sie sei. Dabei hatten sich die beiden nie unähnlicher gesehen.
»Was für eine List ist das?«, rief Korin. »Hast du deine Totenbeschwörer doch mitgebracht?«
Bruder ging langsam auf Korin zu und zischte: »Sohn des Erius, ich bin weder Tobin, noch bin ich Tamír.«
»Er
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