Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
schaut in die falsche Richtung.«
Arkoniels Grinsen wurde breiter, als er die Pfeilspitze mit einem Fingerschnippen entzündete. »Das denkst du nur. Mach dich bereit, auf mein Wort hin zu schießen, Tamír.«
Er entfernte sich einige Schritte und wob mit seinem Zauberstab ein Muster in die Luft.
Nahe der Spitze des Stabs erschien ein kleiner, schwarzer Kreis in der Luft. Auf seinen stummen Befehl hin vergrößerte er sich, bis er einen Durchmesser von etwa einer Elle aufwies. Arkoniel trat zurück. »Aus dieser Nähe sollte das ein leichtes Ziel für eine geschickte Bogenschützin wie dich sein. Wärst du so nett?«
Tamír spannte die Sehne und schoss. Der flammende Pfeil traf in die Mitte des schwarzen Kreises und verschwand darin. Der Kreis verpuffte; von dem Pfeil fehlte jede Spur. Eigentlich hätte er in der wenige Schritte entfernten Holzmauer stecken müssen, stattdessen schien er sich in Luft aufgelöst zu haben.
»Und jetzt dreh dich bitte wieder der Zielscheibe zu«, forderte Arkoniel sie auf.
Der brennende Pfeil hatte sich mitten in die Holzscheibe gebohrt. Der Schaft und die Befiederung waren bereits verkohlt. Während alle hinsahen, begann das dicke Holz der Zielscheibe erst zu rauchen, dann fing es Feuer.
»Saruel hat das Öl um einen netten kleinen Zauber ergänzt«, verriet Arkoniel.
»Ja, alles, was es berührt, nachdem es sich entzündet hat, brennt ziemlich heftig«, sagte die Khatme. »Es ist sehr gefährlich und darf nicht sorglos verwendet werden.«
»Bei Bilairys Hintern!«, rief Ki lachend aus. »Also ist es möglich, einen Pfeil hinzuschicken, wo man möchte, und alles, was er trifft, wird in Brand gesteckt? Das ist ja wirklich toll.«
Tamír grübelte über die unglaubliche Flugbahn des Pfeils nach. »Wie ist das möglich?«
»Das ist bloß der Ortswechselzauber. Ich stelle mir vor, wo ich einen Gegenstand haben möchte, und dort kommt er zum Vorschein. Eine gewöhnliche Flamme erlischt beim Übergang, aber durch Saruels Bann überlebt ihn das Feuer. Na ja, zumindest meistens.«
»Bist du sicher, dass sich der Zauber gegen die Schiffe einsetzen lässt?«
Arkoniel rieb sich den Bart und betrachtete die lodernde Zielscheibe. »Aufgrund der bisherigen Versuche ziemlich sicher.«
»Erstaunlich«, meinte Tamír aufrichtig beeindruckt.
»Das ist seine Gabe«, sagte Iya stolz. »Er hat schon Ideen gehabt, auf die ich – oder sonst jemand, wie es scheint – im Leben nicht gekommen wäre.«
»Selbst in Aurënen hat noch nie jemand einen solchen Zauber verwirklicht«, fügte Saruel hinzu. »Der Lichtträger hat ihn mit besonderem Weitblick gesegnet.«
»Wie konnte es mein Onkel je wagen, sich von diesem Unsterblichen abzuwenden?«
»Wir haben ja gesehen, wozu es geführt hat«, erwiderte Iya. »Du bist bereits dabei, das Land zu heilen und Illiors Gunst für Skala zurückzuerlangen. Und dir ist obendrein jene Sakors gewiss. Sie sind die Schutzgottheiten Skalas, und du verkörperst sie beide. Das ist kein Zufall.«
Kapitel 17
Die Zeit reichte nicht, um die volle Streitmacht zu versammeln. Selbst wenn es möglich gewesen wäre, hätte es Tamír widerstrebt, Ero aufgrund einer einzigen Vision völlig schutzlos zurückzulassen. Sie entsandte berittene Boten in beide Richtungen die Küste entlang, ließ Warnungen verbreiten und forderte weitere Verstärkung aus Atyion an. Im Umkreis eines halben Tagesritts gab es drei Adelige mit Ländereien. Einer befand sich mit seinen fünfzig Mann bereits hier, die beiden anderen hatten sich nicht die Mühe gemacht, Tamírs Anspruch auf den Thron anzuerkennen.
Sie scharte ihre Generäle in Illardis Bibliothek um sich und betrachtete die Karten.
»Dort, wo Ihr denkt, dass sie eintreffen werden, ist das Wasser tief, und der lange, flache Strand eignet sich hervorragend für eine Landung«, sagte Illardi und deutete auf den entsprechenden Bereich. »Reichlich Platz, um mit Beibooten anzulegen oder Pferde an Land zu befördern. Höchstwahrscheinlich werden sie sich auf Schwertkämpfer und Bogenschützen verlassen und aus den Booten schießen, während sie herankommen. Darin sind sie meisterlich.«
» Wenn sie herankommen«, warf Ki ein. »Fände ich eine wartende Armee vor, würde ich mich zurückziehen.«
»Nicht, wenn du Plenimarer wärst«, merkte Tharin an. »Ihr Oberherr ist gnadenlos, wenn seine Befehle nicht bis auf den letzten Buchstaben ausgeführt werden, koste es, was es wolle.«
Jorvai nickte. »Das stimmt. Allerdings kann uns der
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