Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
küsste seine Tochter auf die Stirn.
Als Nächster stellte Luchs seinen Anwärter vor, einen vierzehnjährigen Jungen namens Tyrien, einen Neffen von Fürst Kyman. »Sein Vater ist tot, und seine Mutter weilt zu Hause, aber ich spreche für ihn«, erklärte Kyman und legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. Tyrien war einen Kopf kleiner als Luchs, wirkte aber drahtig und kräftig. Seine großen, grauen Augen und seine helle Haut verliehen ihm ein wenig das Aussehen eines Aurënfaie.
Das Ritual wurde wiederholt, und Tyrien nahm seinen Platz an Luchs’ Seite ein.
»Willkommen, meine Freunde«, begrüßte Tamír die neuen Knappen. »Ich weiß, ihr alle werdet Skala getreu dienen und euch der Königlichen Gefährten als würdig erweisen. Wir leben in unsicheren Zeiten, und ihr werdet schon bald Gelegenheit erhalten, euch im Gefecht zu bewehren. Kämpft tapfer, und ich werde euch eure Zöpfe persönlich flechten.«
Als sie verstummte, heftete sich ihr Blick auf Ki. Auf sein Verlangen hin führte er nach wie vor lediglich den Titel eines Knappen.
Doch sie war fest entschlossen, dies zu ändern. Er verkörperte weit mehr für sie, und alle wussten es.
Allerdings wissen sie nicht alles, ging es Tamír eingedenk der Verwirrung durch den Kopf, mit der sie an jenem Morgen miteinander aufgewacht waren. Ich verstehe es ja selbst nicht ganz.
»Majestät?« Imonus näherte sich mit etwas, das unter einem Tuch verborgen lag. »Ich habe etwas für Euch.«
Er zog das Tuch beiseite und offenbarte einen prunkvollen Helm. Das Kopfteil, die Wangenschutze und die Nackenpanzerung aus Stahl waren mit Gold ziseliert, und die Krempe zierte ein schlichter, goldener Reif.
»Woher habt Ihr das?«, fragte sie.
»Von den Wagen, die den Inhalt der königlichen Katakomben befördern, Herrin. Ich weiß nicht, welcher Königin er gehört hat, aber ich vermute, keine von ihnen würde es einer Verwandten missgönnen, ihn im Gefecht zu tragen.
Der Feind soll wissen, dass er es mit einer wahren Königin zu tun hat.«
Tamír drehte den Helm in den Händen und bewunderte die erlesene Metallarbeit. Das Bildnis von Illiors Drachen prangte in Gold auf den Wangenteilen. »Er ist wunderschön. Vielen Dank.«
Imonus verneigte sich. »Er wird reichen, bis die wahre Krone Eure Stirn ziert.«
Baldus hüpfte vor Aufregung regelrecht auf und ab, als Tamír und Ki in ihrem Zimmer eintrafen. »Hoheit, seht nur, seht, was eingetroffen ist – und gerade rechtzeitig für die Schlacht!«
»Sie ist jetzt eine Majestät«, teilte Ki dem Jungen mit, während Tamír hinüber zum Bett ging und glücklich nach Luft schnappte.
Die Schneiderinnen von Illardis Haus waren fleißig gewesen. Ein neuer Seidenwappenrock war wunderschön mit ihrem Wappen versehen worden, und ein neues Banner lag auf dem Bett daneben ausgebreitet.
Tamír schickte Baldus hinaus, da sie einen letzten Augenblick alleine mit Ki verbringen wollte.
Er wirkte aufgeregt, und seine Augen leuchteten, wie sie es seit Wochen nicht mehr gesehen hatte. »Du freust dich darauf.«
»Du doch auch.«
Sie grinste. »Es sollte eine erfreuliche Abwechslung zu sich beschwerenden Müttern werden.«
»Wenn die Zauberer richtig gezählt haben, wird es ein harter Kampf.«
»Aber wir sind besser ausgeruht und können sie in Empfang nehmen.«
»Der alte Rabe wäre stolz auf dich. Du warst schon immer gut im Geschichts- und Kriegskundeunterricht.« Ki verstummte kurz und musterte sie eindringlich. »Dir geht doch neben der Schlacht noch etwas im Kopf herum.«
Tamír zögerte und überlegte, wie sie Kis Beförderung ihm gegenüber ansprechen sollte. »Ich bin während der Vereidigung darauf gekommen. Es steht mir nicht zu, dich wie einen Knappen zu behandeln. Du bist mir so lieb und teuer wie …« Sie geriet ins Stocken und spürte, wie sie errötete. »Wie es Caliel für Korin ist«, beendete sie den Satz rasch. »Nach allem, was wir gemeinsam durchgemacht haben, ist es einfach nicht richtig.«
Ki verengte die braunen Augen zu Schlitzen. »Nein.«
»Du wärst immer noch …«
»Nein, Tamír!« Er verschränkte die Arme vor der Brust, und sein Mund bildete eine sture, schmale Linie. »Wir haben beide hinlänglich Veränderungen durchlaufen, dass es für eine Weile reicht. Das ist nicht der rechte Zeitpunkt, um einen grünen Knappen anzulernen.«
»Du bist genauso schlimm wie Tharin.«
»Er ist deines Vaters Mann geblieben, oder? Das ist nichts, wofür man sich schämen müsste.«
»Natürlich
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