Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
werde mit Platime reden. Mal sehen, ob wir nicht etwas für dich finden.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Das braucht Ihr nicht, Sperber. Ich kann für mich selbst sorgen.«
    » Natürlich kannst du das. Deshalb stehst du ja im Regen. Tu jetzt erst einmal, was ich sage, Naween. Für Diskussionen ist es zu spät und zu naß!«
    »Jetzt schulde ich Euch noch mehr, Sperber. Seid Ihr wirklich sicher …«
    »Ganz sicher, kleine Schwester. Ich bin jetzt verheiratet, du erinnerst dich doch?«
    »Na und?«
    »Schon gut. Sieh zu, daß du ins Trockene kommst.« Sperber ritt kopfschüttelnd weiter. Er mochte Naween, aber sie war nie und nimmer imstande, für sich selbst zu sorgen.
    Er ritt über einen stillen Platz, an dem alle Läden und Verkaufsstände geschlossen hatten. In dieser Nacht waren nur wenige Leute unterwegs; so gab es kaum Gelegenheiten, Geschäfte zu machen.
    Sperbers Gedanken schweiften zurück in die vergangenen anderthalb Monate. Niemand in Lamorkand war bereit gewesen, mit ihm zu reden. Erzprälat Dolmant war ein weiser Mann, erfahren in Politik und Kirchenlehre, aber er wußte bedauerlich wenig darüber, was das einfache Volk dachte. Geduldig hatte Sperber ihm zu erklären versucht, wie sinnlos es war, einen Ordensritter auszuschicken, sich umzuhören. Dolmant jedoch hatte darauf bestanden, und Sperbers Eid verpflichtete ihn zum Gehorsam. So hatte er sechs Wochen in den häßlichen Städten von Südlamorkand vergeudet, wo niemand bereit gewesen war, sich über mehr als das Wetter mit ihm zu unterhalten. Und was das Schlimmste war, Dolmant gab ganz offensichtlich Sperber die Schuld für seine eigene Fehleinschätzung.
    In einer dunklen Nebenstraße, wo das Wasser von den Traufen eintönig auf das Kopfsteinpflaster tropfte, spürte Sperber, wie sich Farans Muskeln plötzlich spannten. »Tut mir leid«, sagte er leise, »ich hab' nicht aufgepaßt.« Jemand beobachtete ihn. Er konnte ganz deutlich die Feindseligkeit spüren, die sein Pferd alarmiert hatte, denn Faran war ein Streitroß und reagierte instinktiv darauf. Sperber murmelte einen Zauber in styrischer Sprache, die dazugehörenden Handbewegungen verbarg sein Umhang. Langsam gab er den Zauber frei, um zu verhindern, daß der Fremde es bemerkte, wer immer er sein mochte.
    Der heimliche Beobachter war kein Elenier. Das spürte Sperber sogleich. Er forschte tiefer. Dann runzelte er die Stirn. Es waren mehrere, und keine Styriker. Geduldig wartete er auf einen Hinweis, was die Identität der Fremden betraf.
    Die Erkenntnis traf Sperber wie ein Schock. Er fröstelte. Die Beobachter waren nichtmenschlich. Sperber verlagerte sein Gewicht im Sattel und ließ die Hand unmerklich zum Schwertgriff gleiten.
    Abrupt schwand das Gefühl, beobachtet zu werden, und Faran erschauderte vor Erleichterung. Er drehte seinen häßlichen Kopf und warf seinem Reiter einen argwöhnischen Blick zu.
    »Frag mich nicht, Faran«, sagte Sperber, »ich weiß es auch nicht.« Aber das stimmte nicht ganz. Die Geistberührung in der Dunkelheit war ihm vage vertraut gewesen. Doch diese Vertrautheit weckte Fragen in Sperber, denen er sich lieber nicht stellen wollte.
    Am Schloßtor hielt Sperber nur kurz inne und wies die Soldaten streng an, nicht das ganze Haus zu wecken. Dann saß er im Hof ab.
    Ein junger Mann trat aus der Stallung auf den regennassen Hof. »Warum habt Ihr nicht Bescheid geben lassen, daß Ihr heimkommt, Sperber?« fragte er leise.
    »Weil ich Paraden und wilde Feiern mitten in der Nacht nicht mag«, antwortete Sperber seinem Knappen, während er die Kapuze zurückwarf. »Was machst du so spät noch? Ich habe deiner Mutter versprochen, dafür zu sorgen, daß du genügend Schlaf bekommst. Du wirst mich in Schwierigkeiten bringen, Khalad.«
    »Soll ich darüber lachen?« Khalads Stimme war schroff. Er nahm Farans Zügel. »Kommt herein, Sperber. Ihr werdet rosten, wenn Ihr so lange im Regen bleibt.«
    »Du bist genauso schlimm wie dein Vater war!«
    »Das ist eine alte Eigenart unserer Familie.« Khalad führte den Prinzgemahl und sein übellauniges Streitroß in den nach Heu duftenden Stall, den der goldene Schein von zwei Laternen erhellte. Khalad war ein stämmiger Bursche mit borstigem schwarzem Haar und einem kurzgestutzten Bart. Er trug eine enge Kniehose und ärmellose Weste, beides aus schwarzem Leder. Von seinem Gürtel hing ein schwerer Dolch, und um seine Handgelenke trug er stählerne Armreifen. Er hatte ganz die Art seines Vaters und sah ihm so ähnlich,

Weitere Kostenlose Bücher