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Tangenten

Tangenten

Titel: Tangenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Informationen zu übertragen.«
    »Also, was ist es?« fragte ich und deutete auf das Geschenk.
    »Vielleicht ist es eine Vorladung«, sagte Linker.
     
    Während ich das oben Stehende aufzeichnete, war Cobb hinausgegangen, um zu sehen, wie lange es dauern würde, den Weg für den Segelpfad freizuräumen. Das Feld war ausgesucht worden weil es dort nur wenige Felsen gab – aber alles, was größer war als eine Faust, konnte uns gefährlich herumwirbeln lassen. Die Schlitten waren aufgestellt worden. Ich hatte das Feststopfen der Stützen an der Rampe abgeschlossen.
    Der Segler und die Kapsel sind durchgecheckt. In einer Stunde werden wir eine Nachricht an Willy lasern und unseren geschätzten Start und die Rendezvouszeit durchgeben.
    Willy erzählt uns, daß der größte Teil von Mesogaea und Memnonia mit Mauern bedeckt sind. Nach seinen Teleskopbeobachtungen war Meridiani Sinus kreuz und quer mit Straßen oder Pfaden versehen worden. Die weißen Marsianer benutzen die sandgefüllten, schwarzen alten Harzreservoire für unbekannte Zwecke.
    Der Edom-Krater ist ebenso dicht gepackt wie eine Stadt. All das in weniger als zwei Tagen. Dort müssen Millionen von Brutlingen am Werk sein.
    Ich werde wieder unterbrechen und den Seglerstart überwachen.
     
    Linker und Cobb sind tot.
    Jesus, es tut weh, das zu schreiben.
    Wir hatten gerade die RATO-Automatik-Timer getestet, als eine Horde Wintertruppen über das Plateau marschierte – ungefähr vier Kilometer breit, Seite an Seite. Ich bin mir sicher, sie waren nicht darauf aus, uns zu erwischen. Es war eine dieser Wanderungswellen, eine hirnverbrannte Massenbegutachtung der Geographie und zufälligerweise eine Einebnung aller Aquädukt-Brücken des letzten Zyklus.
    Das gab uns unsere Chance. Wir gaben keine Erwiderung.
    Linker hatte die Startbahn freigeräumt. Sie schnappten ihn einen halben Kilometer vor dem Lander. Ich glaube, sie trampelten ihn einfach zu Tode. Sie bewegten sich viel schneller als ein Mensch rennen kann. Ich stelle mir sein Gesicht vor, die Augenbrauen fragend erhoben, vielleicht hat er gar noch versucht, zu lächeln oder sie zu grüßen, die Hand zu heben…
    Ich kann das nicht aus meinem Kopf verbannen. Ich muß mich konzentrieren.
    Cobb wußte genau, was zu tun ist. Ich glaube, er hat den Laser nicht fest montiert, hat einige Klammern locker gelassen, um ihn schnell abladen und herunterbringen zu können, so daß er binnen Minutenfrist für den Handgebrauch geeignet war. Er nahm ihn mit nach draußen. Er hatte nur den Helm auf und Sauerstoff bei sich – es sind ungefähr fünf oder sechs Grad draußen, Tageslicht – und schoß auf die Wintertruppen, gerade bevor sie den Segler erreichten. Es Hegen eine Menge tote und sterbende oder geblendete Marsianer entlang der Startbahn.
    Sie beachteten ihre Opfer nicht. Sie kümmerten sich nicht um uns, stoben nur umher und hindurch, berührten nichts, blieben von der Fläche, die er bestrich weg – dem Rand der Startbahn.
    Sie können klettern wie Affen. Sie fielen über den Rand des Plateaus.
    Sie berührten Cobb nicht. Die durchgescheuerte Leitung des Lasers tötete ihn, als er beim Hereinkommen auf sie trat.
    Wo war ich? Im Segler, beaufsichtigte den Start. Ich konnte nichts hören. Als ich rauskam war alles vorüber.
    Der Laser ist weg, aber wir haben bereits alle Daten an Willy gesendet. Ich habe die Rückmeldung. Das ist alles, was ich im Moment brauche. Der Segler und die Kapsel sind auf Leistung und startbereit.
    Ich werde sie selbst starten. Ich kann das.
    Wenn Willys Position richtig ist. Der Timer läuft. Alles geht automatisch.
    Ich werde es in den Orbit schaffen.
    Zwei Stunden. Weniger. Ich kann sie nicht reinbringen. Ich könnte, aber wozu? Es gibt keine Einrichtungen für tote Astronauten an Bord des Orbiters. Was weh tut, ist, ich habe einen größeren Spielraum ohne sie, mehr Treibstoff. Ich wollte es nicht so, ich habe nie daran gedacht, ich schwöre es bei Gott.
    Die Flügel des Seglers knattern im Wind. Der Wind kommt, dünn aber schnell, aus einem perfekten Winkel etwa hundert Kilometer in der Stunde. Genug, um so zu empfinden, als wäre ich draußen.
    Ich hoffe jetzt sehr, daß Linker und Cobb tot sind. Vielleicht ist es bald vorbei, und ich kann aufhören, dies zu schreiben, und diese Schmerzgefühle abstellen.
     
    Warten. Gerade den rechten Augenblick für den Start. Timer, alles auf Automatik. Ich sitze hilflos und warte. Meine letzten Instruktionen: drei Knöpfe und eine Anweisung

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