Tangenten
betrachtet werden müssen.
Science Fiction ist nun weit über die Ghettomauern hinaus gediehen. Sie hat Titel für Geschichtsbücher geliefert, Schlagworte für die Fernsehwerbung, Formen für die Architektur. Die Extreme der Wissenschaft und die in der Science Fiction vorgestellten Technologien befruchten sich gegenseitig. Sie hat die Weltliteratur belebt. Sie ist wahrhaft international und wird es von Jahr zu Jahr mehr.
Aber warum schreibe ich Science Fiction?
Aus Instinkt, glaube ich. Ich begann mit dem Schreiben, als ich acht war, als ich mir Geschichten ausdachte und sie Freunden erzählte. Nachdem ich eines von Ray Harryhausens Monstern von der Venus Schwefel habe fressen sehen und beinahe auch Rom. Dieses Monster bereitete mir Alpträume, und ich wußte, wo meine Zukunft lag. Ich hielt mich an verschiedene Autoren, begann mit Tom Swifts Abenteuerromanen, machte weiter mit Edgar Rice Burroughs, dann kamen Robert A. Heinlein und Arthur C. Clarke. Durch Clarke kam ich zu Olaf Stapledon, und durch Ray Bradbury zu Edgar Allan Poe und Thomas Wolfe und Nikos Kazantzakis, und durch James Blish zu James Joyce, und durch Robert Silverberg zu Joseph Conrad. Die Wurzeln breiteten sich an dem Pfad der Science Fiction festhaltend aus, bis ich in meinem Wachstum hinter die abzweigenden Pfade spähen konnte und die Wunder der Vergangenheit sah, die sich mit der Zukunft mischten.
Ich nehme an, dies alles hört sich ein wenig atemlos an, etwas naiv. So mag es auch sein. Ich gebe nicht willentlich meine Vergangenheit auf, denn in ihr sind Visionen der Zukunft, an denen ich festhalte, wie roh und unzulänglich sie auch sein mögen. Sie kommen von Menschen, die sich sorgen, von Menschen mit richtigen Einsichten. Ich will mich nicht von ihnen lossagen, nur um mit dem Etikett elitär zu sein, ins Abseits gestoßen zu werden.
Hier liegt also meine Herausforderung. Nun sind wir groß. Ausgewachsen. Beinahe reif. Messen Sie alles in der Science Fiction mit Ihrem klügsten, kritischsten geistigen Zollstock: Sie messen sich in Millimetern, Zentimetern und Metern an Autoren vorbei, die einen Großteil Ihrer Bedürfnisse und Erfordernisse zufriedenstellen können. Es sind großartige Bücher geschrieben worden.
Wir befinden uns inmitten einer literarischen Revolution. Dies jedoch ist keine Revolution im Sinne einer bösartigen geschichtlichen Tragödie. Es ist eine fröhliche Feier. Wir feiern, was wir fürchten genauso wie das, was wir uns wünschen. Science Fiction-Autoren und Autoren dieser alles einbeziehenden Kategorie Fantasy bieten starke Emotionen an. Furcht. Liebe. Veränderung, Besessenheit.
Ich ordne Sense of Wonder als starke Emotion ein. Das moderne wissenschaftliche Äquivalent der Epiphanie ist, was ich das ›intellektuelle Hoch‹ nenne, wenn eine Offenbarung so herrlich übermittelt wird, so geisteserweiternd, daß Erhöhung die einzig vernünftige Reaktion ist. Science Fiction trägt folglich das Gesicht einer modernen Religion – eine Kultreligion für den skeptischen, den entfesselten Denker.
Sie verfügt über Enthusiasmus. Alles dies gefiel mir, als ich noch sehr jung war und jetzt immer noch.
Die Geschichten dieses Buches reichen vom Beginn meiner Karriere bis zur Gegenwart und sind sehr vielfältig; genau, wie ich es mag. Obwohl meine größten Erfolge umfangreiche, ausgedehnte Science Fiction-Romane des mit ›hart‹ umschriebenen Typs gewesen sind, habe ich doch auch die Kurzgeschichten, die Fantasy und den magischen Realismus gern.
Die vielleicht berühmteste Geschichte dieser Sammlung ist Musik des Blutes von 1983. Die Idee dazu kam mir binnen zehn Minuten, als ich einen Artikel über Biochips im New Scientist las, theoretisch organische Computer, die so klein wie eine einzige Zelle sein können. Schon bevor die Geschichte ihre Preise gewann, erkannte ich, daß sie einer Erweiterung bedurfte, und arbeitete an einer Version in Romanlänge. Der Roman weicht erheblich von der Kurzgeschichte ab. Beide sind nachgedruckt und überall in der Welt übersetzt worden. Ich bleibe treuer Leser des New Scientist.
Die Hure mag ich sehr, vielleicht weil sie sich so grundlegend von meinen anderen Geschichten unterscheidet. Zwischen meinen Science Fiction-Romanen verspüre ich recht oft den Drang, ein anderes Territorium zu erforschen, etwas, das ich nie zuvor gemacht habe… In diesem Fall ein urbanes Märchen.
Totenfuhre, auch eine Fantasygeschichte, ist zu einer Twilight-Zone- Fernsehepisode umgearbeitet
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