Tango der Liebe
zuvor.
Dabei mangelte es ihr nicht an Bekanntschaften. Sie war vierundzwanzig Jahre alt, freiberufliche Meeresarchäologin mit Hochschulabschluss und hatte während ihrer zweijährigen Berufserfahrung an mehreren Erkundungsfahrten aufs offene Meer teilgenommen. Ihre Kollegen waren zumeist Männer – Forscher, Taucher und Archäologen mit den nötigen Fähigkeiten, um Wracks und Artefakte unter Wasser aufzuspüren und zu kartografieren. Doch nie zuvor war es ihr passiert, dass ein Mann nur mit einem Blick diese heftige Erregung in ihr auslöste.
Reiß dich zusammen! Er ist in Begleitung, und mit der schönen Eloise kannst du nicht mithalten .
Verwundert fragte Emily sich, wie sie überhaupt auf diesen Gedanken kam. Denn seit einigen Jahren, seit sie ihren Verlobten mit ihrer Mitbewohnerin im Bett erwischt und zum Teufel gejagt hatte, wollte sie nichts mehr von Männern wissen.
Schon mit sechzehn hatte sie sich in Nigel verliebt. An ihrem achtzehnten Geburtstag war es zum ersten Kuss gekommen, kurz darauf hatte er ihr seine Liebe erklärt und ihr einen Heiratsantrag gemacht.
Anlässlich des vermeintlichen Seitensprungs war herausgekommen, dass die Beziehung bereits ein Jahr lang andauerte und Nigels Interesse an Emily lediglich auf ihrem Reichtum und ihren gesellschaftlichen Beziehungen beruhte – laut höhnischer Behauptung ihrer Mitbewohnerin und vermeintlich besten Freundin.
Doch das war lächerlich. Zugegeben, ihr Elternhaus war groß und gewiss recht wertvoll, aber es stellte seit Generationen den Hauptwohnsitz der ganzen Familie dar. Und die Firma brachte den Aktienhaltern zwar eine anständige Dividende ein, aber kein Vermögen.
Schließlich erwiderte sie: „Das war ein dummer Fehler meinerseits. Ich sehe es jetzt ein.“ „Es sei Ihnen verziehen“, entgegnete er mit einem Lächeln, das ihr erneut den Atem raubte.
Zu ihrer Erleichterung traf in diesem Moment ihre Tante Lisa ein. Sie war in Begleitung von ihrem Ehemann James Browning, der seit gut einem Jahr, nach dem plötzlichen Herztod von Emilys Vater, Vorstandsvorsitzender von ‚Fairfax Engineering‘ war.
Wie ein perfekter Gentleman erhob Antonio sich und nahm erst nach der Begrüßung zusammen mit den Neuankömmlingen wieder Platz.
Inzwischen war es Emily gelungen, ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen, doch sofort brachte Antonio sie erneut aus der Fassung, indem er ihr zuflüsterte: „Aber wenn ich Ihnen als Teufel eher zusage, lässt sich bestimmt etwas arrangieren.“
Mit offenem Mund starrte sie ihn an. Flirtete er wirklich mit ihr, oder bildete sie es sich nur ein? Sie war sich nicht sicher und wusste nicht, ob sie sich geschmeichelt fühlen oder ärgern sollte.
Verheißungsvoll lächelte er sie an, bevor er sich zu Eloise umdrehte, die lautstark nach Champagner verlangte.
Das Essen wurde serviert. Trotz des ungezwungenen Tischgesprächs blieben Emilys Gefühle während des gesamten Dinners in Aufruhr, denn sie war sich des Mannes an ihrer Seite überdeutlich bewusst.
Nach dem Mahl spielte eine Band zum Tanz auf, und Antonio und Eloise gingen unverzüglich auf das Parkett. Beide entsprachen dem lateinamerikanischen Typ und gaben ein ausgesprochen schönes Paar ab. Die Art, in der sie sich an ihn schmiegte, ließ kaum einen Zweifel an der intimen Natur ihrer Beziehung.
Verstohlen beobachtete Emily die beiden, bevor sie endlich James fragte, was ihr schon den ganzen Abend auf der Seele lag: „Wer ist dieser Mann?“
Er berichtete, dass Antonio Diaz der Begründer einer privaten Investmentfirma war, die massive Profite erzielte durch Kauf, Umstrukturierung und Wiederverkauf bedeutender Unternehmen auf der ganzen Welt. Er war extrem einflussreich und wohlhabend und galt weltweit als Finanzgenie. Seine Herkunft war schleierhaft, sein Name spanisch, doch manche hielten ihr für einen Griechen, weil er die Sprache wie ein Muttersprachler beherrschte.
Gerüchte um ihn kursierten im Überfluss. Voller Schalk äußerte Lisa die Mutmaßung, dass seine Großmutter Puffmutter eines hochklassigen Bordells in Peru gewesen und er aus einer langjährigen Affäre seiner Mutter mit einem wohlhabenden Griechen hervorgegangen sei.
Außerdem gab Lisa mit blitzenden Augen zum Besten, dass er unter anderem eine wundervolle Villa auf einer griechischen Insel, ein riesiges Anwesen in Peru sowie Luxusapartments in New York und Sydney besaß. Seit Kurzem nannte er zudem ein renommiertes Bürogebäude mit prachtvollem Penthouse in London sein
Weitere Kostenlose Bücher