Tango der Liebe
sie.
Eine seltsame Gefühlsregung, die sie nicht benennen konnte, spiegelte sich in seinen Augen. „Wem sagst du das?“, entgegnete er jedoch trocken. „Es muss hart für Helen sein, nach der Geburt so lange darauf verzichten zu müssen.“
„Ich glaube nicht, dass es ihr viel ausmacht. Sie hat ja ein wundervolles Baby zum Kuscheln.“
„Würde es dir denn etwas ausmachen? Immerhin könntest du ja schon schwanger sein.“
Betroffen senkte Emily den Blick. Seit der Geburt von Helens Baby war ihr erst richtig bewusst geworden, wie sehr sie sich ein Kind von Antonio gewünscht hätte, wenn doch nur auch auf seiner Seite Liebe im Spiel gewesen wäre. Aber er war nun einmal unfähig zu lieben. Das hatte er ihr deutlich genug erklärt. Und daher durfte er niemals von der Tiefe ihrer Gefühle erfahren. „Ich habe noch nicht darüber nachgedacht“, erwiderte sie ausweichend, „und ich habe es auch nicht eilig, es herauszufinden.“
Er hob ihr Kinn mit einem Finger, bis sie ihm ins Gesicht sah. „Als ich dich mit dem Baby gesehen habe, ist mir klar geworden, dass du eine wundervolle Mutter abgeben wirst.“
Seine Anerkennung verstärkte ihre Schuldgefühle, auch wenn sie unangebracht waren. Gegen die Arglist, mit der er sie zur Heirat bewogen hatte, war ihre kleine Täuschung harmlos.
„Vielleicht.“ Sie versuchte zu lächeln, doch plötzlich fiel ihr ein, dass sie die Pille in den letzten zwei Tagen nicht genommen hatte, weil sie unverhofft übers Wochenende bei Tom und Helen geblieben war. Sie sprang vom Bett auf. „Aber wir sind erst seit ein paar Monaten verheiratet, und unsere Ehe wurde nicht gerade im Himmel geschlossen. Ein bisschen Zeit, uns zusammenzuraufen, bevor wir uns auf ein Baby einstellen müssen, kann nicht schaden.“ Damit wandte sie sich ab und eilte ins Badezimmer.
Sie wickelte sich in ein großes Handtuch und griff zu der Schachtel, die sie während Antonios Abwesenheit sorglos im Badezimmerschrank verstaut hatte. Hastig nahm sie die beiden letzten Pillen heraus, spülte eine im Waschbecken hinunter und nahm die andere mit einem Glas Wasser ein.
„Kopfschmerzen?“
Erschrocken wirbelte Emily herum und sah ihn nackt in der Tür stehen. „Sozusagen.“
Er trat zu ihr und nahm die Packung vom Waschbecken. „Interessant. Eine Antibabypille, die gleichzeitig gegen Schmerzen wirkt. Sehr praktisch!“
Ein nackter Mann sollte nicht so bedrohlich aussehen, schoss es ihr durch den Kopf, als sie seine Augen vor Zorn blitzen sah.
Antonio schien ihre Gedanken zu erraten und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften. „Nun? Keine Antwort? Keine Ausrede, du verschlagene kleine Hexe?“
„Das ist echt köstlich aus deinem Mund! Ich brauche keine Ausrede. Ja, ich nehme die Pille. Na und? Mein Körper gehört mir – du leihst ihn dir nur für Sex, nichts weiter. Und wenn ich dich darauf hinweisen darf …“, sie stieß ihm mit dem Zeigefinger gegen die Brust, „… es war deine Idee, die Liebe aus dem Spiel zu lassen. Glaubst du wirklich, dass ich jemals ohne Liebe ein Baby in die Welt setze, nur um dein Bedürfnis nach einem Erben zu befriedigen?“
Seit drei langen Monate kämpfte sie damit, ihre Gefühle zu zügeln, doch nun verlor sie die Fassung. „Nichts dazu zu sagen?“, höhnte sie. „Wieso überrascht mich das nicht? Du bist dir deiner so verdammt sicher mit deinem grenzenlosen Reichtum. Wahrscheinlich merkst du jetzt zum ersten Mal, dass du nicht alles kaufen kannst – zum Beispiel ein Baby.“
Verzweifelt fragte sie sich, ob man einen Menschen gleichzeitig lieben und hassen konnte. Denn in diesem Moment hasste sie Antonio vom Verstand her, doch ihr dummes Herz verzehrte sich noch immer nach ihm.
„Dich habe ich aber gekauft“, konstatierte er, „und niemand drängt mich aus einem Deal. Ganz gewiss nicht du, meine kleine eigenwillige Frau.“ Er packte sie an den Haaren und bog ihren Kopf zurück, um ihr in die Augen sehen zu können. „Wie lange nimmst du die Pille schon?“
„Ich habe etwa eine Woche nach unserer ersten Begegnung damit angefangen. Weil ich damals dachte, es könnte zu einer Affäre kommen, wofür du schließlich bekannt bist. Stell dir bloß mal meine Überraschung vor, als du mir den Heiratsantrag gemacht hast! Dumm, wie ich damals war, habe ich ihn angenommen in der irrigen Meinung, es könnte dabei um Liebe gehen. Aber du hast mir bald den Kopf zurechtgerückt. Ein Glück, dass ich die Pille schon hatte!“
Antonio wehrte sich gegen den
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