Tango der Liebe
Grün und Schwarz. „Was hältst du davon?“
„Ich bin verwundert.“
„Gefällt es dir?“
„Nein, ich finde es scheußlich. Aber es wundert mich, dass du die Ausstellung und die Künstler sponserst. Ich hätte nicht gedacht, dass du Zeit dafür findest.“
Schmunzelnd legte er ihr einen Arm um die Taille. „Deine ehrliche Meinung ist erfrischend, obwohl ich bezweifle, dass sie dem Künstler gefallen würde. Was das Sponsoring angeht – das kostet keine Zeit, sondern nur ziemlich viel Geld.“
„Ich bin trotzdem beeindruckt“, erklärte sie, während sie weiter durch den Raum spazierten. „Außerdem bin ich hungrig.“ Sie nahm ein Kanapee von einem Tablett und steckte es sich in den Mund.
Eine gute Stunde lang wanderten sie durch die Galerie und betrachteten die peruanischen Kunstwerke. Antonio wurde von vielen Leuten begrüßt und stellte Emily allen als seine Ehefrau vor. Sie schüttelte lächelnd Hände, nippte Champagner und verzehrte Kanapees.
Zwei der ausgestellten Kunstwerke gefielen ihr ausnehmend gut – ein abstraktes, mystisch anmutendes Gemälde, das die Anden im Nebel darstellte, und das Porträt eines lachenden kleinen Indianerjungen mit einem riesigen schwarzen Hut, der wohl seinem Vater gehörte.
Antonio kaufte beide Bilder.
„Das hättest du nicht tun müssen“, wandte sie ein.
„Ich wollte es aber.“ Er zog sie an sich und führte sie durch die Menschenmenge zum Foyer. „Wenn ich dir die Wahl gelassen hätte, wären wir nie hier rausgekommen. Frauen brauchen immer ewig lange, um sich zu entscheiden, und ich will jetzt essen gehen. Ich habe Hunger.“
Emily schmunzelte. „Das ist eine furchtbar sexistische Bemerkung – sogar für dich.“ „Ja und?“ Er hielt ihren Blick gefangen und flüsterte: „Ich will dich … weit weg von hier.“
Sie war gefesselt von dem belustigten Funkeln und der sinnlichen Wärme in seinen dunklen Augen. Eine Sekunde lang fühlte sie sich zurückversetzt auf die griechische Insel. Ihr Puls begann zu rasen. Ein Schauer lief durch ihren Körper. Spürte er es?
Lucita stellte sich Antonioin denWegund blickte schmachtend zu ihm auf. „Willst du schon gehen? Dann komm doch mit uns. Ich gehe mit meinen Freundinnen in einen Nachtklub.“
„Nein, danke, ich habe etwas Besseres vor“, entgegnete er schroff, und schon zog er Emily mit sich nach draußen.
Sie löste sich von seinem Arm. „Ich finde, die Abfuhr war ein bisschen heftig, zumal du die Kleine sehr gut zu kennen scheinst. Und die Art, auf die du mit dem Botschafter gesprochen hast, war auch nicht gerade erbaulich.“
„Erbaulich?“ Amüsiert zog er eine Augenbraue hoch. „Du bist ja so englisch, Emily.“ Er schob sie auf den Rücksitz des Wagens, der am Bordstein wartete, setzte sich neben sie und schloss die gläserne Trennwand zum Chauffeur. „Ja, ich kenne Lucita gut, aber nicht so gut, wie du denkst. Ihren Bruder kannte ich wesentlich besser.“ Plötzlich wirkte seine Miene hart. „Soll ich dir die Wahrheit sagen, oder willst du Lucita als eine meiner angeblichen Affären abstempeln? Du scheinst zu glauben, dass es Hunderte sind. In Wirklichkeit komme ich nicht mal auf eine zweistellige Zahl, aber mein Ruf spricht gegen mich. Das kannst du natürlich nicht verstehen bei dem behüteten Leben, das du geführt hast.“
„Ich würde nicht sagen …“
„Sag zur Abwechslung mal gar nichts und hör zu. Mit zwölf wurde ich von meiner Mutter nach Peru zu meiner Großmutter gebracht. Zuerst besuchte ich die Dorfschule, aber mit vierzehn wurde ich auf das beste Internat im Land geschickt. Dort habe ich Lucitas Bruder Pedro kennengelernt. Die anderen Jungs haben ihn gnadenlos tyrannisiert, weil er so klein und still war – wie seine Mutter. Ich respektiere sie sehr, aber sie steht völlig unter der Fuchtel ihres Mannes.“
„Entschuldige, aber was hat das alles mit Lucita zu tun?“
„Das wirst du gleich merken. Ich habe Pedro beigestanden, und daraus hat sich eine Freundschaft entwickelt. Wir haben zusammen studiert, uns gegenseitig zu Hause besucht, Fußball gespielt – mehr schlecht als recht, denn er war eher künstlerisch veranlagt. Lucita war meistens mit von der Partie. Gut zwei Jahre lang waren wir drei ganz dick befreundet. Dann hat ihr Vater von meiner Herkunft erfahren, den beiden verboten, mich zu sehen, und sich nach Kräften bemüht, mich der Schule verweisen zu lassen.“
„Das muss ja furchtbar für dich gewesen sein!“
„Keine Sorge, er hat es nicht
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