Tango der Liebe
geschafft, denn er war damals noch ein kleiner Beamter. Aber er hat seinen Sohn in ein anderes Internat gesteckt und ihm dadurch das Leben ruiniert. Pedro ist anscheinend wieder tyrannisiert worden und hat ein Jahr später Selbstmord begangen. Bei der Beerdigung habe ich im Abseits gestanden, als sein einziger Freund.“
Kein Wunder, dass er so fassungslos auf den Selbstmord seiner Schwester reagiert hat!
„Jetzt verstehst du, warum es mir Genugtuung bereitet, dass der Mann jetzt höflich zu mir sein muss, und dafür werde ich mich nicht entschuldigen. Und seine Tochter hat es nur wegen meines Geldes auf mich abgesehen.“
„Es tut mir leid. Das konnte ich ja nicht ahnen.“
„Du bist zu naiv für diese Welt“, sagte Antonio mit einem nachsichtigen Lächeln, das seinen Worten die Schärfe nahm, „und ich habe dir doch schon bei unserer ersten Begegnung gesagt, dass dein Mitgefühl an mich vergeudet ist.“
„Ich mag ja naiv sein“, murmelte sie, „aber clever genug, dass mir eines seltsam vorkommt. Warum hast du Lucita nicht geheiratet, um dich an ihrem Vater zu rächen, wie du es bei mir getan hast?“
„Auf die Idee wäre ich nie gekommen.“ Einen Moment lang wirkte er sehr nachdenklich. Dann schüttelte er den Kopf und lachte herzhaft. „Ach Emily, ich mag ja eine rachsüchtige Ader haben, aber ich bin kein Masochist. Du bist entzückend und umwerfend hübsch, und im Vergleich zu dir ist Lucita eine böse Hexe.“
Verblüfft starrte sie ihn an. Was sollte sie von dieser schmeichelnden Erklärung halten? Er nutzte ihre Verwirrung und küsste sie leidenschaftlich, bis die Limousine am Straßenrand anhielt. „Ich dachte, wir wollten essen gehen“, murmelte Emily verwundert, als sie vor dem Apartmenthaus ausstiegen.
Er lächelte sanft und legte ihr einen Arm um die Schultern. „Ich bin immer noch hungrig, aber das Essen kann warten …“
Bis tief in die Nacht hinein liebten sie sich leidenschaftlich und zugleich mit einer Zärtlichkeit, die Emily Tränen in die Augen trieb. Denn sie wusste, dass es für Antonio nach wie vor nur um Sex ging.
10. KAPITEL
Antonio schloss seinen Laptop und legte den Sicherheitsgurt zur Landung an. Er konnte es kaum erwarten, Emily nach wochenlanger Trennung endlich wiederzusehen. Sie waren seit drei Monaten verheiratet und führten nach wie vor ein überwältigendes Sexualleben, aber die gemeinsame Zeit war äußerst begrenzt. Diese Situation wollte er nun grundlegend ändern.
Nach drei Wochen in New York waren sie nach London zurückgekehrt, wo Emily ihre Forschungsarbeit fortsetzte. Er dagegen war in den Nahen Osten gereist und dann, nach einem gemeinsamen Aufenthalt in Griechenland, im Juli mehrmals geschäftlich nach Athen und Madrid geflogen.
Anfang August hätte Emily ihn eigentlich nach Australien begleiten sollen. Stattdessen war sie nach London zurückgekehrt, um Helen zur Hand zu gehen, die einen Jungen zur Welt gebracht hatte.
Nach den langen Wochen der Einsamkeit wollte er gleich am folgenden Morgen mit Emily nach Peru fliegen. Somit konnte er sich das Neugeborene zumindest flüchtig ansehen. In seinen Augen wurde es allmählich Zeit für ein eigenes Baby. Womöglich war Emily bereits schwanger.
Eine Stunde später, da er sie zu seiner Enttäuschung nicht in seinem Apartment antraf, machte er sich auf den Weg nach Kensington zum Haus der Familie Fairfax.
Mindy, die Haushälterin, führte ihn in den Salon.
Emily saß mit dem Baby in den Armen auf einem niedrigen Stuhl. Die Nachmittagssonne strömte zum Fenster herein und tauchte ihren Kopf in einen goldenen Schein. Ihre gesamte Aufmerksamkeit galt dem winzigen Wesen. Mit einem verklärten Lächeln küsste sie es auf die Wange. „Du bist ein prächtiger kleiner Junge, und ich habe dich sehr lieb.“
Ein fremdartiges Gefühl beschlich Antonio. Er schluckte schwer. „Emily?“
Sie hob den Kopf. „Oh! Ich habe dich gar nicht kommen gehört.“ Sie stand auf und ging zu ihm. „Guck mal, ist er nicht wundervoll?“
Du bist wundervoll.
Das Haar fiel ihr wie gesponnenes Gold auf den Rücken. Sie trug einen kuschelweichen weißen Sweater und eine Jeans, die ihre schmalen Hüften und langen Beine umschmiegte.
Er betrachtete das Kind an ihrer Brust und beneidete es ein wenig. „Ja, er ist wundervoll.“
„Helen und Tom haben beschlossen, ihn Charles zu nennen, nach unserem Vater.“
Er sah unverhohlenen Trotz auf ihrem Gesicht und presste die Lippen zusammen. Sie war eine wundervolle, aber sehr
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