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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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haben, wo sie hinkamen. Bei den Ägyptern …«
    »Danke, Doris«, unterbrach Walde sie. »Das bringt mich auf eine Idee.«
    *
    Vom Damm aus sahen sie auf das schnell fließende trübe Wasser der Mosel, an derem Ufer das schmale dunkelgraue Schiff mit dem etwas helleren Aufbau an dicken Seilen vertäut lag. Nur wenige, kaum mehr als handgroße Bullaugen liefen oben am Rumpf entlang. Das einzige ovale Fenster auf der Seite des Aufbaus wirkte wie ein bedrohliches Auge.
    »Wie ich gestern Abend schon sagte«, stellte Grabbe fest, »das war bestimmt mal ein Minensuchboot.«
    Walde sah zwei deutsche Flaggen am Bug und oben am Mast flattern. Als sie näher kamen, erkannte Walde den Schriftzug.
    »Neptun«, las er halblaut und tastete den Schlüsselbund in seiner Jackentasche nach der kleinen Figur ab.
    Dieser Teil der Mosel mit den Landestegen für Personenschiffe war durch eine schmale, lang gezogene Insel von der Fahrrinne der Schifffahrt getrennt.
    Auf dem Uferweg schrubbten zwei Männer vom Hochwasser angeschwemmten Lehm und Unrat vom Asphalt. Walde und Grabbe machten einen Bogen um den Wasserstrahl, der aus einem dicken Schlauch lief, hinter dem sich die Männer in Gummistiefeln bemühten, die aufgeweichte Masse die Böschung hinunter zum Fluss zu kehren.
    Auf dem schmalen Landungssteg zur Neptun gelangten sie bis zu einer verschlossenen Drahtgittertür in der Mitte des Aufgangs. Walde betrachtete die abschreckend spitzen Eisenstäbe rund um den Torrahmen, die weit über den Rand des Stegs ins Wasser ragten, um Eindringlinge abzuhalten. Es gab keine Klingel.
    Als sie sich zum Umkehren anschickten, hörten sie vom Schiff her ein Platschen. Ein kräftiger Mann im weißen T-Shirt über einer hellen Hose wandte sich, einen Eimer in der Hand schwenkend, dessen Inhalt er gerade über Bord geschüttet hatte, einer offenen niedrigen Tür zu.
    »Hallo!«, rief Walde.
    Der Mann verschwand, ohne zu reagieren.
    »Na toll!«, brummte Grabbe.
    Walde nahm den Schlüsselbund mit den beiden Figürchen heraus. Während er die ersten drei Schlüssel ausprobierte, behielt er das Schiff im Auge. Nichts tat sich dort. Möglich, dass der Mann von eben sie durch eines der Bullaugen beobachtete.
    Der vierte Schlüssel passte und ließ sich drehen. Walde und Grabbe schlüpften durch das Tor. Als Walde wieder hinter ihnen abschloss, sah er zu den beiden Männern auf dem Uferweg. Sie schienen ausschließlich auf ihre Arbeit konzentriert zu sein.
    Die nassen Holzplanken an Deck glänzten. Grabbe scharrte mit dem Fuß darüber, bevor er den ersten Schritt darauf machte. »Vorsichtig, die sind glatt!«
    Er beugte sich seitwärts und prüfte die Festigkeit des dünnen Seils, das entlang der Reling zwischen kleine Metallstäbe gespannt war.
    Das Boot lag nicht so ruhig, wie es vom Ufer aus den Anschein gehabt hatte. Zu einer leichten Auf- und Abwärtsbewegung, die es langsam in Längsrichtung vollführte, kamen unregelmäßige Bewegungen zur Seite hinzu, welche die beiden Männer dazu zwangen, näher an der Wand des Führerhauses entlangzugehen.
    Sie erreichten die Tür, durch die der Mann eben verschwunden war. Walde musste sich tief bücken, als er durch die ovale Tür ging und gleichzeitig darauf achten, nicht über den hohen Sockel zu stolpern. Dabei stieß er sich den Kopf und fluchte leise. Innen klebte unter dem Schild , Notausgang’ ein weiteres, das darauf hinwies, dass Rauchen und offenes Feuer polizeilich verboten waren. Lediglich das durch die offene Tür einfallende Licht beleuchtete den schmalen Raum. Walde fand keinen Lichtschalter. Jetzt hätte er eine Taschenlampe brauchen können.
    Als Grabbe ihm folgte, blieben sie einen Moment stehen, um sich zu orientieren. Nur schwach war der Verkehrslärm zu hören. Es roch muffig. Walde fühlte sich unter der niedrigen Decke unwohl. Er musste einen Ausfallschritt machen, um die Bewegung des Schiffes auszugleichen. Grabbe stieß mit der Schulter an eine niedrige Tür. Er drückte den Griff hinunter. Sie ging auf. Seine Hand ertastete einen Schalter. Ein schwaches Licht hinter einem Drahtschutz an der Decke erleuchtete zwei kleine Schiebetüren aus grauem Kunststoff. Grabbe schob eine auf, dahinter erschien eine schmutzige Dusche.
    »Soll das eine Dusche für Zwerge sein?«, fragte Walde, der über Grabbes Schulter lugte.
    Wieder in dem Vorraum, zuckte Grabbe zusammen, als hinter ihnen die Tür zuschlug. Für einen Moment war es stockdunkel, bis Walde sich an dem schwachen Lichtschein unter der

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