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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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sollten prüfen, ob der Lehm von der Baustelle stammt.« Er zog einen kleinen Beutel aus dem Bündel, in dem eine Taschenuhr mit einer langen Kette, ein paar Euroscheine und Münzen und ein kleiner Schlüsselbund zu erkennen waren. »Noch wichtiger wäre es zu wissen, um wen es sich handelt.«
    Gabi hielt sich die Uhr ans Ohr, ließ den fein ziselierten Deckel aufschnappen. »Ein altes Stück, wahrscheinlich Silber.« Sie schaute auf ihre Armbanduhr. »Funktioniert noch einwandfrei.«
    Walde hatte sich derweil den Ring genommen, an dem vier Schlüssel hingen.
    »Zylinderschlösser«, bemerkte Meyer, während er sich von seinem Stuhl erhob. Er berührte im Vorbeigehen Gabis Oberarm. »Ich bin dann mal weg. Danke für Kaffee und Kuchen.«
    Neben den Schlüsseln hing ein kleiner Fisch, bei dem die Bohrung durch das Auge ging, und die etwas größere Figur eines nackten Mannes mit Bart und Dreizack, an dem einer der Zacken nur noch halb vorhanden war. Walde legte die Figur auf seinen Mittel- und Zeigefinger.
    »Ein Teufelchen«, sagte Gabi, die sich darüber beugte. »Oder ein Meeresgott, wie hieß der denn noch, der mit dem Delphin und dem Dreizack?«
    »Poseidon«, kam es gelangweilt von Monika, als müsste sie die Fünfzig-Euro-Einstiegsfrage bei ›Wer wird Millionär‹ beantworten.
    »Genau!«
    »Bringt uns das weiter?«, fragte Grabbe.
    »Vielleicht ein Angler …«
    »Oder Griechenlandfan …«
    »Oder ein Freund der griechischen Mythologie oder, oder, oder.« Monika hörte sich ein wenig genervt an. »Ich höre mal nach, ob es eine Notrufrückverfolgung von dem anonymen Anruf von heute Nacht gibt.«
    »Darf ich zusammenfassen.« Grabbe hob die Stimme, weil Gabi die Kleidung wieder in der knisternden Tüte verstaute. »Wir haben einen ungewöhnlich bekleideten Toten, der zumindest durch Fremdeinwirkung auf den Brückenpfeiler gelangt ist. Er könnte was mit der Baustelle City-Passage zu tun haben. Es könnte auch ein Tourist sein. Eine Vermisstenmeldung liegt noch nicht vor. Wer kümmert sich um die Hotels?«
    Er schaute in die Runde. Monika hob seufzend die Hand. »Und die Staatsanwaltschaft braucht einen Bericht.«
    »Den Notruf übernimmt also Monika«, fuhr Walde fort, die Aufgaben zu verteilen. »Wir brauchen die Ergebnisse der KT und der Obduktion. Was machst du?« Walde sah Gabi an.
    »Da ich heute Geburtstag habe, darf ich mir was aussuchen.« Sie grinste. »Könnte ich ein Foto des Toten haben? Ich schau auch noch mal im Penthouse vorbei.«
    »Pass auf der Treppe auf!« Als er ihr Lächeln bemerkte, bereute Walde seinen Ratschlag.
     
    Noch während er die Mails auf dem Rechner in seinem Büro durchsah, wählte er die unter ›Daheim‹ gespeicherte Nummer in seinem Telefon.
    »Ja?«, meldete sich Doris schon nach dem zweiten Klingeln.
    »Oh, du bist zu Hause. Ich dachte, du wärst noch bei deinem Bewerbungstermin.«
    »Wolltest du Minka oder Quintus sprechen? Annika ist im Hort.« Im Hintergrund lief laute Musik.
    »Nein, ich wollte wissen, wie es bei dir gelaufen ist?«
    »Weiß nicht.« Es war eine Skandinavierin, die Doris hörte. Er kannte die CD, wusste sie aber im Moment nicht einer bestimmten Interpretin zuzuordnen, genauso wenig wie ihm einfiel, wo Doris sich beworben hatte.
    »Was für einen Eindruck hast du?«, bohrte er nach.
    »Es ging ziemlich schnell«, sagte sie. »Ich muss drüber nachdenken.«
    »Gehst du laufen?«
    »Ja.«
    »Rufst du mich später an?«, fragte er. »Wir können ja vielleicht was essen gehen.«
    »Wie läuft’s bei dir?«
    Er spürte ihre Distanz. Sie wich auf ein anderes Thema aus.
    »Ich brüte gerade über einem nackten Mann.« Walde betrachtete den Schlüsselbund vor sich auf der Tischplatte.
    »Aha.«
    »Athletische Figur, üppiger Haarschopf, lockiger Bart, hält einen Dreizack in der Hand.«
    »Etwas älter?«
    »Denke schon.«
    »Vielleicht ein griechischer Gott?«
    »Könnte sein.« Walde lupfte mit dem Zeigefinger die kleine Figur so, dass sie ihm den Rücken zuwandte. Obwohl sie sehr klein war, konnte er die lockere Haltung der rechten Hand erkennen, die den Stab mit dem Dreizack hielt.
    »Poseidon?«
    »Weißt du mehr von ihm?«
    »Der hat sich mit seinen Brüdern Zeus und Hades die Welt geteilt und das Meer gekriegt. Ich kenne ihn mit Dreizack, Fisch und Delphin.«
    »Ein Fisch ist auch dabei, sieht aber nicht wie ein Delphin aus.«
    »Die Römer haben ihn später den Griechen geklaut und Neptun genannt. Wie sie sich überall das Beste herausgepickt

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