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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Tür zur Dusche orientierte und nach dem Öffnen der Tür endlich auch einen Schalter im Vorraum fand. Nun gab es auch hier ein wenig Licht.
    Direkt vor ihnen führte eine Treppe fast senkrecht hinunter. Ihr Ende verschwand im Nichts, weil das Licht nicht ausreichte.
    »Ich glaub, ich muss mal an die frische Luft.« Noch während er das sagte, drängte sich Grabbe zur Tür hinaus. Gleich darauf entfernten sich seine Schritte an Deck.
    Die Treppe war so steil, dass Walde wie auf einer Leiter rückwärts hinunterstieg. Unten brauchte er eine Weile, bis er einen Lichtschalter fand. Wieder gab es nur eine schwache Deckenlampe. Hier unten war es still, bis auf das Rauschen des Flusses. Der Geruch schien eine Spur modriger geworden zu sein, hinzu kam nun noch ein leichter Ölgestank. Wände und Decken waren mit dunklem, rötlichem Holz verkleidet.
    Die nach beiden Seiten abgehenden Türen außer Acht lassend, gelangte Walde durch einen längeren Flur an eine Tür, hinter der es stockdunkel war. Hier kam es ihm vor, als habe sich der Hall seiner Schritte verändert. Er tastete an der Wand entlang, konnte keinen Schalter finden. Der Raum war noch kühler als die anderen, oder war es Angst, die ihn frösteln ließ? Plötzlich wünschte er sich Gabi herbei, denn dann gäbe es nicht nur eine Taschenlampe, sondern zur Not auch eine Waffe.
    Das Rauschen war lauter geworden, obwohl Walde sich vom flussaufwärts gelegenen Bug, wo die Strömung eigentlich am stärksten auftreffen musste, entfernt hatte.
    Er tastete sich weiter in den dunklen Raum hinein. Das durch die Tür fallende Licht verlor sich in der Weite des Raums. Ihm schien, als käme das Rauschen von der rechten Seite. Nun bemerkte er auch die beiden winzigen Luken, die weiter hinten ein wenig Licht hereinließen. Ein klopfendes Geräusch ließ ihn aufhorchen. Es schien von links zu kommen.
    Walde bewegte sich vorsichtig weiter. Das Klopfen war abgeklungen.
    Er gelangte zu einer Treppe, die breiter und weit weniger steil schien als die von vorhin. Wieder setzte das Klopfen ein. Walde stieß an einen Stuhl. Langsam konnten seine Augen in dem minimalen Licht eine Reihe von Tischen erkennen. Da war auch eine Tür. Als er die Hand auf die Klinke legte, atmete er tief durch, bevor er die Tür einen Spalt weit aufdrückte.
    *
    Gleichzeitig mit dem Anklopfen öffnete Monika schwungvoll die Tür zu Gabis Büro. Beim Vorbeigehen an Grabbes verwaistem Schreibtisch zog sie dessen Stuhl hinter sich her.
    »Was ist los?«, fragte Gabi, als Monika den Stuhl neben ihrem parkte und sich darauf fallen ließ.
    »Ich brauche deinen Rechner«, sagte sie, »an meinem habe ich keinen guten Lautsprecher.«
    »Einen Moment!« Gabi hatte die Begriffe Tango und Trier gegoogelt und wurde gleich mit Musik auf einer Seite des Tangoclubs 96 begrüßt.
    »Guter Sound«, kommentierte Monika.
    »Kommst du mit?«, fragte Gabi.
    »Wohin?«
    »Morgen Abend, zum Tanzen? Ein bisschen Tango.«
    »Ich kann nicht tanzen und ganz besonders keinen Tango. Außerdem hab ich kein passendes Outfit.« Sie betrachtete die Fotos der Tanzpaare auf dem Monitor.
    »Ein paar schöne Beine und Hintern sind schon dabei«, sagte Gabi und stellte den Ton leiser. »Ich hab schon ewig nicht mehr getanzt.«
    »Lass ruhig so laut«, bat Monika, »ich hab dir den Mitschnitt des Notrufes von heute Nacht per Mail geschickt.«
    Während Gabi das Programm wechselte, klingelte ihr Telefon. Sie hörte kurz zu und sagte dann: »Alles klar, Sattler, pack den Kram ein, wir gucken ihn uns hier an.«
    Monika hatte die Maus übernommen und klickte die Datei mit dem Notruf an.
    Die Stimme eines Mannes meldete in bemühtem Hochdeutsch den Vorfall auf der Großbaustelle.
    »Das ist Rocky!«, rief Gabi.
    *
    Vom Geruch her musste es sich um eine Küche handeln, in die Walde nun vorsichtig hineinspähte.
    »Kripo Trier!« Wie einen Schutzschild hielt er seinen Dienstausweis in der Hand und trat ein. Er musste seine Augen vor dem grellen Deckenlicht schützen. Dann registrierte er eine professionelle Kücheneinrichtung aus Aluminium, gekachelte Wände und eine hell verkleidete Decke mit drei Neonröhren.
    Ein dunkelhaariger, kräftiger Mann hob den Kopf und öffnete überrascht den Mund, ohne einen Ton von sich zu geben. Das Messer in seiner Hand war mit der Spitze auf den Eindringling gerichtet. Nebenan auf dem Herd stand ein großer dampfender Topf.
    »Wie kommen Sie hier rein?« Ohne sein Gegenüber aus den Augen zu lassen, griff der Mann über sich

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