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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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ist.«
    Walde fragte sich, woher der Präsident seine Detailkenntnis hatte. »Das ist möglich, rechtfertigt aber nicht die Einstellung der Ermittlungen.«
    »Das verlangt ja auch niemand. Aber in Anbetracht von ein paar Kabelräubern sollte die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben!«
    »Soll das heißen, Kabelräuber hätten …«
    »Verstehen Sie mich nicht falsch.«
    Walde schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich verstehe Sie richtig.«
     
    Im Besprechungszimmer war außer Tassengeklapper nichts zu hören. Es duftete nach Kaffee. Die vielen Krümel um den nur noch halbrund vorhandenen Marmorkuchen in der Mitte des Besprechungstischs machten deutlich, dass es den Kollegen schmeckte. Gabi legte Walde wortlos ein Stück auf seinen Teller, als er neben ihr und Meyer Platz nahm.
    »Wem darf ich gratulieren?«, fragte Walde.
    Grabbe und Monika deuteten synchron mit ihren auf Gäbelchen gespießten Kuchenstücken zu Gabi.
    »Herzlichen Glückwunsch, Gabi, ich hab heute noch nicht in meinen Kalender gesehen.« Walde stand auf und umarmte seine Kollegin.
    »Steht mein Geburtstag da wirklich drin?«
    »Ich denke schon«, Walde schob sich ein großes Stück Kuchen in den Mund und war sich nicht mehr sicher, ob er überhaupt irgendeinen Geburtstagstermin in seinem Kalender vermerkt hatte.
    »Schönen Gruß von Harry«, sagte Gabi. »Er hat eben angerufen. In zwei Wochen kommt er wieder aus der Reha zurück.«
    Der Laptop neben Grabbes Teller gab ein lautes Blong von sich. Der Kollege legte seine Gabel zur Seite.
    »Wenigstens die Fotos sind schon mal da.« Nach wenigen Klicks drehte er den Monitor zu seinen Kollegen. »Ich lasse sie mal im Fünf-Sekunden-Takt ablaufen.«
    Walde sah den Pfeiler der Römerbrücke mit dem abgestürzten Opfer, ein paar Nahaufnahmen des Toten, dann Fotos von der Baustelle mit dem Mauerrest, auf dem das Blut sichergestellt worden war, und ein Bild der Treppe im Abrisshaus.
    »Könnte ich das Foto von eben noch mal sehen?«, fragte Gabi mit vollem Mund.
    »Welches?« Grabbe ließ die Bilder zurücklaufen.
    »Das mit der Kleidung des Opfers.« Sie wartete ab und gab ihm ein Handzeichen, als das gewünschte Foto erschien. Es zeigte die auf dem Rücken der Leiche hoch gerutschte Jacke.
    »Könnte ein Nierengurt sein, den er da um die Taille trägt«, kommentierte Grabbe. »Gibt es da nicht weit vom Fundort so einen Säufertreffpunkt neben der Bushaltestelle am Brückenkopf?«
    »Du vermutest einen Streit unter Betrunkenen«, fragte Gabi, »bei dem einer über das Geländer geworfen wurde?«
    »Die Typen hauen sich höchstens gegenseitig auf die Nase. Für eine größere Klopperei sind die Besoffkis wirklich viel zu fertig«, sagte Meyer. »Außerdem ist deren Treff auf der anderen Seite, da müssten sie sich über die Straße geprügelt haben.«
    »Was sagen seine Blutwerte?«, fragte Gabi.
    »Die Untersuchung liegt noch nicht vor«, antwortete Grabbe. »Vielleicht hat jemand sein Moped haben wollen?«
    »Das ist kein Nierengurt«, sagte Gabi. »So eine Art Schärpe oder wie das Ding heißt. Die hab ich bei Männern unterm Smoking gesehen, ich glaub, bei der Oscar-Verleihung.« Sie bückte sich nach dem Beutel, der neben der Tür auf dem Boden lag.
    »Einen Moment!«, versuchte Walde sie zurückzuhalten. Durch die Folie erkannte er die Kleidung des Toten, die ihnen vom Gerichtsmediziner mitgegeben worden war. »Lass uns vorher wenigstens den Kuchen wegnehmen.«
    Während die anderen den Tisch abräumten, nahm Gabi Handschuhe aus ihrer Tasche.
    »Was hast du da eigentlich noch alles drin?«, flüsterte Walde.
    »Alles, was Frau so braucht!«
    Gabi zog die dunkle Schärpe unter dem Kleiderbündel hervor. Dabei fiel ein Schuh zu Boden. Sie hob ihn auf und tippte mit dem Knöchel ihres Zeigefingers auf die glatte Ledersohle mit dem niedrigen Absatz. »Kein Lehm, nichts. Damit ist er jedenfalls nicht in der Baustelle gewesen. Er muss von der Straße aus zur Treppe gelangt sein.«
    »Aber schau dir das mal an.« Walde wies auf die Verschmutzung im Fersenbereich.
    »Der gleiche Dreck wie auf den anderen Sachen.« Grabbe faltete eine Stoffjacke auseinander. »Der Lehm ist nur auf dem Rücken zu finden, ebenso nur hinten an der Hose.«
    »Der Lehm stammt aber nicht vom Brückenpfeiler«, Gabi rieb mit der flachen Hand über den bröckeligen Schmutz. »Kann es sein, dass man ihn in der Mosel entsorgen wollte, und er ist unglücklicherweise auf dem Pfeiler liegen geblieben?«
    »Möglich.« Walde nickte. »Wir

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