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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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und drosselte die Dunstabzugshaube.
    »Kennen Sie diesen Mann?« Walde faltete ein Blatt mit einem Foto des Toten auseinander und hielt es dem Mann entgegen.
    Der Koch legte das Messer hin, wischte sich die Hände an einem Küchentuch ab, das seitlich an seinem Gürtel baumelte, und kam näher.
    »Was ist mit ihm?«
    »Kennen Sie ihn?«, wiederholte Walde.
    Der Mann nickte. Im Gegensatz zur eng sitzenden blütenweißen Jacke und der weißen Kappe hatte seine Hose eine Wäsche nötig.
    »Er wurde letzte Nacht tot aufgefunden.«
    »Nein, das ist nicht möglich, der war doch noch …« Der Mann schüttelte den Kopf und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn.
    »Tut mir leid.« Walde zog den Schlüsselbund aus der Tasche. »Kennen Sie den?«
    Der Koch nahm ihn in die Hand und betrachtete die Figuren.
    »Ja, der gehörte Niklas.«
    »Niklas und wie weiter?«
    »Niklas Domski.«
    »Hat er hier gewohnt?«
    Der Koch schien in Gedanken versunken. Jetzt sah Walde am Revers der Jacke das aufgestickte Logo der Neptun, den Gott des Meeres mit Dreizack und Delphin.
    »Wo ist sein Zimmer?«, fragte Walde. »Oder sollte ich besser Kajüte sagen?«
    Der Mann drehte am Temperaturregler der Herdplatte und ging an Walde vorbei zur Tür hinaus. Als der Koch das Licht einschaltete, war Walde von der Dimension des Raumes überrascht. Von außen war ihm das Schiff viel schmäler erschienen. In zwei langen Reihen waren Tische aufgestellt. Hier fanden, schätzte er, an die fünfzig Leute Platz.
    »Was ist das hier überhaupt?«
    »Ein zum Pensionsschiff umgebautes ehemaliges Minensuchboot der Nationalen Volksarmee.«
    »Und wer wohnt hier, und wem gehört es?«
    »Ich weiß nur, dass es vorher einem Marineverein in Rostock gehört hat. Hier wohnen die Leute der TiBa-Lux.«
    »Was macht die TiBa-Lux?« Walde nahm ein kleines Notizbuch aus der Tasche.
    »Das ist eine Luxemburger Firma mit Großprojekten in ganz Europa.«
    »Da haben es die Leute doch nicht weit. Sie könnten doch abends nach Hause fahren.«
    »Die Italiener und Portugiesen wohnen in Luxemburg.« Der Koch lächelte. »Und die aus den östlichen Ländern wohnen hier.«
    »Und woher kommen Sie, Herr …?«
    »Anweber, Kurt, ich komme aus Kiel.« Wie der Mann seinen Namen herunterschnarrte, klang es ein wenig militärisch. »Wir haben vorher ein Projekt in Rostock hochgezogen. Da haben wir auch schon auf der Neptun gewohnt.«
    Waldes Blick schweifte über einen Feuerwehrschlauch an der Wand neben einem Kasten mit einem roten Kreuz darauf und zwei Holzrahmen. In dem einen waren hinter Glas Seile mit verschiedenen Schiffsknoten, in dem anderen war eine rote Axt zu sehen.
    Es klingelte, der Koch nahm ein Handy aus der Hosentasche und schaltete den Klingelton ab.
    »Und sind dann hierher gefahren?«, nahm Walde den Faden wieder auf.
    »Fünf Tage waren wir mit dem Kahn unterwegs.« Sie waren zu dem Flur gelangt, durch den Walde gekommen und an dessen Ende die steile Treppe zu sehen war. Der Mann öffnete gleich die erste Tür auf der rechten Seite. »Das ist seine Kajüte.« Die Tür kratzte über den Boden.
    Walde rief die Kriminaltechnik und wählte dann Grabbes Mobiltelefon an. »Wo bist du?«
    »Draußen am Steg.« Grabbe hörte sich mürrisch an. »Du hast das Tor doch wieder abgesperrt.«
    »Stimmt!« Walde schaute in die von der üblichen Deckenfunzel beleuchtete Kajüte. »Ich hab sein Zimmer gefunden und die KT bestellt. Möchtest du noch mal ins Schiff kommen?«
    »Meinem Magen ist eigentlich weniger danach.«
    »Gut, dann bis später.«
    Walde streifte sich Handschuhe über, bevor er den Raum mit den im gleichen dunkelroten Farbton wie die Holzvertäfelung gehaltenen Möbeln betrat.
    Der Koch blieb in der Tür stehen: »Das ist alles noch Mahagoni wie vor vierzig Jahren, als der Kahn gebaut wurde. Nix furniert oder so, alles massiv.«
    In der Kajüte befanden sich ein schmaler Schrank, ein winziger Schreibtisch, ein ebenso winziger Waschschrank mit Spiegel darüber und eine Koje mit einer kaum schulterbreiten Matratze. »Hier ist es so eng wie in einem U-Boot.«
    »Sie waren wohl noch nie in einem? Das ist eine Offizierskabine. Es gibt auf der Neptun noch eine zweite Einzelkabine. Alle anderen haben Vierer- und Achterkojen.«
    Walde tastete die Taschen eines hellgrauen Anzugs ab, der auf einem Bügel außen am Schrank hing.
    Neben ein paar Büchern lag ein iPod in einem offenen Regal. In dem Wandschränkchen über dem Bett entdeckte Walde ein kleines

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