Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
Zurmaiener Straße. Meyer bog ab und fuhr über den Verteilerkreis in die Herzogenbuscher Straße.
    »Soviel ich weiß, muss Saat gegossen werden, sonst wird das nix.« Gabi würde bei Rocky noch mal nachhaken.
    Als habe er ihre Gedanken gelesen, fragte Meyer: »Und du, was hast du gemacht?«
    Gabis Telefon schrillte. Als sie es aus der Tasche nahm, war nicht wie erwartet das Präsidium auf dem Display. Die Nummer war unterdrückt.
    »Ja?«, Gabis Stimme klang skeptisch. »Hallo, Martin!« Ihr Tonfall wurde deutlich freundlicher. »Woher hast du die Nummer?«
    Kurz darauf sagte sie: »Ach ja, hab ich wohl vergessen.«
    Sie hörte wieder eine Weile zu und fragte dann. »Morgen Abend? Mal sehen, vielleicht komme ich.«
    Mit der linken Hand hielt sie das Telefon ans Ohr, mit der rechten klappte sie die Sonnenblende herunter und betrachtete sich im Spiegel. »Klar hab ich auch flachere.« Sie legte auf.
    Gerade als Meyer seine Frage von vorhin wiederholen wollte, sagte Gabi, nachdem sie ihre Lippen nachgezogen und sich überzeugt hatte, dass sich die Scheckkarte in ihrer Tasche befand: »Lass mich bitte da vorn raus, ich muss noch was einkaufen.«
    Meyer hielt direkt vor einem Schuhgeschäft. Gabi wartete dennoch, bis er außer Sichtweite war, bevor sie hineinging.
    *
    Vor Grabbes Schreibtisch türmten sich zwei Stapel mit Aktenordnern vom Fußboden bis zur Platte.
    »Was ist denn das?« Nachdem Walde nähergekommen war, legte er die Hand darauf. Dabei geriet der oberste Ordner ins Rutschen.
    »Vorsicht!« Grabbe schob reaktionsschnell den Ordner in eine stabile Position zurück. »Staatsanwalt Roth hat mich dazu aufgefordert, ganz behutsam damit umzugehen. Wir hatten für die Durchsuchung der Wohnung von den Wohlenbergs eigentlich keine …«
    »Das hat mir Stiermann gerade erzählt. Aber ich glaube, er meinte damit, der Inhalt sollte sensibel gehandhabt werden.«
    »Ach so«, Grabbe drückte ein Auge zu, »dann hab ich wohl was falsch verstanden. Ich hab den Kram durchgesehen und einiges Interessante entdeckt.«
    »Alle Achtung, das sind ja gut und gerne zwei Meter Material.«
    »Durchgesehen heißt nur quergelesen.« Grabbe konnte ein zufriedenes Lächeln über Waldes Staunen nicht unterdrücken. »Die Streiterei um die Immobilie hat die Wohlenbergs Zigtausende gekostet. Da sind etliche Meter Akten zusammengekommen. Aber sie konnten es sich leisten. Er hatte vor ein paar Jahren seine radiologische Praxis verkauft und den Ruhestand angetreten.«
    »Und die Gegenseite?«, fragte Walde.
    »Die ist dabei ausgeblutet«, sagte Grabbe. »Der ganze Komplex hat jahrelang brach gelegen. Da sind bei den Investoren Millionen draufgegangen. Und wenn Herr Wohlenberg nicht gestorben wäre und Frau Wohlenberg nicht eingelenkt hätte, wer weiß, ob die Trading Invest nicht auch hätte aufgeben müssen.«
    »Was hat Frau Wohlenberg bekommen?«
    »Hat mich gewundert. Eigentlich nur den Wert des Penthouse.«
    »Keine Sonderzahlung, weil sie keine adäquate Ersatzwohnung geboten bekam?«
    »Nein, ihr Neffe hat die Sache letztlich geregelt. Die Frau muss wohl geistig nicht mehr ganz auf der Höhe sein.« Grabbe zog vorsichtig einen der Ordner aus dem Stapel und schlug ihn an einer mit einem Klebezettel markierten Stelle auf.
    »Mir schien sie ziemlich fit zu sein«, sagte Walde.
    »Jedenfalls ist sie laut Aktenlage nicht mehr geschäftsfähig und steht unter Betreuung.«
    »Und wer kümmert sich um ihre Geschäfte?«
    »Wie gesagt, dieser Neffe …« Grabbe blätterte weiter.
    »Ich weiß jetzt, was du denkst. Nein, er hat sich nicht bereichert. Alles ist auf ein Treuhandkonto geflossen, von dem, abgesehen von ihrem sonstigen Besitz, Frau Wohlenberg einen sehr angenehmen und langen Lebensabend bestreiten kann.«

Freitagabend
    Wieder gab es auf dem Parkplatz an der Kneipe keinen freien Platz. Nachdem Gabi endlich ihr Auto verlassen hatte, eilte sie auf den Eingang zu, um ihre Frisur nicht vom Nieselregen ruinieren zu lassen.
    Der große Gastraum war voll besetzt. Es roch nach Essen, Rauch und feuchter Kleidung.
    Kurz vor der Theke wurde Gabi von einer Kellnerin umkurvt, die zur Küchenklappe strebte, wo bereits dampfende Teller standen. Die Gespräche hatten die Oberhand über die Musik gewonnen. Es war kein Tango, sondern ein langsames Stück von Santana, auf das man höchstens Blues tanzen konnte.
    Der Hocker direkt neben dem Ausschank, auf dem sie schon vor zwei Abenden gesessen hatte, war noch frei.
    »Sie sind früh dran.« Der

Weitere Kostenlose Bücher