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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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ich niemanden zu Gesicht bekommen. Die Mücke hat mir Gesellschaft geleistet, ein paar Tage lang. Ich hab sie gefüttert.«
    »Wie lange?«
    »Ein paar Tage.«
    »Nein, ich meine, wie lange warst du drin?«
    »Vier Monate und eine Woche, dann hatte ich Verhandlung.«
    »Dann bist du erst rausgekommen?«
    »Nee, es gab achtzehn Monate, aber in normaler Strafhaft. Die hab ich übrigens komplett abgesessen. Wie alle Strafen danach auch. Ich hab mich nie auf einen Zweidrittelhandel mit Bewährung eingelassen.«
    »In weiser Voraussicht«, sagte sie. »Eine Bewährung hättest du nie überstanden.«
    »Ich bin seit über zehn Jahren clean.« Ein wenig Entrüstung schwang in seiner Stimme mit.
    »Sagen wir mal so, du bist zwar aufgefallen, aber wir haben dich in Ruhe gelassen.«
    »Waren doch höchstens Peanuts.«
    »Das kann man von vorgestern Nacht nicht unbedingt behaupten.«
    »Aber da hab ich nix mit zu tun und weiß auch wirklich nicht mehr, als ich dir schon gesagt hab.«
    »Falls du was hören solltest, weißt du ja, wo du mich finden kannst.« Sie öffnete die Tür und kletterte aus dem Führerhaus. »Man sieht sich.«
    Vorn standen die Männer immer noch zusammen. Gabi entschied sich, auf demselben Weg, auf dem sie gekommen war, zu Meyers Wagen zurückzugehen. Als sie das Ende der Rampe erreichte, fuhr nebenan ein zweistöckiger Personenzug mit grellbuntem Graffiti vorbei. Ein Luftzug wirbelte vom Schotter neben den Schienen Papierchen und Plastikfetzen auf.
    An den Wagen ihres Kollegen gelehnt, steckte sich Gabi eine weitere Zigarette an und notierte sich die Nummer von Rockys Laster. Vorne kam Bewegung in die Reihe der Schrottwagen. Sie sah, dass einige der Männer an der Kante der Rampe entlang zu ihren Wagen zurückgingen.
    Überraschenderweise ließ sich die Beifahrertür von Meyers Wagen öffnen. Gabi setzte sich hinein. Trotz jahrzehntelanger Erfahrung im Dezernat Eigentumsdelikte schien sich Meyer eine Menge Gottvertrauen bewahrt zu haben.
    Noch während sie das Handschuhfach aufklappte und eine offene Tupperdose mit einem hart gewordenen Eckchen Käse fand, ließ sich Meyer auf den Fahrersitz plumpsen.
    »Und, kam was bei den Schrottis raus?«, fragte Gabi.
    »Ich dachte, du warst bei der Sitte?«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Hast du schon mal von einem Zuhälter ein Geständnis bekommen?« Er startete den Wagen und fuhr an hohen, gewölbten Blechzäunen vorbei, die wie übereinander getürmte Leitplanken wirkten. Ein schleifendes Geräusch von Metall auf Metall schmerzte Gabi in den Ohren.
    »Natürlich nicht, wobei ich …«, Gabi schloss die Scheibe und legte die Hand an die immer noch leicht schmerzende Schläfe, »… soweit ich mich erinnere, nie direkt gefragt habe.«
    »Und genauso wenig hab ich den Schrotthändler nach dem Kupferdraht fragen müssen.«
    »Ich habe bei solchen Gelegenheiten dann ein Dutzend Kollegen dabei gehabt, und wir haben eine Razzia gemacht.« Gabi lächelte.
    Der Wagen bog auf die Straße ein. Meyer gab Gas.
    »Da warst du klar im Vorteil. Freier und Nutten sind besser zu befragen als geschältes Kupferkabel. Da kannst du nicht feststellen, woher es kommt. Auch wenn der Querschnitt mit dem gesuchten übereinstimmt, aber das ist ein Allerweltsmaß, da ist nichts zu beweisen, das wissen die auch, die waren ganz locker.«
    »Und nun?«
    »So ist das halt.« Meyer fädelte sich auf die Beschleunigungsspur der Autobahn ein.
    »Warum bist du überhaupt hierher gekommen?«, fragte Gabi.
    »Routine.« Meyer zog hinter einem Laster direkt auf die Überholspur. »Wenn man denen offen und ehrlich kommt, akzeptieren die sogar mal die Sicht der Bullen, auch wenn sie normalerweise wenig bis nichts für uns übrig haben.«
    Auf der rechten Seite tauchte die Mosel und dahinter Pfalzel mit der Wallmauer auf. In dem Wagen roch es nicht gut. Gabi war wieder ein wenig übel. »Das verstehe ich nicht ganz«, sagte sie, um das Gespräch am Leben zu halten.
    »Es ging letztendlich nicht um das Kupfer, ich hab mal nachgefühlt, ob jemand vielleicht etwas auf der Baustelle gesehen hat, was mit dem Toten zu tun haben könnte.«
    »Und?« Sie fuhren unter einer Brücke hindurch, über die ein Güterzug rollte.
    »Die Saat ist ausgebracht.« Meyer nahm die Geschwindigkeit zurück. »Ob sie auf fruchtbaren Boden fällt, werden wir sehen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann habe ich wenigstens meinen Job erledigt.« Meyer schob sich ein Bonbon in den Mund.
    Vor ihnen staute sich der Verkehr in Richtung

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